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Das Gurren der Tauben (German Edition)

Das Gurren der Tauben (German Edition)

Titel: Das Gurren der Tauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Schneider
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konnte niemals im Paket meiner Mutter
gewesen sein.
    Die Karte war
sch ö n. Hinzu kam,
dass s ä mtliche Erkl ä rungen in
Deutsch und in Englisch waren. Abgesehen von der Zeitung hatte ich nichts mehr
zum Anschauen und Lesen. Die Karte zu behalten war gef ä hrlich. Dennoch
konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und beschloss, sie einige Tage zu
verstecken und dann die Toilette hinunter zu sp ü len.
    Kurz vor Beginn
der Nachtruhe, ich lag schon im Bett, wurde die T ü r aufgeschlossen. Ich musste aufstehen und mich
anziehen. Solche Blitzdurchsuchungen hatte es schon gegeben. Deshalb war ich
nicht ü berrascht. Als
mir die Handschellen angelegt wurden, fiel mir die Karte ein. Sie lag unter dem
Kopfkissen.
    Nur ein paar
Minuten sp ä ter war ich zur ü ck in meiner
Zelle. Diesmal hatten sie nichts durcheinandergebracht, doch die Karte war weg.
    Am n ä chsten Morgen
wurde ich in H ä hnchens B ü ro gebracht. Au ß er ihm waren ein
weiterer Offizier und ein W ä rter anwesend. Ich musste mich auf einen Stuhl setzen und die Fragen des
Idioten beantworten. Der Offizier schrieb auf einer Schreibmaschine mit, was
ich sagte. Es ging um die Karte.
    Ich erkl ä rte alles so,
wie es sich zugetragen hatte. H ä hnchen stritt ab, die Karte in meinen Einkaufsbeutel getan zu haben und
fragte ob ich ihn verleumden wolle.
    Ich war mehr
sauer auf mich selbst, als auf ihn. Fast vier Jahre war ich nun im Knast und
hatte mich reinlegen lassen, wie ein Neuling. H ä tte ich die verdammte Karte weggeworfen, w ä re ich der
Sieger in dem Spiel gewesen. Dummheit muss bestraft werden und die Strafe
folgte auf dem Fu ß :
    H ä hnchen sprach
mir 21 Tage Arrest aus wegen illegaler Kontaktaufnahme – seiner Ansicht
nach hatte ich mir die Karte von einem anderen Gefangenen besorgt, wozu auch
immer – und Verleumdung
eines SV-Angeh ö rigen. Au ß erdem k ü ndigte er eine
Versch ä rfung der
Sicherheitsma ß nahmen an. Mir
war schleierhaft, was es ü berhaupt noch zu versch ä rfen gab.
    Gerade mal 10
Tage waren seit meinem letzten Arrest vergangen und wieder wurde alles aus
meiner Zelle geholt. Wieder 21 lange Tage und 21 kurze N ä chte. Das war H ä hnchens Revanche
f ü r das Paket, das
mir genehmigt worden war, obwohl ich es nach seiner Meinung nicht verdiente.
    Das Schlimmste
an der Sache war, dass der n ä chste Besuch meiner Eltern in die Arrestzeit fiel. Dieser Besuch dauerte
nur 15 Minuten und meine Eltern mussten alle Geschenke wieder mit nach Hause
nehmen.
    Als die 21 Tage
vor ü ber waren, lernte
ich, was H ä hnchen unter
einer Versch ä rfung der
Sicherheitsma ß nahmen verstand.
Ab sofort musste ich mich nach der Freistunde mit gespreizten Beinen an die
Wand stellen, damit die W ä rter mich abtasten konnten. Das war eine sch ö ne Angelegenheit f ü r Rotb ä ckchen, denn er liebte es mir gegen die Kn ö chel zu treten.
    Mein trauriges
Dasein schleppte sich dahin. Von morgens bis abends schob ich Federscheiben auf
Schrauben und verdiente doch nie mehr als 20 Mark. Bevor ich ins Bett ging,
machte ich meinen Sport. Doch es ging bergab. Ich f ü hlte mich wie
ein Wrack, physisch und psychisch. Da war dieser st ä ndige Schmerz in
meinen Augen. Hatte ich wirklich eine so harte Strafe verdient?
    Ich fragte mich,
ob ich den W ä rtern leid tat – den ganzen Tag
in dieser kleinen, muffigen Zelle, jahrein, jahraus. Die Antwort auf diese
Frage konnte ich in ihren eiskalten, gnadenlosen Blicken lesen. Sie lautete:
Wir hassen dich! Unser gr öß ter Wunsch ist, dass du krepierst!
    Jeden Morgen
wenn das Licht anging, hasste ich mich daf ü r, dass ich immer noch am Leben war. Ich h ö rte Staatsanwalt
Meckerts sanfte und doch so schreckliche Stimme: "Ich beantragte eine
Lebensl ä ngliche
Freiheitsstrafe ..."
    Ich hatte mich
immer f ü r einen harten
Kerl gehalten. Doch in Wirklichkeit war ich ein Schlappschwanz. Ich hatte keine
Chance, das alles zu ü berleben. Das Spiel war aus. Ich hatte verloren und DIE hatten gewonnen.
Sie hatten mir gezeigt, was ich f ü r ein j ä mmerlicher, kleiner Wurm war. Ja, sie hatten mich da, wo sie mich hinhaben
wollten. Ich war fertig!
    Nichtsdestotrotz,
stand ich auf und schleppte mich zum n ä chsten Tag. Ich wei ß nicht wie, doch die Zeit verging: Sommer, Herbst und
Winter – mein f ü nfter in
Bautzen.
    In dieser d ü steren Zeit
passierte einmal etwas, das mich zum Lachen brachte, wenn auch nur f ü r einen Moment.
    Der W ä rter mit dem
Spitznamen Italiener hatte die Angewohnheit, meine

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