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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Blonde. »Hätten sich die Nönnchen vielleicht vor unsern Augen baden sollen?«
    »Vielleicht haben sie heimlich gebadet?« sagte der Dunkle.
    »Ich hab sie nie gesehen«, sagte der Knirps. »Und ihr auch nicht.«
    »Du hast sie auch ihre Notdurft nicht verrichten sehen«, sagte der Blonde. »Das heißt aber nicht, daß sie die ganze Reise über nicht geschissen und nicht gepinkelt haben.«
    Einen Moment, der Fette hatte sie gesehen: als alle schliefen, waren sie geräuschlos aufgestanden und wie kleine Gespenster an den Fluß gegangen. Die Guardias lachten, und der Sargento, dieser Fettwanst, hatte er ihnen nachspioniert? sie nackt sehen wollen?
    »Aber mi sargento« , sagte der Fette verwirrt. »Sagen Sie doch so was nicht, wie kommen Sie nur darauf? Ich schlaf eben schlecht, deswegen hab ich sie gesehen.«
    »Reden wir von was anderem«, sagte der Dunkle. »Über die Nonnen darf man keine Witze reißen. Und außerdem werden wir den da ja doch nicht überzeugen. Du bist stur wie ein Maultier, Knirps.«
    »Und ein Arschloch«, sagte der Fette. »Die Nacktärsche mit den Nonnen vergleichen, du tust mir leid, wirklich.«
    »Jetzt ist aber Schluß«, sagte der Sargento und hinderte den Knirps, der eben etwas sagen wollte, am Reden. »Jetzt wird geschlafen, damit wir morgen frühzeitig aufbrechen können.«
    Sie schwiegen und starrten in die Flammen. Die Thermosflasche mit dem Anisschnaps machte noch einmal die Runde. Dann erhoben sie sich, krochen in die Zelte, aber einen Augenblick darauf kehrte der Sargento, im Mund eine Zigarette, zum Feuer zurück. Der Lotse Nieves reichte ihm einen glimmenden Strohhalm.
    »Immer so schweigsam, Don Adrián«, sagte der Sargento. »Warum haben Sie nicht auch was gesagt?«
    »Ich hab zugehört«, sagte Nieves. »Ich mag Streitereien nicht, Sargento. Und außerdem möchte ich mich lieber nicht mit denen anlegen.«
    »Mit den Jungens?« sagte der Sargento. »Haben sie Ihnen was getan? Warum haben Sie’s mir nicht gesagt, Don Adrián?«
    »Sie sind überheblich, verachten die Leute, die hier geboren sind«, sagte der Lotse leise. »Haben Sie nicht gesehen, wie sie mich behandeln?«
    »Sie sind eingebildet wie alle Limeños«, sagte der Sargento. »Aber man darf sich nichts draus machen, Don Adrián. Und wenn sie Ihnen gegenüber frech werden, sagen Sie’s mir, und ich stauch sie zusammen.«
    »Sie dagegen sind ein anständiger Kerl, Sargento«, sagte Nieves. »Das hab ich Ihnen schon lange sagen wollen. Der einzige, der mich höflich behandelt.«
    »Weil ich Sie sehr schätze, Don Adrián«, sagte der Sargento. »Ich hab Ihnen ja schon oft gesagt, daß ich gern Ihr Freund wäre. Aber Sie schließen sich nie jemandem an, Sie sind ein Einzelgänger.«
    »Von jetzt an sind Sie mein Freund«, lächelte Nieves. »Demnächst kommen Sie einmal zu mir zum Essen, und dann stell ich Ihnen Lalita vor. Und die andere, die die Mädchen hat ausreißen lassen.«
    »Was? Diese Bonifacia wohnt bei ihnen?« sagte der Sargento. »Ich hab gedacht, sie sei aus dem Dorf weggegangen.«
    »Wo hätt sie denn hingehen sollen? Wir haben sie aufgenommen«, sagte Nieves. »Aber erzählen Sie’s niemand, sie will nicht, daß man weiß, wo sie ist, sie ist nämlich immer noch eine halbe Nonne, stirbt vor Angst vor den Männern.«»Hast du die Tage gezählt, Alter?« sagte Fushía. »Ich hab das Gefühl für Zeit verloren.«
    »Was kann dir die Zeit ausmachen, wozu denn?« sagte Aquilino.
    »Es ist, als wären tausend Jahre vergangen, seit wir die Insel verlassen haben«, sagte Fushía. »Außerdem, ich bin sicher, daß es umsonst ist, Aquilino, du kennst die Menschen nicht. Wirst schon sehen, in San Pablo holen sie die Polizei, und das Geld stecken sie selber ein.«
    »Wirst du jetzt schon wieder traurig?« sagte Aquilino. »Ich weiß ja, daß die Reise lang ist, aber was willst du, wir müssen vorsichtig sein. Und mach dir keine Sorgen wegen San Pablo, Fushía, ich sag dir doch, ich kenn jemanden von dort.«
    »Ich bin halt müde, Mensch. Ist kein Spaß, so herumzurennen, mit mir hast du das große Los gezogen«, sagte Doktor Portillo. »Schau nur, wie erschöpft der arme Don Fabio aussieht. Aber jetzt sind wir wenigstens in der Lage, dir Genaueres zu sagen. Nun setz dich aber erst einmal hin, sonst haut’s dich um, wenn du die Neuigkeiten hörst.«
    »Auf den Plantagen geht’s gut, sind sehr hübsch, Señor Reátegui«, sagte Fabio Cuesta. »Der Ingenieur ist sehr liebenswürdig. Planiert und gesät hat er

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