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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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gefahren. Aber die Nacktärsche waren’s auch nicht.«
    »Die Weiber haben uns heulend empfangen, Señor Reátegui«, sagte Fabio Cuesta. »Denn die Banditen haben nicht nur den Kautschuk, die Lechecaspi 8 und die Häute mitgenommen, sondern auch die jungen Mädchen, versteht sich.«
    Der Gedanke war nicht schlecht, Freundchen: Reátegui schoß den Patrones Geld vor, die Patrones schossen es den Nacktärschen vor, und sobald die Nacktärsche mit dem Gummi und den Häuten aus dem Urwald zurückkamen, fielen diese Saukerle über sie her und klauten ihnen alles. Ohne einen Centavo investiert zu haben, Freund, war das etwa kein Geschäft? er sollte eben nach Lima fahren und etwas in die Wege leiten, Julio, und je früher, desto besser.
    »Warum hast du dich immer auf schmutzige und gefährliche Geschäfte eingelassen?« sagte Aquilino. »Das ist schon fast eine Manie von dir, Fushía.«
    »Alle Geschäfte sind schmutzig, Alter«, sagte Fushía. »Was mir gefehlt hat, war eben ein kleines Anfangskapital, wenn du Geld hast, kannst du ohne Gefahr die übelsten Geschäfte machen.«
    »Wenn ich dir nicht geholfen hätt, wär dir nichts anderes übriggeblieben, als nach Ecuador zu gehen«, sagte Aquilino. »Weiß nicht, warum ich dir geholfen hab. Mit dir hab ich schreckliche Jahre verlebt. Immer in Angst, Fushía, immer das Herz in der Hose.«
    »Du hast mir geholfen, weil du ein anständiger Kerlbist«, sagte Fushía. »Der Beste, den ich je kennengelernt hab. Wenn ich reich wär, würd ich dir all mein Geld hinterlassen, Alter.«
    »Aber du bist’s nicht und wirst’s auch nie«, sagte Aquilino. »Und was würd mir dein Geld jetzt nützen, wo ich jeden Moment sterben kann. Darin sind wir uns ein wenig ähnlich, Fushía, wir kratzen so arm ab, wie wir auf die Welt gekommen sind.«
    »Es gibt schon eine ganze Legende über die Banditen«, sagte Doktor Portillo. »Sogar in den Missionen hat man uns davon erzählt. Aber die Mönche und die Nonnen wissen auch nicht viel.«
    »In einem Aguarunadorf vom Cenepa hat uns eine Frau erzählt, sie hätte sie gesehen«, sagte Fabio Cuesta. »Und daß Huambisas darunter gewesen seien. Aber ihre Aussagen haben uns nicht viel genützt. Sie wissen ja, Señor Reátegui, die Nacktärsche.«
    »Daß Huambisas darunter sind, ist Tatsache«, sagte Doktor Portillo. »Das bestätigen alle, sie haben sie an der Sprache und an der Aufmachung erkannt. Aber die Huambisas machen nur aus Rauflust mit, du weißt ja, wie gern die Krieg führen. Nur ist auf keine Weise herauszubekommen, wer die Weißen sind, die sie anführen. Es heißt, es seien zwei oder drei.«
    »Einer davon ist serrano , Don Julio«, sagte Fabio Cuesta. »Das haben uns die Achuales verraten, die radebrechen ein bißchen Quechua.«
    »Aber auch wenn du’s nicht zugeben willst, Fushía, du hast Glück gehabt«, sagte Aquilino. »Sie habendich nie erwischt. Ohne diese Mißgeschicke hättest du dein ganzes Leben auf der Insel zubringen können.«
    »Das verdank ich den Huambisas«, sagte Fushía. »Nach dir waren sie es, die mir am meisten geholfen haben, Alter. Und jetzt siehst du ja, wie ich’s ihnen vergolten hab.«
    »Aber dafür gibt’s doch mehr als genug Gründe, es war weder in ihrem noch in deinem Interesse, daß du noch länger auf der Insel bliebst«, sagte Aquilino. »Du bist seltsam, Fushía. Da machst du dir Vorwürfe, weil du Pantacha und die Huambisas im Stich gelassen hast; die schlimmen Dinge dagegen, die du angestellt hast, kommen dir nicht schlimm vor.«
    Das war ebenfalls eindeutig nachgewiesen, Freund: die Gummiankäufe in der Gegend hatten nicht nachgelassen, in Bagua hatten sie sogar zugenommen, obwohl sie selbst nicht einmal mehr halb soviel wie vorher verkauften. Denn die Banditen waren sehr schlau, Señor Reátegui, wußte er, was sie machten? Sie verkauften weit entfernt von den Überfallstellen, sicherlich über Mittelsmänner. Was konnte es ihnen auch ausmachen, das Gummi spottbillig zu verscheuern, wo sie es doch gratis kriegten. Nein, nein, Freund, die Verwalter der Hypothekenbank hatten keine neuen Gesichter gesehen, die Lieferanten waren die üblichen. Das stellten sie klug an, die Gauner, ließen sich auf kein Risiko ein. Hatten wahrscheinlich ein paar Patrones gefunden, die ihnen die geraubten Warenzu niedrigen Preisen abnahmen, und die verkauften sie dann an die Bank, und da man sie dort kannte, war keine Kontrolle möglich.
    »War das der Mühe wert, sich solchen Gefahren auszusetzen wegen solch

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