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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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sagte Fushía. »Aber nicht, daß sie mit dem Lotsen fort ist. Das wird sie mir büßen.«
    Ohne die Augen zu öffnen, wandte Fushía das Gesicht, spuckte aus, Mensch, zog die Decken bis zum Mund hoch, sollte lieber aufpassen, wohin er spuckte, hatte ihn gestreift.
    »Wie viele Monate bist du nicht gekommen?« sagte Fushía. »Seit Jahrhunderten wart ich schon auf dich.«
    »Hast du viel Fracht?« sagte Aquilino. »Wie viele Gummiballen? Und wie viele Häute?«
    »Wir haben Pech gehabt«, sagte Fushía. »Haben nur leere Dörfer angetroffen. Diesmal hab ich keine Ware.«
    »Wo du doch gar nicht mehr hast rumfahren können und deine Beine im Urwald nicht mehr mitgemacht haben«, sagte Aquilino. »Unter Leuten sterben, die du kennst! Glaubst du, die Huambisas wären bei dir geblieben? Die hätten jeden Augenblick abhauen können.«
    »Ich hätt ihnen von der Hängematte aus Befehle geben können«, sagte Fushía. »Jum und Pantacha hätten sie da hingeführt, wohin ich sie geschickt hätte.«
    »Mach dir nichts vor«, sagte Aquilino, »Jum haben sie gehaßt, daß sie ihn bisher nicht umgebracht haben, ist nur wegen dir. Und Pantacha taugt nichts mehr,mit seinem Gebräu, hat kaum reden können, als wir weggingen. Mit alldem war Schluß, mach dir doch nichts vor, Mensch.«
    »Hast du gut verkauft?« sagte Fushía. »Wieviel Geld bringst du mir denn?«
    »Fünfhundert Sol«, sagte Aquilino. »Sieh mich nicht so wütend an. Was ich mitgenommen hatte, war nicht mehr wert, und ich mußte noch reden, um das zu kriegen. Aber wie kommt das eigentlich: das ist das erste Mal, daß du keine Ware hast.«
    »Hier ist nichts mehr zu holen«, sagte Fushía. »Die Burschen sind gewarnt und verstecken sich. Ich werd mich woanders umsehen müssen. Wenn’s sein muß, geh ich sogar in die Städte, aber Gummi muß ich auftreiben.«
    »Hat Lalita dir denn dein ganzes Geld gestohlen?« sagte Aquilino. »Haben sie dir nichts gelassen?«
    »Was für Geld?« Fushía hielt die Decke unterm Mund fest, er hatte sich noch mehr zusammengekrümmt. »Von welchem Geld redest du überhaupt?«
    »Von dem, das ich dir mit der Zeit hierher gebracht hab, Fushía«, sagte der Alte. »Von dem, was du mit deinen Raubzügen verdient hast. Ich weiß, daß du’s immer versteckt hast. Wieviel hast du noch davon? Fünftausend? Zehntausend?«
    »Keiner wird mir wegnehmen, was mir gehört«, sagte Fushía. »Du nicht, und dein Arsch nicht.«
    »Mach mir nicht mehr Mitleid, als ich schon hab«, sagte Aquilino. »Und schau mich nicht so an, ich habkeine Angst vor deinen Augen. Antworte mir lieber auf meine Fragen.«
    »Ob sie solche Angst vor mir gehabt hat? oder ob sie in der Eile vergessen haben, mir das Geld zu stehlen?« sagte Fushía. »Lalita hat gewußt, wo’s versteckt war.«
    »Kann auch aus Mitleid gewesen sein«, sagte Aquilino. »Wird sich gesagt haben, der ist fertig, wird allein zurückbleiben, wir wollen ihm wenigstens das Geld lassen, damit er sich trösten kann.«
    »Hätten sie’s doch geklaut, die Hunde«, sagte Fushía. »Ohne Geld hätte der Kerl sich nicht drauf eingelassen. Und du mit deinem guten Herzen hättest mich nicht im Urwald sitzenlassen. Hättest mich zur Insel zurückgebracht, Alter.«
    »Na endlich bist du ruhiger«, sagte Aquilino. »Weißt du, was ich jetzt mach? Ich werd ein paar Bananen kleinquetschen und sie kochen. Und von morgen an kannst du dann wie ein Christenmensch essen; das jetzt wird dein Abschied von der Heidenkost.«
    Der Alte lachte, warf sich in die leere Hängematte und fing an, darin hin und her zu schaukeln, indem er sich mit einem Fuß abstieß.
    »Wenn ich dein Feind wär, wär ich nicht hier«, sagte er. »Die fünfhundert Sol hab ich ja noch, hätt sie einfach behalten können. Ich war sicher, daß du diesmal keine Fracht haben würdest.«
    Der Regen fegte über die Terrasse, klatschte dumpf aufs Dach, und die heiße Luft, die von draußen hereindrang, blies das Moskitonetz hoch, machte, daß es flatterte wie ein weißer Schwan.
    »Brauchst dich nicht so bis obenhin zuzudecken«, sagte Aquilino. »Ich weiß längst, daß dir an den Beinen die Haut abfällt, Fushía.«
    »Hat dir die Schlampe von den Mücken erzählt?« murmelte Fushía. »Hab mich gekratzt, und sie haben mich infiziert, aber es ist schon besser. Die bilden sich ein, weil ich so schlecht dran bin, such ich nicht nach ihnen. Wir werden ja sehen, wer zuletzt lacht, Aquilino.«
    »Bleib beim Thema«, sagte Aquilino. »Geht’s dir bestimmt

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