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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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das gekostet: frag
     ihn. Jum zieht das Messer heraus, hebt es hoch, die Sonne flammt auf der blanken Klinge, löst deren Konturen auf, und Jum lächelt voll Stolz, und die
     Urakusas hinter ihm lächeln, und viele ziehen ihre Messer, heben sie hoch, und die Sonne läßt sie aufblitzen und verschwimmen, und der Dolmetscher:
     zwanzig Kugeln Gummi das von Jum, sagen, die andern zehn, fünfzehn Kugeln, kosten, und Teófilo Cañas wollte zurück nach Lima, Mensch. Hatte Fieber,
     Bonino, und diese Ungerechtigkeiten, und die hier, die nicht begriffen, bessernicht daran denken, und Bonino Pérez addiert und
     subtrahiert mit den Fingern, Teófilo, mit Zahlen konnte er nie umgehen, das machte rund vierzig Sol für das Messer von Jum, oder? und der Dolmetscher,
     sagen? übersetzen? und Teófilo, nein, und Bonino, lieber dies: Patrón Teufel, dieses Messer kostete nicht einmal eine Kugel, konnte man im Abfall finden,
     Iquitos war nicht Patrón, sondern Stadt, flußabwärts, marañónabwärts, dahin sollten sie mit ihrem Kautschuk gehen, würden ihn hundertmal besser verkaufen,
     so viele Messer kaufen, wie sie nur wollten, oder sonst was, und der Dolmetscher, Señor? verstand nicht, wiederholen langsam, und Bonino hatte recht: man
     muß ihnen alles erklären, Mensch, von Anfang an, gib bloß nicht auf, Teófilo, und vielleicht hatten sie recht, aber Julio Reátegui bestand darauf: man
     durfte den Kopf nicht verlieren. Waren die Kerle nicht abgezogen? Würden nie wiederkommen, und es waren nur die Aguarunas, die aufbegehrten, er hatte mit
     den Shapras Geschäfte gemacht wie immer, und überdies gab’s für alles in der Welt ein Heilmittel. Nur, er hatte eben gehofft, seine Amtszeit als
     Gobernador in Ruhe zu Ende zu führen, Señores, und nun sahen sie es selbst, und Arévalo Benzas: das war noch nicht alles, Don Julio. Wußte er noch nicht,
     was in Urakusa mit einem Cabo, einem Lotsen und einem Träger von der Garnison von Borja passiert war? Vorige Woche erst, gerade, Don Julio, und der, was?
     was war denn passiert?
    »Freut euch, wir sind in der Mangachería«, sagte José.
    »Der Sand kratzt, er kitzelt mich. Ich werd die Schuhe ausziehen«, sagte der Affe.
    Mit der Avenida Sánchez Cerro hörten auch der Asphalt, die weißen Häuserfronten, die massiven Haustüren und die elektrische Straßenbeleuchtung auf, und es begannen die Wände aus Binsen, die Dächer aus Stroh, Blech oder Pappe, der Staub, die Fliegen, die kreuz und quer führenden Pfade. In den quadratischen Fensterchen ohne Vorhänge der Hütten leuchteten die Talglichter und die Ölfunzeln der Mangaches, ganze Familien saßen mitten auf der Straße und genossen die kühle Nachtluft. Alle Augenblicke hoben die Leóns die Hand, um Freunde zu grüßen.
    »Warum sind sie so stolz darauf? Warum wird sie so gelobt?« sagte Josefino. »Es stinkt, und die Leute leben wie Tiere. Mindestens fünfzehn in jedem Loch.«
    »Zwanzig, wenn man die Hunde und das Foto von Sánchez Cerro 5 mitzählt«, sagte der Affe. »Das ist auch gut an der Mangachería: es gibt keine Unterschiede. Menschen, Hunde, Ziegen, alle sind gleich, alle sind Mangaches.«
    »Und stolz sind wir, weil wir geboren sind«, sagte José. »Gelobt wird sie, weil sie unsere Heimat ist. Im Grunde stirbst du ja nur vor Neid, Josefino.«
    »Ganz Piura ist um diese Zeit wie ausgestorben«, sagte der Affe. »Und hier, hörst du’s? hier beginnt das Leben jetzt.«
    »Hier sind wir alle Freunde oder Verwandte, undman wird akzeptiert als das, was man ist«, sagte José. »In Piura sieht man nur auf das, was du besitzt, und wenn du kein Weißer bist, dann bist du einer, der den Weißen schmeichelt.«
    »Ich scheiß auf die Mangachería«, sagte Josefino. »Wenn damit aufgeräumt wird wie mit der Gallinacera, dann besauf ich mich vor Freude.«
    »Du hast bloß Angst und weißt nicht, mit wem du dich anlegen sollst«, sagte der Affe. »Aber wenn du über die Mangachería schimpfen willst, dann sprich lieber leise, sonst machen die Mangaches Kleinholz aus dir.«
    »Wir benehmen uns wie Kinder«, sagte Josefino. »Als wenn jetzt der Moment wäre zu streiten.«
    »Wir wollen uns lieber vertragen, singen wir die Hymne«, sagte José.
    Die im Sand sitzenden Leute waren still, der Lärm – Singen, Trinksprüche, Gitarrenmusik, Händeklatschen – drang ausschließlich aus den Chicherías, Hütten, die größer waren als die andern, besser beleuchtet, rote oder weiße Wimpel 6 flatterten davor, an der Fassade oder

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