Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
denn?« sagte Lalita. »Warum schauen Sie weg, sagen Sie?«
»Ich bin nicht erschrocken«, sagte Nieves. »Nur, Sie sind nackt, und ich bin ein Mann.«
Lalita lachte und ließ die Itípak los; ihr rechter Fuß spielte mit einem Krug, liebkoste ihn zerstreut mit dem Fußrücken, den kleinen Zehen, der Ferse.
»Luder, Nutte, noch Schlimmeres von mir aus«, sagte Aquilino. »Aber ich hab sie gern, die Lalita, ganz gleich, was du sagst. Als wär sie meine Tochter.«
»Eine, die so was macht, weil sie ihren Kerl sterben sieht, ist schlimmer als eine Sau, schlimmer als eine Hure«, sagte Fushía. »Dafür gibt’s überhaupt kein Wort, was so eine ist.«
»Sterben sieht? In San Pablo sterben die meisten an Altersschwäche, nicht weil sie krank sind, Fushía«, sagte Aquilino.
»Das sagst du nicht, um mich zu trösten, sondern weil’s dich ärgert, daß ich auf die Lalita schimpf«, sagte Fushía.
»Vor mir hat er das zu Ihnen gesagt«, flüsterte Nieves. »Wenn du noch mal nichts unter der Itípak anhast,laß ich dich von den Taranganas 10 fressen, wissen Sie das nicht mehr?«
»Manchmal sagt er, ich schenk dich den Huambisas, ich reiß dir die Augen aus«, sagte Lalita. »Zu Pantacha die ganze Zeit: ich bring dich um, du spionierst ihr nach. Wenn er droht, tut er nichts, die Wut verraucht mit dem Reden. Tut’s Ihnen leid, wenn er mich schlägt, sagen Sie?«
»Und Wut krieg ich auch«, Nieves fummelte ungeschickt am Sperrbalken der Tür herum: »Besonders, wenn er Sie beleidigt.«
»Wenn sie allein waren, war es noch schlimmer, äach, die Zähne fallen dir aus, äach, das ganze Gesicht hast du voll Pickel, äach, deine Figur ist nicht mehr, was sie früher war, äach, sie wabbeln ja, bald wirst du aussehen wie die alten Huambisas, äach, und so, wie’s ihm gerade einfiel, hatte sie ihm leid getan?« und Nieves, seien Sie still.
»Aber sie hat an dich geglaubt, und das, obwohl sie dich gekannt hat«, sagte Aquilino. »Ich bin bei der Insel angekommen, und die Lalita, bald bringt er mich hier weg, wenn’s dieses Jahr viel Gummi gibt, gehen wir nach Ecuador und heiraten. Seien Sie lieb, Don Aquilino, hm? verkaufen Sie die Waren gut. Arme Lalita.«
»Sie ist nicht vorher auf und davon, weil sie gehofft hat, daß ich reich würd«, sagte Fushía. »So was von blöd, Alter. Ich hab sie nicht geheiratet, wie sie noch schön stramm und ohne Pickel war, und sie hat geglaubt,ich würd sie heiraten, als sie schon keinen mehr hat warmmachen können.«
»Den Adrián Nieves hat sie warmgemacht«, sagte Aquilino. »Sonst hätt er sie nicht mitgenommen.«
»Und die andern, wird die der Patrón auch nach Ecuador mitnehmen?« sagte Nieves. »Wird er die auch heiraten?«
»Seine Frau bin nur ich«, sagte Lalita. »Die andern sind Dienstboten.«
»Sie können sagen, was Sie wollen, ich weiß, daß Ihnen das weh tut«, sagte Nieves. »Sie hätten ja kein Herz, wenn’s Ihnen nichts ausmachte, daß er Ihnen andere Weiber in Ihr Haus bringt.«
»Er bringt sie nicht in mein Haus«, sagte Lalita. »Sie schlafen im Korral beim Vieh.«
»Aber über sie hermachen tut er sich vor Ihren Augen«, sagte Nieves. »Stellen Sie sich nicht so, als verstünden Sie mich nicht.«
Er blickte sie wieder an, und Lalita war auf die Pritschenkante gerückt, die Knie aneinander, die Augen gesenkt, und Nieves wollte sie nicht verletzen, er stotterte und sah wieder zum Fenster hinaus, es hatte ihn geärgert, als sie sagte, sie würde mit dem Patrón nach Ecuador gehen, der Himmel indigofarben, die Feuer, die sprühenden Leuchtkäfer im Farn: er bat sie um Verzeihung, hatte sie nicht verletzen wollen, und Lalita hob den Kopf: »Überläßt er sie vielleicht nicht dir und Pantacha, wenn er sie nicht mehr mag?« sagte sie. »Du machst das gleiche wie er.«
»Ich bin ledig«, stammelte Nieves. »Ein Christenmensch muß Frauen haben, warum vergleichen Sie mich mit Pantacha, übrigens mag ich’s, wenn Sie mich duzen.«
»Nur am Anfang, wenn ich unterwegs war«, sagte Fushía. »Hat sie mit den Fingernägeln bearbeitet, eine der Achuales hat sie blutig gekratzt. Aber später hat sie sich dran gewöhnt, sind fast ihre Freundinnen geworden. Sie hat ihnen Spanisch beigebracht, mit ihnen gespielt. So wie du meinst, war’s nicht, Alter.«
»Und da beklagst du dich noch«, sagte Aquilino. »Alle Männer träumen von dem, was du da gehabt hast. Wie viele kennst du denn, die so die Frau haben wechseln können, Fushía?«
»Aber das waren doch Chunchas«,
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