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Das Gurren der Tauben (German Edition)

Das Gurren der Tauben (German Edition)

Titel: Das Gurren der Tauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Schneider
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Stollen, den meine Mutter jedes Jahr gebacken hatte ...
    Das Jahr 1983
war erst wenige Tage alt, als Hasenscharte und sein Partner mich wieder holen
lie ß en. Diesmal nahm
ich nichts an. Hasenscharte gefiel das ü berhaupt nicht und er h ö rte nicht auf mich zu bedr ä ngen. Doch
irgendwann merkte er, dass ich mich nicht umstimmen lie ß und gab auf.
    Diesmal war
unser Thema die Rote Armee Fraktion. Bei Hasenschartes Bemerkungen ü ber Andreas
Baader und Ulrike Meinhoff schwang Sympathie und Bewunderung mit. “ Sie sind ja auch
ein Terrorist ” , sagte er. “ Schade, dass Sie
nicht auf unserer Seite sind. Ich glaube, Sie w ä ren nicht der Schlechteste."
    Diesmal nutzten
wir nicht die ganzen 60 Minuten. Auf dem Weg zur ü ck zu meiner Zelle, erwartete ich, dass es jeden Moment
losgehen w ü rde. Doch nichts
passierte. Als der W ä rter abgeschlossen hatte, sch ü ttelte ich wild den Kopf, sprang in die Luft und zappelte
wie ein Geistesgest ö rter. Mir wurde nicht ü bel!
    Ich hatte nichts
gegessen. Ich hatte nichts getrunken. Und ich bekam keinen Anfall. Es war
unglaublich! Diese Schweine hatten mich die ganze Zeit ü ber vergiftet
und ich war auf deren heuchlerisches Gequatsche reingefallen!
    Aber was um
alles in der Welt war der Grund? Wollten die mich umbringen? – Schwer zu
glauben, denn wenn sie das wirklich wollten, g ä be es einfachere Methoden. Wollten sie mich qu ä len oder in den
Selbstmord treiben? – Das war eine Version, die mir gefiel.
    Ich ü berlegte, was
ich tun konnte und entschied mich, eine Beschwerde zu schreiben. Beim zweiten
Nachdenken, ä nderte ich meine
Meinung, denn wer w ü rde mir diese Geschichte abnehmen? Ich brauchte einen Beweis und den w ü rde ich mir beim
n ä chsten Mal
holen. Ich w ü rde mir den
Bauch richtig vollschlagen und dann den Arzt rufen und ihm alles erz ä hlen.
    Zumindest w ü rden
Hasenscharte und sein Partner dann nichts abstreiten k ö nnen. Das war
meine einzige M ö glichkeit sie vielleicht ein bisschen in Schwierigkeiten zu bringen. Die
eine Stunde mit Erbrechen und Wadenkr ä mpfen w ü rde ich ü berstehen.
    Mit der Zeit
hatte sich meine Meinung hinsichtlich meiner Mutter ge ä ndert. Grund
war, dass ich immer wieder Post von ihr erhielt.
    Eines Tages,
setzte ich mich hin und schrieb einen langen Brief an sie. Darin versprach ich,
fortan regelm äß ig zu schreiben.
Au ß erdem beantragte
ich eine Besuchserlaubnis. Diese wurde bewilligt und der Besuch sollte Ende des
Monats stattfinden.
    Bein n ä chsten Treffen
mit Hasenscharte schlang ich alles in mich hinein, was mir angeboten wurde.
Kurz bevor ich ging, trank ich noch ein Glas Orangensaft. Dabei sp ü rte ich wie mir
langsam ü bel wurde. Es
war das erste Mal, das es passierte, w ä hrend ich noch in dem Zimmer war. Es gelang mir den
Brechreiz zu unterdr ü cken bis wir meine Zelle erreicht hatten. Gleich nachdem ich die
Handschellen los war, beugte ich mich ü ber die Toilette und es kam ü ber mich,
schlimmer den je. Der W ä rter beobachtete mich und fragte, ob ich einen Arzt br ä uchte. Ich sagte
ja.
    Ich hatte
Durchfall gemischt mit Blut und ich bereute, dass ich mich noch einmal auf die
Sache eingelassen hatte.
    Der Arzt kam
nach einer Stunde. Es war derselbe, der mir ein reichliches Jahr zuvor beim
Hungerstreik die Lektion erteilt hatte. Ich lag ersch ö pft auf dem Bett
und erz ä hlte ihm meine
Geschichte. Als ich Hasenscharte und seinen Partner erw ä hnte, tat er so,
als ob er es nicht h ö rte. Doch abgesehen davon war er bem ü ht, mir zu helfen. Er untersuchte mich, verordnete mir
Bettruhe und verschrieb mir ein Medikament. Am n ä chsten Morgen wollte er noch mal vorbeischauen.
    Die Nacht war
die reine Tortur. Ich hatte schreckliche Kopfschmerzen. Immer wenn ich meine
Arme hob, hatte ich das Gef ü hl einen elektrischen Schlag zu bekommen. Ich verbrachte Stunden auf der
Toilette und fragte mich, wo diese ganze Fl ü ssigkeit herkam.
    Ich war w ü tend auf mich
selbst, denn ich h ä tte einfach eine Beschwerde schreiben sollen. Dann w ä re mir das alles
erspart geblieben. Bestimmt h ä tten sie mich dann auch in Ruhe gelassen. Ich wartete sehns ü chtig auf den
Morgen, denn ich brauchte dringend den Arzt.
    Da die W ä rter mitbekamen,
wie schlecht es mir ging, kam er fr ü h am Morgen. Er untersuchte mich w ä hrend ich halb
besinnungslos auf dem Bett lag. Sein Gesichtsausdruck war besorgt. Er sagte,
ich m ü sse sofort ins
Krankenhaus gebracht werden und befahl den W ä rtern mir

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