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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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bereits. Alle sagen, das Gebiet sei ideal für Kaffee.«
    »Was das anlangt, läuft alles normal«, sagte Doktor Portillo. »Was nicht mehr klappt, ist das Gummi-und das Ledergeschäft. Überall Banditen, Freundchen.«
    »Portillo? Kenn ich nicht, Fushía«, sagte Aquilino. »Ist das ein Arzt in Iquitos?«
    »Ein Rechtsanwalt«, sagte Fushía. »Der, der dem Reátegui all die Prozesse gewonnen hat. Ein eingebildeter Kerl, Aquilino, überheblich.«
    »Es ist nicht Schuld der Patrones, Señor Reátegui, ich schwör’s Ihnen«, sagte Fabio Cuesta. »Die sind am allerwütendsten. Schauen Sie, die sind doch die am meisten Benachteiligten. Die Banditen existieren scheint’s wirklich.«
    Doktor Portillo hatte ursprünglich auch geglaubt, die Patrones treiben heimlich Handel, Julio, hätten das mit den Banditen nur erfunden, um das Gummi nicht an ihn zu verkaufen. Aber so war’s nicht, Tatsache ist, daß sie sich jeden Tag mehr anstrengen müssen, um Ware aufzutreiben, Freundchen, er und Don Fabio hatten überall herumgefragt, nachgeforscht, es sind wirklich Banditen, und Don Fabio hatte sich wie ein Ehrenmann benommen, war vor lauter Reisen krank geworden und hatte ihn trotzdem begleitet, Julio, und es war natürlich nützlich, mit einer Amtsperson im Schlepp aufzutreten, der Gobernador von Santa María de Nieva flößte dort Respekt ein.
    »Wenn es sich um Señor Reátegui handelt, ist mir keine Mühe zu groß«, sagte Fabio Cuesta. »Aber auch keine, das wissen Sie, Don Julio. Was mir am meisten leid tut, ist das mit den Banditen, wo’s doch so schwierig war, die Patrones zu überzeugen, daß sie an Sie verkaufen sollten, statt an die Bank.«
    »Das muß man gesehen haben, wie der mich behandelt hat«, sagte Fushía. »Wie hochnäsig. Meinst du, der hätte mich in Iquitos auch nur ein einziges Mal zu sich eingeladen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich diesen Rechtsverdreher gehaßt hab, Aquilino.«
    »Immer nur Haß, Fushía«, sagte Aquilino. »Da geht irgendwas nicht so, wie du willst, und schon hast du Haß auf jemand. Dafür wird dich Gott auch strafen.«
    »Noch mehr?« sagte Fushía. »Der hat mich schon gestraft, ehe ich überhaupt etwas angestellt hatte, Alter.«
    »In der Garnison von Borja haben sie uns sehr geholfen«, sagte Doktor Portillo. »Haben uns Führer, Lotsen mitgegeben. Mußt dich beim Coronel bedanken, Julio, schreib ihm ein paar Zeilen.«
    »Ein reizender Mensch, dieser Coronel, Señor Reátegui«, sagte Fabio Cuesta. »Sehr entgegenkommend, sehr dynamisch.«
    Sie konnten gegen die Banditen vorgehen, sobald sie aus Lima den Befehl dazu erhielten, Freund, das beste wäre, wenn Reátegui einen Sprung in die Hauptstadt machte und alles veranlaßte, damit die Soldaten eingriffen, dann käme alles in Ordnung. Und ob, Mensch, freilich war das der Mühe wert.
    »Wir haben es nicht glauben wollen, Señor Reátegui«, sagte Fabio Cuesta. »Aber alle Patrones haben uns dasselbe gesagt und Stein und Bein darauf geschworen. Das haben sie doch nicht vorher absprechen können.«
    Die Sache war einfach so: wenn die Patrones bei den Stämmen auftauchten, war nichts da, kein Gummi und keine Häute, bloß Nacktärsche, die heulten und schimpften, man hat uns bestohlen, man hat uns bestohlen, Banditen, Teufel und so weiter.
    »Mit Don Fabio, das war der Gobernador von Santa María de Nieva, und mit Soldaten aus Borja ist er den Santiago hinaufgefahren«, sagte Fushía. »Vorher waren sie noch bei den Aguarunas, bei den Achuales auch, um sich zu erkundigen.«
    »Aber ich bin ihnen doch auf dem Marañón begegnet«, sagte Aquilino. »Hab ich dir das nicht erzählt? Zwei Tage lang bin ich mit ihnen gefahren. Auf meiner zweiten oder dritten Reise zur Insel. Und Don Fabio und der andere, wie heißt er? Portillo? haben mir ein Loch in den Bauch gefragt, und ich hab schon gesagt, jetzt ist’s aus, Aquilino. Angst hab ich gehabt!«
    »Schade, daß sie nicht gekommen sind«, sagte Fushía. »Was der Rechtsverdreher wohl für ein Gesicht gemacht haben würde, wenn er mich gesehen hätt, und was er diesem Hund von Reátegui alles erzählt hätte! Und Don Fabio, Alter, was macht der? Lebt er noch?«
    »Ja, ist immer noch Gobernador in Santa María de Nieva«, sagte Aquilino.
    »So dumm bin ich nicht«, sagte Doktor Portillo. »Als erstes hab ich gedacht, wenn’s nicht die Patrones sind, sind’s die Nacktärsche, machen dieselben Scherze wie die in Urakusa, das mit der Genossenschaft.Darum sind wir ja zu den Stämmen

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