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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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deswegen hat sie auch gewollt, daß ich Sie einlad. Passen Sie bloß auf, noch ist Zeit.«
    Der Sargento machte ein halb heiteres, halb wehmütiges Gesicht, Señora, er war schon einmal nahe daran gewesen zu heiraten. Das war, als er gerade in die Guardia Civil eingetreten war und eine Frau kennengelernt hatte, die ihn liebte und er sie auch, so ein bißchen. Wie hat sie geheißen? Lira, und was ist passiert? Nichts, Señora, man hatte ihn aus Piura versetzt und Lira wollte nicht mitgehen, und auf diese Weise hatte die Liebschaft geendet.
    »Bonifacia würde mit ihrem compañero 9 überall hingehen«, sagte Lalita. »Hier in der Montana sind wir Frauen so, wir stellen keine Bedingungen. Sie müssen eine von hier heiraten, Sargento.«
    »Na, sehen Sie, wenn Lalita sich was in den Kopf setzt, dann läßt sie nicht locker, bis sie’s erreicht hat«, sagte Nieves. »Die Loretanerinnen sind Gaunerinnen, Sargento.«
    »Ach, Sie sind so sympathisch«, sagte der Sargento. »In Santa María de Nieva heißt’s, die Nieves seien menschenscheu, verkehren mit niemandem. Und doch, während der ganzen Zeit, die ich jetzt hier bin, sind Sie die ersten, die mich zu sich eingeladen haben.«
    »Das ist, weil niemand die Guardias mag, Sargento«, sagte Lalita. »Schauen Sie, sie sind doch immer so unverschämt. Verderben die jungen Mädchen, liebeln herum, machen sie schwanger und verschwinden.«
    »Aber wieso willst du dann Bonifacia mit dem Sargento verheiraten?« sagte Nieves. »Das paßt doch nicht zusammen.«
    »Hast du etwa nicht gesagt, daß der Sargento anders ist?« sagte Lalita. »Aber wer weiß, ob das stimmt.«
    »Es stimmt, Señora«, sagte der Sargento. »Ich bin ein aufrichtiger Mensch, ein Christenmensch, wie man hier sagt. Und ein Freund, wie’s keinen zweiten gibt, Sie werden schon sehen. Ich bin Ihnen beiden sehr dankbar, Don Adrián, wirklich, denn ich fühl mich sehr wohl bei Ihnen.«
    »Sie können wiederkommen, wann Sie Lust haben«, sagte Nieves. »Statten Sie Bonifacia einen Besuch ab. Aber lassen Sie die Finger von Lalita, ich bin sehr eifersüchtig.«
    »Und mit Recht, Don Adrián«, sagte der Sargento. »Sie sieht so gut aus, die Señora, daß ich auch eifersüchtig wär.«
    »Sehr nett von Ihnen, was Sie da sagen, Sargento«, sagte Lalita. »Aber ich weiß schon, daß Sie das nur so sagen, ich seh längst nicht mehr gut aus. Früher ja, als junges Mädchen.«
    »Aber Sie sind doch immer noch ein junges Mädchen«, protestierte der Sargento.
    »Jetzt trau ich Ihnen aber nicht mehr«, sagte Nieves. »Es ist besser, Sie kommen nicht, wenn ich nicht da bin, Sargento.«
    Die Hunde bellten immer noch auf dem Feld, und gelegentlich hörte man die Stimmen der Knaben. Die Insekten schwärmten um die Harzlampe, die beiden Nieves und der Sargento tranken, unterhielten sich, scherzten, Lotse Nieves! die drei wandten sich um nach dem Laubwerk des Flußufers: die Nacht verbarg den Pfad, der nach Santa María de Nieva hinaufführte. Lotse Nieves! Und der Sargento: das war der Fette, wie lästig, was wollte der denn, warum mußte er ihn ausgerechnet jetzt belästigen, Don Adrián? Die drei Jungens stürmten auf die Terrasse. Aquilino ging auf den Lotsen zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr: er sollte raufkommen.
    »Es scheint, ich muß auf Reisen gehen, Sargento«, sagte der Lotse Nieves.
    »Er ist bestimmt besoffen«, sagte der Sargento. »Den Fetten darf man nicht ernst nehmen; wenn er trinkt, kommt er auf die tollsten Dinge.«
    Das Treppchen knarrte, hinter Aquilino tauchten die fülligen Umrisse des Fetten auf, na endlich, Sargento, endlich fand er ihn, der Teniente und die Jungens suchten ihn überall, und er wünschte recht guten Abend.
    »Ich hab Ausgang«, fauchte der Sargento. »Was wollt ihr von mir?«
    »Die Mündel sind gefunden worden«, sagte der Fette. »Von einem Trupp Materos, in der Nähe eines Camps flußaufwärts. Vor ein paar Stunden ist ein Eilbote in der Mission eingetroffen. Eins der Mädchen ist krank, scheint’s.«
    Der Fette war in Hemdsärmeln, mit dem Képi fächelte er sich Luft zu, und Lalita überfiel ihn jetzt mit Fragen. Der Lotse und der Sargento waren aufgestanden, ja, Señora, widerwärtig, man mußte ausrücken und sie holen, jetzt gleich. Sie würden lieber erst morgen früh aufbrechen, aber die Nonnen hatten Don Fabio und den Teniente überredet, und der Sargento, würden sie noch nachts losziehen? Ja, mi sargento , die Nonnen fürchteten, daß die Materos sich die älteren

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