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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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sie antwortete nicht, warum denn, er tat zwei Schritte, und der Kopf duckte sich tiefer unter die Arme, warum denn, Señorita: die Haut war so hell wie die Scheibe, die darüber hinglitt, eine rohgefärbte Itípak bedeckte ihren Körper von den Knien zu den Schultern. Der Sargento verstand mit Leuten umzugehen, warum hatte sie Angst vor ihm, kam er etwa als Dieb? Der Sargento fuhr sich mit der Hand über die Stirn, und der Mond vibrierte, jagte umher, die Frau war verschwunden, und die gelbe Aureole suchte sie jetzt, rettete Füße, Knöchel. Blieb haften, aber jetzt verriet der ausgestreckte Körper ein Frösteln, ein Erbeben, das sich wie unter sekundenlangen Windstößen wiederholte. Er war kein Dieb, Sargento war gar nicht wenig, erhatte seinen Sold, Wohnung und Verpflegung, brauchte niemandem etwas wegzunehmen, und krank war er auch nicht. Warum war sie so, Señorita? Sie sollte aufstehen, er wollte nur, daß sie sich einen Augenblick unterhielten, um sich besser kennenzulernen, hm? Er machte noch zwei Schritte und ging in die Hocke. Sie zitterte nicht mehr und war jetzt eine starre Gestalt, man hörte sie nicht atmen, warum hatte sie denn Angst vor ihm, na? und der Sargento streckte befangen eine Hand, na? nach den Haaren aus, brauchte doch keine Angst vor ihm zu haben, Schätzchen, das Gefühl rauher Fasern an den Fingerkuppen, und dann, wie ein Aufbegehren im Dunkeln, fuhr etwas Hartes hoch, schlug zu, und der Sargento fiel aufs Gesäß, fuchtelte mit den Händen um sich. Der Mond zeichnete eine Sekunde lang einen Schatten, der durch die Türöffnung huschte, auf der Terrasse knarrten die Bohlen unter hastigen Füßen, die flohen. Der Sargento rannte hinaus, und sie stand am andern Ende, über das Geländer gebeugt, schüttelte den Kopf wie eine Irre, Schätzchen, wirst doch nicht in den Fluß springen. Der Sargento rutschte aus, Scheiße, und rannte weiter, was glaubst du eigentlich, sie sollte doch herkommen, Schätzchen, und sie hüpfte hin und her, prallte immer wieder gegen das Geländer, verschreckt wie ein Insekt, das in die Glasröhre einer Öllampe geraten ist. Sie sprang nicht in den Fluß, antwortete dem Sargento auch nicht, aber als der sie bei den Schultern packte, wirbelte sie herum und wehrte sich wie ein Jaguarjunges,Schätzchen, warum kratzte sie ihn denn? die Hüttenwand und das Geländer ächzten, warum biß sie ihn? und dämpften das dumpfe Ringen der zwei ringenden Körper, aber warum kratzte sie ihn denn, Schätzchen? und das verängstigte Stöhnen der Frau. Die Haut, das Hemd und die Hose des Sargento waren schweißnaß, der Atem des Dschungels war eine Glutwelle, die über ihn hinspülte, ihn triefend zurückließ, Schätzchen. Er hatte bereits ihre Hände umspannt, drängte sie mit dem ganzen Körper gegen die Hüttenwand, und auf einmal trat er sie, brachte sie zu Fall und fiel mit ihr, hatte sich doch nicht weh getan, Dummchen? Auf dem Boden verteidigte sie sich kaum, stöhnte aber lauter, und der Sargento schien entbrannt, Schätzchen, Schätzchen, fluchte, biß die Zähne zusammen, siehst du? und kam immer mehr auf ihr zu liegen, Mamita. Er hatte sich nur unterhalten wollen, und sie war’s gewesen, Gaunerin, sie hatte ihn in diesen Zustand gebracht, Schätzchen, und unter dem Körper des Sargento erwies sich ihrer als feucht, aber resigniert. Er bewegte sich leicht, als die Hand des Sargento an der Itípak zerrte und sie herunterriß, und verharrte dann still, während er ihre schwitzenden Schultern streichelte, die Brüste, die Lenden, Schätzchen: sie hatte ihn verrückt gemacht, er träumte seit dem ersten Tag von ihr, warum war sie davongelaufen? Dummchen, war sie nicht auch schon ganz heiß? Sie stieß mitunter ein Schluchzen aus, kämpfte aber nicht mehr und verharrte steif undträg, oder schlaff und träg, preßte jedoch hartnäckig die Schenkel gegeneinander, Dummchen, Schätzchen, warum tat sie das, na? sie sollte ihn doch ein bißchen umarmen, und der Mund des Sargento machte verzweifelte Versuche, diese zusammengeschweißten Lippen zu trennen, und sein ganzer Körper hatte zu stoßen, gegen den anderen zu klatschen begonnen, Schätzchen, wie unartig, was machte sie da, warum wollte sie nicht und öffnete ihr Mäulchen nicht, die Beine, Mamita: seit dem ersten Tag träumte er von ihr. Dann wurde der Sargento ruhig, und sein Mund ließ ab von den geschlossenen Lippen, sein Leib fiel zur Seite, blieb auf dem Rücken auf den Brettern ausgestreckt liegen und atmete mühsam.

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