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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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und Aquilino quietschte, ob er es verstand? aber der arme Huambisa, den sie umgebracht hatten.
    »Jetzt ist er wohl ohne Frau und ohne Patrón«, sagte Fushía. »Er suchte mich bestimmt überall, der Arme, hat bestimmt geheult und geschrien vor Kummer.«
    »Du kannst kein Mitleid mit Pantacha haben«, sagte Aquilino. »Ein Christenmensch, dem nicht mehr zu helfen ist, das Gesöff hat ihn verrückt gemacht. Der hat bestimmt nicht einmal gemerkt, daß du nichtmehr da bist. Wie ich zur Insel gekommen bin, dieses letzte Mal, hat er mich nicht einmal erkannt.«
    »Wer, glaubst du, hat mir zu essen gegeben, nachdem die verfluchten Schufte abgehauen waren?« sagte Fushía. »Er hat gekocht für mich, ist auf die Jagd und zum Fischen gegangen für mich. Ich hab nicht mehr aufstehen können, Alter, und er den ganzen Tag neben meinem Bett, wie ein Hund. Er hat bestimmt geweint, Alter, glaub’s mir.«
    »Ich hab das Zeug auch manchmal getrunken. Aber bei Pantacha ist ein Laster draus geworden, er wird bald sterben.«
    Die Huambisas luden die schwarzen Ballen aus, die Häute, planschten zwischen den Kanus herum. Lalita winkte ihnen vom Abhang aus zu, und dann tauchte sie auf: war keine Huambisa, auch keine Aguaruna, und war wie für ein Fest gekleidet: grüne, gelbe, rote Halsketten, ein Diadem aus Federn, Plättchen in den Ohren, und eine große Itípak mit schwarzen Mustern. Die Huambisafrauen am Abhang starrten sie auch an, Shapra? Shapra, murmelten sie, und Lalita packte Aquilino, lief zur Cabaña und setzte sich auf das Treppchen. Es dauerte eine Weile, in der Ferne sah man die Huambisas vorbeiziehen, das Gummi auf den Schultern, und Pantacha, der die Häute in der Sonne ausbreiten ließ. Endlich kam der Lotse Nieves, den Strohhut in der Hand: sie waren weit weg gewesen, Patrona, und hatten viele Schnellen umfahren müssen, deswegen hatte die Reise so lange gedauert,und sie, über einen Monat. Am Pushaga war ein Huambisa getötet worden, und sie wußte es schon, die heute morgen gekommen waren, hatten es ihr erzählt. Der Lotse setzte seinen Hut auf und verschwand in seiner Cabaña. Später kam Fushía, und sie folgte ihm. Auch ihr Gesicht war festlich, stark geschminkt, und beim Gehen klickten die Plättchen, die Halsketten, Lalita: er hatte ihr dieses Dienstmädchen mitgebracht, eine Shapra vom Pushaga. Sie hatte Angst vor den Huambisas, verstand kein Wort, sie würde ihr ein bißchen Spanisch beibringen müssen.
    »Immer sprichst du schlecht von Pantacha«, sagte Fushía. »Du hast ein gutes Herz für alle, außer für ihn.«
    »Ich hab ihn aufgelesen und hab ihn zur Insel gebracht«, sagte Aquilino. »Wenn ich nicht gewesen wäre, wäre er schon längst tot. Aber er widert mich an. Er wird wie ein Vieh, Fushía. Schlimmer noch: schaut, ohne zu sehen, lauscht, ohne zu hören.«
    »Mich widert er nicht an, denn ich kenn seine Geschichte«, sagte Fushía. »Pantacha hat keinen Charakter, und wenn er träumt, fühlt er sich stark, dann vergißt er die schlimmen Dinge, die ihm zugestoßen sind, und einen Freund, der ihm am Ucayali gestorben ist. Wo hast du ihn eigentlich gefunden, Alter? Ungefähr hier, nicht?«
    »Weiter unten, an einer kleinen Uferlichtung«, sagte Aquilino. »Phantasiert hat er, war halb nackt und ist fast gestorben vor Hunger. Hab gleich gemerkt, daß er auf der Flucht war. Hab ihm was zu essen gegeben,und er hat mir die Hände geleckt, grad wie ein Hund, wie du vorhin gesagt hast.«
    »Gib mir einen Schluck Schnaps«, sagte Fushía. »Und jetzt werd ich vierundzwanzig Stunden lang schlafen. Die Reise war fürchterlich, das Kanu von Pantacha ist gekentert, ehe wir durch den Tunnel gefahren sind. Und am Pushaga haben wir einen Zusammenstoß mit den Shapras gehabt.«
    »Gib sie Pantacha oder dem Lotsen«, sagte Lalita. »Ich hab schon Dienstmädchen, brauch die da nicht. Wozu hast du dir die mitgebracht?«
    »Damit sie dir hilft«, sagte Fushía. »Und weil die Hundskerle sie haben umbringen wollen.«
    Aber Lalita hatte zu wimmern angefangen, war sie etwa keine gute Frau gewesen? war sie nicht immer mit ihm gegangen? hielt er sie für blöde? hatte sie nicht stets getan, was er wollte? und Fushía zog sich gelassen aus und ließ die Kleidungsstücke durch die Luft segeln, wer bestimmte hier? seit wann widersprach sie ihm? Und zuletzt, verfluchte Scheiße noch mal: ein Mann war nicht wie eine Frau, der mußte ein wenig Abwechslung haben, das Gewimmer konnte er nicht leiden, und überhaupt, worüber

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