Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
Vom Netzwerk:
sagte Fushía, »Chunchas, Aquilino, Aguarunas, Achuales, Shapras, reiner Abfall, Mann!«
    »Übrigens sind sie wie junge Tiere«, sagte Lalita, »sie freunden sich mit mir an. Sie tun mir eher leid wegen der Angst, die sie vor den Huambisas haben. Wenn du der Patrón wärst, wärst du genauso wie er, würdest mich sogar beleidigen.«
    »So gut kennen Sie mich also, daß Sie gleich über mich urteilen«, sagte Nieves. »Ich tät meiner compañera so etwas nicht an. Schon gar nicht, wenn Sie’s wären.«
    »Hier im Dschungel wird ihr Leib sehr schnell schlaff«, sagte Fushía. »Ist’s vielleicht meine Schuld,daß die Lalita alt geworden ist? Und außerdem wär’s dumm gewesen, die Gelegenheit nicht auszunutzen.«
    »Darum hast du dir immer so junge mitgenommen«, sagte Aquilino. »Damit sie noch recht stramm sind, nicht?«
    »Nicht bloß deswegen«, sagte Fushía. »Mir gefallen junge Mädchen, wie jedem andern Mann auch. Nur lassen diese Hundsheiden sie nicht heil aufwachsen, sogar denen, die fast noch Kinder sind, haben sie’s schon zerrissen, die Shapra war die einzige heile, die ich gefunden hab.«
    »Das einzige, was mir weh tut, ist, wenn ich mich daran erinnere, wie ich mal war, in Iquitos«, sagte Lalita. »Die Zähne ganz weiß, gleichmäßig, und im Gesicht aber auch nicht einen Fleck.«
    »Das gefällt Ihnen so, sich Sachen ausdenken, die Ihnen weh tun«, sagte Nieves. »Warum will der Patrón denn nicht, daß die Huambisas auf diese Seite herüberkommen? Weil’s ihnen allen die Augen raustreibt, wenn sie Sie vorbeigehen sehen.«
    »Pantacha und dir auch«, sagte Lalita. »Aber nicht, weil ich so hübsch bin, sondern weil ich die einzige Weiße bin.«
    »Ich hab mich Ihnen gegenüber immer korrekt benommen«, sagte Nieves. »Warum vergleichen Sie mich mit Pantacha?«
    »Du bist besser als Pantacha«, sagte Lalita. »Darum bin ich dich besuchen gekommen. Hast du noch Fieber?«
    »Weißt du nicht mehr, daß ich nicht an den Anlegeplatz gekommen bin, dich zu begrüßen?« sagte Fushía. »Daß du raufgekommen bist und mich in der Cabaña, wo das Gummi war, gefunden hast. An dem Tag war’s, Alter.«
    »Ja, ich erinnere mich«, sagte Aquilino. »Ausgesehen hast du, als tätst du mit offenen Augen schlafen. Ich hab geglaubt, Pantacha hätte dir was von dem Gesöff gegeben.«
    »Weißt du noch, daß ich mich mit dem Anisschnaps besoffen hab, den du mitgebracht hast?« sagte Fushía.
    »Weiß ich auch noch«, sagte Aquilino. »Die Cabañas der Huambisas hast du niederbrennen wollen. Du warst wie wahnsinnig, wir haben dich anbinden müssen.«
    »Das war, weil ich’s ungefähr zehn Tage lang versucht hab und es nicht gegangen ist mit dieser Sau«, sagte Fushía, »weder mit der Lalita noch mit den Chunchas, Alter, zum Verrücktwerden, Alter. Geheult hab ich, allein, Alter, umbringen wollt ich mich, irgendwas, zehn Tage hintereinander, und es ist nicht gegangen, Aquilino.«
    »Wein nicht, Fushía«, sagte Aquilino. »Warum hast du mir denn nicht gesagt, was los war? Vielleicht hätt ich dich kurieren können, damals. Wir wären nach Bagua gegangen, der Arzt hätte dir Spritzen gegeben.«
    »Und die Beine sind mir eingeschlafen, Alter«, sagte Fushía, »ich hab darauf herumgeschlagen, nichts, Zündhölzer hab ich drangehalten, wie tot, Alter.«
    »Jetzt werd nicht wieder bitter wegen dieser traurigen Angelegenheit«, sagte Aquilino. »Schau, rück an den Rand, da, sieh nur, wie viele fliegende Fischchen, das sind die, die elektrisch geladen sind. Schau, wie sie uns folgen, wie hübsch die Funken in der Luft und unter Wasser aussehen.«
    »Und dann Beulen, Alter«, sagte Fushía, »und da hab ich mich nicht mehr ausziehen können vor der Sau der. Den ganzen Tag heucheln müssen, die ganze Nacht, und niemand haben, mit dem man drüber reden kann, Aquilino, das ganze Elend hinunterschlucken müssen, ganz allein.«
    Und da kratzte jemand an der Hüttenwand und Lalita stand auf. Sie ging zum Fenster und begann, das Gesicht an das Drahtgeflecht gepreßt, zu grunzen. Draußen grunzte auch jemand, leise.
    »Aquilino ist krank«, sagte Lalita, »erbricht alles, was er ißt, der arme Kleine. Ich seh mal nach. Wenn er morgen noch nicht zurückgekommen ist, komm ich und mach dir das Abendessen.«
    »Hoffentlich kommen sie nicht«, sagte Nieves. »Sie brauchen aber nicht für mich zu kochen, mir genügt’s, wenn Sie mich besuchen kommen.«
    »Wenn ich dich duze, kannst du mich auch duzen«, sagte Lalita. »Wenigstens,

Weitere Kostenlose Bücher