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Das Gurren der Tauben (German Edition)

Das Gurren der Tauben (German Edition)

Titel: Das Gurren der Tauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Schneider
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beim Anziehen behilflich zu sein. Dann ging er um
die erforderlichen Ma ß nahmen einzuleiten.
    Trixi fand sich
ebenfalls ein. Er stand im Flur und machte sarkastische Bemerkungen.
Latschenpaul war Diensthabender. Er schien der Einzige zu sein, dem ich leid
tat.
    Als der
Krankenwagen startklar war, schleppte ich mich auf ihn gest ü tzt aus der
Zelle. Trixi sah mich giftig an, als wir an ihm vorbei gingen und fragte
Latschenpaul ob er nichts von der Anordnung wisse, dass “ der da ” au ß erhalb des
Verwahrraums Handfesseln zu tragen habe.
    Latschenpaul
hatte ein sanftes Gem ü t, doch jetzt sah ich ihn zum erste Mal w ü tend: “ Seh ’ n Sie denn nicht, dass der Mann sich kaum auf den Beinen halten kann! ” , fuhr er Trixi
an und griff mir fest unter die Arme.
    “ Jetzt wei ß er mal selber
wie das ist. Wie armselig!", sagte Trixi, ü berrascht von der Reaktion seines Untergebenen.
    Ich wusste
nicht, was er meinte. Es war mir auch egal. Ich wollte nur den Krankenwagen
erreichen. Die 100 Meter bis dahin schienen endlos. Als ich mich schlie ß lich auf die
Trage legen konnte, war das eine ungeheure Erleichterung. Ich verlor das
Bewusstsein.

 
    “ Augen auf! ” , klang eine
Stimme wie aus weiter Ferne. Ich sp ü rte, wie mich jemand ohrfeigte und ö ffnete die
Augen. Ü ber mir war ein
verschwommenes Gesicht. Als mir die Augen wieder zufielen, schrie es in mein
Ohr: “ Sie m ü ssen wach
bleiben! ”
    Obwohl es mir
schwerfiel, versuchte ich die Augen offen zu halten. Nach einer Weile sah ich
klarer. Da waren zwei W ä rter und drei M ä nner in wei ß en Kitteln. Die Ä rzte fummelten an mir herum. Sie ma ß en meine Temperatur, nahmen mir Blut ab und verkabelten
mich mit einem Ger ä t. Ich h ö rte wie einer
sagte: “ Das sieht nicht
gut aus. Der hat kaum noch Puls. ”
    Irgendwann wurde
ich auf eine Trage gelegt und zu einem Krankenwagen gebracht. Aus der
Unterhaltung der Ä rzte ging hervor, dass ich mich auf der Krankenstation von Bautzen I
befand, sie mich aber nicht dort behalten konnten, da ich in einem richtigen
Krankenhaus behandelt werden m ü sse.
    Die Fahrt kam
mir unendlich lang vor. Zwei Gefangene, erkennbar an den gelben Streifen auf
ihren wei ß en Kitteln,
holten mich aus dem Krankenwagen und trugen mich in ein Geb ä ude. Dort stellten
sie mich zun ä chst im Flur ab.
Irgendwann kam einer der beiden zur ü ck und k ü mmerte sich um mich. Es war sch ö n, nach anderthalb Jahren wieder mit dem Vornamen
angesprochen zu werden. Helmut, so sein Name, nahm meine Personalien und kl ä rte mich dar ü ber auf, dass
ich mich im Haftkrankenhaus Leipzig befand.
    Nach einer Weile
kamen ein Arzt und mehrere Pfleger. Sie brachten mich in eine Arrestzelle,
legten mich aufs Bett und zogen mich aus. “ Ich schlage vor, wir fesseln ihn mit einem Bein ans Bett.
Dann kann das Gitter offen bleiben ” , sagte einer der Pfleger. Er hatte einen Schnurrbart und
trug eine Brille mit get ö nten Gl ä sern.
    Der Arzt dachte
einen Moment nach. Dann sch ü ttelte er den Kopf und wandte sich an mich: “ So lange Sie sich benehmen, bleibt das Gitter
offen. ” Er erkl ä rte mir, dass
ich viel trinken und f ü r die n ä chsten Stunden
am Tropf bleiben m ü sse, um meinen enormen Fl ü ssigkeitsverlust auszugleichen. Sie schlossen mich an eine Infusionsflasche
an und gingen.
    Ich war
klatschnass. Die Heizung in dem Raum war voll aufgedreht und das kleine Fenster
nur einen spaltweit offen. Kopf, Hals und Bauch taten mir weh. Jede Zelle
meines K ö rpers schmerzte.
Irgendwann konnte ich den Drang auf die Toilette zu gehen, nicht l ä nger unterdr ü cken. Ich stand
auf und schleppte den Infusionsst ä nder mit. Ich war so schwach, dass ich mich kaum auf den
Beinen halten konnte. Das wiederholte sich mehrmals.
    Als die
Infusionsflasche leer war, kam ein Pfleger und ersetzte sie durch eine neue. “ Sind Sie einer
von denen, die damals in Frankfurt aus der U-Haft ausgebrochen sind? ” , fragte er. Es
war der Typ, der vorgeschlagen hatte, mich mit einem Bein am Bett festzumachen.
    Ich nickte, denn
jedes Wort war eine ungeheure Anstrengung f ü r mich.
    “ Haben Sie den
Polizisten erschossen? ”
    “ Geht Sie nichts
an! ” , fl ü sterte ich mit
letzter Kraft.
    Er blickte mich
unentschlossen an und ging.
    Das starre
Liegen auf dem Bett wurde zur Tortur. Irgendwann drehte ich an dem kleinen
Plastikr ä dchen damit die
Fl ü ssigkeit
schneller lief. Als die Flasche leer war, hatte ich einen geschwollenen Arm.
Ich

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