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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Bananenrest in den offenen Mund, und die Kleine fängt an zu kauen. Mit der Banane sind ihr einige Haarspitzen in den Mund geraten. Bonifacia weist die mit dem Nasenring darauf hin, und die hebt wieder die Hand, ihre Finger ergreifen die gefangenen Haare und ziehen sie vorsichtig heraus. Die Kleine schluckt jetzt, ein Kügelchen gleitet an ihrer Gurgel auf und ab. Einige Sekunden später öffnet sie den Mund erneut und wartet so, mit immer noch geschlossenen Augen. Bonifacia und die mit dem Ring sehen sich in der öligen Helle der Lampe an. Im gleichen Augenblick lächeln sie sich zu.
    »Magst du nichts mehr?« sagte Aquilino. »Aber du mußt was essen, Mann, du kannst doch nicht von der Luft leben.«
    »Ich muß immerzu an diese Nutte denken«, sagte Fushía. »Du bist schuld daran, Aquilino, seit zwei Nächten seh ich sie ständig vor mir und hör sie. Aber so wie sie als Mädchen war, wie ich sie kennengelernt hab.«
    »Wie hast du sie eigentlich kennengelernt, Fushía?« sagte Aquilino. »War das lange nachdem wir uns getrennt hatten?«
    »Vor einem Jahr, Doktor Portillo, ungefähr«, sagte die Frau. »Damals haben wir in Belén gelebt, und bei Hochwasser ist der Fluß bis ins Haus gekommen.«
    »Freilich, Señora«, sagte Doktor Portillo. »Aber erzählen Sie mir von dem Japaner, Señora, ja?«
    Ebendrum, der Fluß war über das Ufer getreten, das Belén-Viertel sah aus wie ein Meer, und der Japaner kam jeden Sonnabend am Haus vorbei, Doktor Portillo. Und sie, wer ist das wohl, und wie eigenartig, wo er sich doch so gut kleidet, daß er da seine Waren selbst auflädt und keinen Menschen hat, der das für ihn erledigt. Das war die beste Zeit gewesen, Alter. Hatte Geld zu verdienen begonnen in Iquitos, für diesen Hund von Reátegui gearbeitet, und eines Tages konnte ein Mädchen wegen des Wassers die Straße nicht überqueren, und er bezahlte einen Ladearbeiter, damit er sie rüberbrächte, und die Mutter kam raus, um ihm zu danken: das war eine schreckliche Kupplerin, Aquilino.
    »Und immer ist er stehengeblieben, um sich mit uns zu unterhalten, Doktor Portillo«, sagte die Frau. »Bevor er zum Ladeplatz gegangen ist, oder hinterher, und immer liebenswürdig.«
    »Haben Sie da schon gewußt, in was für Geschäfte er verwickelt war?« sagte Doktor Portillo.
    »Sehr anständig und elegant hat er immer gewirkt, trotz seiner Rasse«, sagte die Frau. »Hat uns kleine Geschenke mitgebracht, Herr Doktor. Kleider, Schuhe und einmal sogar einen Kanarienvogel.«
    »Für Ihre Tochter, Señora, die immer barfuß rumläuft«, sagte Fushía. »Damit er sie morgens mit seinem Gesang weckt.«
    Sie verstanden sich prächtig, ohne es natürlich zuzugeben, Alter; die Kupplerin wußte, was er wollte, und er wußte, daß die Kupplerin Geld wollte, und Aquilino, und Lalita? was hat die zu alldem gesagt?
    »Ihre Haare waren schon ganz lang«, sagte Fushía. »Und damals war ihr Gesicht noch rein, kein einziger Pickel. Wie hübsch sie da war, Aquilino.«
    »Mit einem Sonnenschirm ist er gekommen, in weißen Anzügen, und die Schuhe auch in Weiß«, sagte die Frau. »Hat uns ausgeführt, zum Spazierengehen, ins Kino, einmal hat er Lalita in den brasilianischen Zirkus mitgenommen, der damals kam, erinnern Sie sich noch?«
    »Hat er Ihnen viel Geld gegeben, Señora?« sagte Doktor Portillo.
    »Sehr wenig, fast gar nichts, Herr Doktor«, sagte die Frau. »Und ganz selten. Kleine Geschenke hat er uns mitgebracht, sonst nichts.«
    Und Lalita war doch schon zu groß, um in die Schule zu gehen: er würde ihr Arbeit in seinem Büro geben, und das Gehalt wäre doch eine große Hilfe für beide, Lalita war das doch recht, oder? Sie hatte eben an die Zukunft ihrer Tochter gedacht, und an die Not, Herr Doktor, und daran, wie schlecht es ihnen ging: kurzum, Lalita hatte angefangen, bei dem Japaner zu arbeiten.
    »Mit ihm zusammenzuleben, Señora«, sagte Doktor Portillo. »Sie brauchen sich nicht zu genieren, ein Rechtsanwalt ist wie ein Beichtvater für seine Mandanten.«
    »Ich schwör Ihnen, daß Lalita immer zu Hause geschlafen hat«, sagte die Frau. »Fragen Sie nur die Nachbarinnen, wenn Sie mir nicht glauben, Herr Doktor.«
    »Und was für Arbeiten hat er Ihrer Tochter denn zu erledigen gegeben, Señora?« sagte Doktor Portillo.
    Blödsinnige Dinge, Alter, reich für immer wär er geworden, wenn es noch ein paar Jährchen länger gedauert hätte. Aber irgend jemand hat die Sache verraten, und Reátegui ging schuldfrei und unbescholten daraus

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