Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
beschreib ihr den Fluß, die Baumwollfelder, das braune Profil der fernen Gebirge und wie die Dächer von Piura am Mittag leuchten, die weißen Häuser von Castilla, das Unermeßliche der Wüste und des Himmels. Du, ich werd für dich sehen, wirst ihr deine Augen leihen, alles was ich hab, gehört jetzt dir, Toñita. Soll sich vorstellen, wie der Fluß kommt: Diese dünnen Schlangen, die eines Tages im Dezember im Flußbett angekrochen kommen, und wie sie sich finden und wachsen, und ihre Farbe, du, bräunliches Grün, und wird dicker und dicker und dehnt sich. Soll das Läuten der Glocken hören und die Leute ahnen, die heraustreten und ihn begrüßen, die Jungens, die Raketen abbrennen, die Frauen, die Konfetti hineinwerfen und Luftschlangen schleudern, die granatfarbenen Röcke des Bischofs, der das herbeiströmende Wasser jetzt segnet. Erzähl ihr, wie alle am Malecón niederknien, und beschreib ihr den Jahrmarkt – die Stände, die Sonnendächer, die Eistüten, die Ausrufer –, nenn ihr die glücklichen Principales, die sich mit ihren Pferden in die Strömung werfen und in die Luft schießen, und auch die aus der Gallinacera und die Mangaches, die in Unterhosen baden, und die Mutigen, die von der Alten Brücke aus hineinhechten. Und erklär ihr, wie der Fluß jetzt Fluß ist, und wie er Tag und Nacht bei Catacaos fließt, schmutzig und zäh. Auch wer Angélica Mercedes ist,die ihre Freundin sein wird, und die Gerichte, die sie ihr kochen wird, du, was du am liebsten magst, Toñita, Picantes, Chupes, Secos und Piqueos, ja sogar Clarito, ich möchte aber nicht, daß du zuviel davon trinkst. Und vergiß nicht die Arpa, du, jeden Abend eine Serenade für dich ganz allein. Red ihr ins Ohr, setz sie auf deine Knie, zwing sie nicht, sei geduldig, liebkose sie ganz sachte, oder besser, atme sie nur ein, ohne sie zu berühren, ohne Eile, warte sanft, bis sie deine Lippen sucht. Und sprich zu ihr, immerzu, ins Ohr, mit Zärtlichkeit, ihr Körper wiegt so leicht und von ihrer Haut strömt ein lauwarmes Parfum aus, streichele den Flaum ihrer Arme wie die Saiten der Arpa. Red und red, murmle, zieh ihr behutsam die Schuh aus, küß ihr die Füße und dann, wiederum, hell und ruhig, ihre Fersen, die Biegung ihres Spannes, ihre kleinen zarten Zehen in deinem Mund, ihr frisches Lachen im Halbschatten. Lach auch, kitzle ich dich? küß sie die ganze Zeit, dann ihre Knöchel, so schmal und ihre strammen und runden Knie. Leg sie dann vorsichtig hin, mach’s ihr bequem, und ganz allmählich, ganz fürsorglich, knöpf ihre Bluse auf und berühr sie, spannt sich ihr Körper? laß sie los, rühr sie wieder an, und sprich zu ihr, du liebst sie, wirst sie verwöhnen wie ein kleines Mädchen, wirst für sie leben, faß sie nicht zu fest an, beiß sie nicht, drück sie ein ganz kleines bißchen, lenk ihre Hand bis zum Rock, sie selber soll die Knöpfe aufmachen. Du, ich helf dir, Toñita, ich zieh ihn dir aus, Mädchen,und leg dich an ihre Seite. Sag ihr, was du fühlst, wie ihre Brüste sind, du, zwei kleine Kaninchen, küß sie, du liebst sie beide, hast sie im Traum gesehen, nachts kamen sie weiß in den Turm und hüpfend, wolltest sie fangen und sie entwischten immer, du, aber so was von süß und so was von schlau und dann, das diskrete Halbdunkel, das Flattern der Vorhänge, die undeutlichen Umrisse der Gegenstände, und die Glätte und der reglose Schimmer ihres Körpers. Streich darüber hin, einmal und noch einmal und sag ihr, deine Knie sind, und deine Hüften sind, und deine Schultern sind, und was du fühlst, und daß du sie liebst, immer daß du sie liebst. Du, Toñita, Mädchen, Kleines, und drück sie an dich, jetzt, ja, such ihre Schenkel, dräng sie scheu auseinander, sei vorsichtig, sei gehorsam, bedräng sie nicht, küß sie und zieh dich zurück, küß sie noch mal, beschwichtige sie und, unterdessen, fühl wie deine Hand feucht wird und ihr Körper nachgibt und sich öffnet, die wohlige Erschlaffung, die sie erfüllt und wie ihr Atem schneller wird und ihre Arme dich rufen, fühl, wie der Turm zu gehen, zu glühen, zwischen heißen Dünen zu verschwinden beginnt. Sag ihr, du bist meine Frau, wein nicht, umklammre mich nicht, als wärst du am Sterben, sag ihr, du fängst an zu leben, und jetzt lenk sie ab, spiel mit ihr, trockne ihre Wangen, sing ihr vor, lull sie ein, sag ihr, sie soll schlafen, du, ich werd dein Kissen sein, Toñita, ich werd deinen Schlaf behüten.»Heute morgen haben sie ihn nach Lima gebracht«,
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