Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
Vom Netzwerk:
nicht sie etwas zum Essen gebracht, als die Konserven Don Aquilinos zu Ende gingen? Und Fushía, zum Glück sind’s Wilde und geben sich mit Schlägereien und Racheakten zufrieden, wenn wir die Beute mit ihnen teilen müßten, würden wir arm bleiben, und Lalita, wenn sie mal reich würden, Fushía, eines Tages, dann würden sie’s den Huambisas verdanken.
    »Als Junge, in Moyobamba, da sind wir zu vielen losgezogen, um den Frauen der Lamistas aufzulauern«, sagte Aquilino. »Manchmal hat sich eine von den andern entfernt, und wir haben uns über sie hergemacht, ohne darauf zu achten, ob sie alt oder jung, hübsch oder häßlich war. Aber mit einer Chuncha kann’s nie so sein wie mit einer Christin.«
    »Mit der ist’s mir eben anders gegangen, Alter«, sagte Fushía. »Ich hab nicht nur gern mit ihr gevögelt, bin auch gern mit ihr in der Hängematte liegen geblieben und hab sie zum Lachen gebracht. Ich hab immer gesagt, schade, daß ich nicht Shapra kann, damit wir hätten miteinander reden können.«
    » Caramba , Fushía, du grinst ja!« sagte Aquilino. »Du erinnerst dich an die und kriegst gute Laune. Was hättest du ihr denn gern gesagt?«
    »Irgendwas«, sagte Fushía. »Wie heißt du, leg dich auf den Rücken, lach doch mal. Oder sie hätt mich ausfragen können, über mein Leben, und ich hätte ihr erzählt.«
    »Mensch!« sagte Aquilino. »Da hast du dich in die kleine Chuncha verliebt.«
    Zu Anfang war es, als sähen sie sie nicht oder als existierte sie nicht. Lalita kam vorbei, und sie klopften weiter auf die Chambirarinden, lösten die Fasern heraus und hoben den Kopf nicht. Danach begannen die Frauen sich umzudrehen, über sie zu lachen, aber sie antworteten nicht, und sie, vielleicht verstanden sie sie nicht? vielleicht hatte Fushía ihnen verboten, mit ihr zu sprechen? Aber mit Aquilino haben sie gespielt, und einmal ist eine Huambisa angerannt gekommen, hat sie eingeholt und dem Aquilino eine Halskette aus Saatkörnern und Muscheln umgehängt, diese Huambisa, die dann weggegangen ist, ohne sich zu verabschieden, und nie wieder zurückgekommen ist. Und Fushía, das war das Schlimmste am Ganzen,sie kamen, wann sie wollten, gingen, wann’s ihnen Spaß machte, tauchten nach soundso vielen Monaten wieder auf, wie wenn nichts gewesen wäre: eine verfluchte Sache, sich mit Wilden herumzuschlagen, Lalita.
    »Die Arme hatte panische Angst vor ihnen, ein Huambisa hat bloß heranzukommen brauchen, und sie hat sich mir zu Füßen geworfen, mich umarmt und gezittert«, sagte Fushía. »Hat mehr Angst vor den Huambisas gehabt als vorm Teufel, Alter.«
    »Wer weiß, vielleicht war die Frau, die sie am Pushaga umgebracht haben, ihre Mutter«, sagte Aquilino. »Außerdem: hassen nicht alle Heiden die Huambisas? Denn die sind stolz, verachten alle und sind bösartiger als jeder andere Stamm.«
    »Ich zieh sie den andern vor«, sagte Fushía. »Nicht nur, weil sie mir geholfen haben. Mir gefällt ihre Art. Hast du je einen Huambisa als Dienstboten oder als Peón gesehen? Sie lassen sich nicht ausbeuten von den Christen. Bloß Jagen und Kriegführen gefällt ihnen.«
    »Drum wird man auch alle ausrotten, keiner wird übrigbleiben, nicht einmal als Warenprobe«, sagte Aquilino. »Aber du hast sie nach Strich und Faden ausgenutzt, Fushía. Das ganze Unheil, das sie am Morona, am Pastaza und am Santiago angerichtet haben, war, damit du Geld verdienst.«
    »Ich war derjenige, der ihnen Flinten verschafft und sie zu ihren Feinden geführt hat«, sagte Fushía. »Siehaben mich nicht als Patrón gesehen, sondern als Bundesgenossen. Was machen sie wohl jetzt mit der Shapra? Werden sie dem Pantacha weggenommen haben, bestimmt.«
    Die Angehörigen des Toten heulten immer noch und stachen sich mit Dornen, bis Blut floß, Patrona, um Ruhe zu haben, mit dem bösen Blut verschwinden auch der Schmerz und das Leiden, und Lalita, wer weiß? vielleicht war’s wahr, wenn sie wieder mal Schmerzen hatte, würde sie sich auch Dornen in die Haut rammen, dann würde man ja sehen. Und auf einmal standen Männer und Frauen auf und rannten zum Uferabhang. Sie kletterten die Lupunas hoch, deuteten auf die Lagune, kamen sie? Ja, aus der Tunnelmündung kam ein Kanu heraus, ein Puntero 11 , Fushía, viele Lasten, noch ein Kanu, Pantacha, Jum, noch mehr Lasten, Huambisas und der Lotse Nieves. Und Lalita, schau nur, Aquilino, soviel Gummi, soviel hatte sie noch nie gesehen, Gott half ihnen, bald würden sie reich sein und nach Ecuador gehen,

Weitere Kostenlose Bücher