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Das Gurren der Tauben (German Edition)

Das Gurren der Tauben (German Edition)

Titel: Das Gurren der Tauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Schneider
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informieren, sobald meine Zellent ü r auf-bzw. zugeschlossen wurde. Mit H ä hnchens
Ernennung zum Leiter Vollzugsdienst, begann f ü r mich eine unglaublich schwere Zeit. Der Mann war
ein Psychoterrorist der Extraklasse.
    Der erste Besuch
unter seiner Ä gide war
ebenfalls ein Desaster. Alles war anders als zuvor. Er und drei weitere W ä rter waren in
dem kleinen Raum und beobachteten meine Eltern und mich scharf. Ich musste die
ganze Zeit ü ber Handschellen
tragen.
    Meine Eltern
waren total irritiert. Als meine Mutter fragte, ob ich irgendwas angestellt hatte,
schrie H ä hnchen, dass das
Sicherheitsma ß nahmen seien die
nicht zur Diskussion st ä nden. Ich h ä tte ihm am liebsten in den Arsch getreten, als er so mit meiner Mutter
sprach. Nat ü rlich mussten
meine Eltern die H ä lfte von dem was sie f ü r mich mitgebracht hatten, wieder mit nach Hause nehmen.
    Zu jener Zeit
war ich psychisch am Boden. Ich hatte nichts womit ich mich besch ä ftigen konnte au ß er meinem Sport.
Und den betrieb ich bis zum Exzess nur um mich abzureagieren.
    Doch das half
nicht viel. Nachts hatte ich Alptr ä ume in denen ich H ä hnchen t ö tete. Ich verwandelte mich in ein Tier, das keine Skrupel hatte, seine
Peiniger zu t ö ten. Meine
Phantasiewelt war zerst ö rt.
    Vielleicht auch
wegen dieser Depression wurde mein Augenleiden immer schlimmer. Seit meiner ersten
Arztmeldung waren sechs Monate vergangen. Immer wenn ich nachfragte, erhielt
ich die Antwort: “ Sie sind vorgemerkt. ”
    Weihnachten
Nummer vier – mir ging ’ s mental
schlechter als je zuvor. Ich dachte immer, dass es nun nicht schlimmer kommen k ö nnte, doch H ä hnchen belehrte
mich eines Besseren. Jeden neuen Tag dachte ich, dass ich die n ä chsten 24
Stunden nicht ü berleben k ö nne, doch
irgendwie tat ich es und schleppte mich von Tag zu Tag, Woche zu Woche und
Monat zu Monat. Etwa um diese Zeit herum wurden die Gefangenen im benachbarten
Isolationsbereich verlegt. Fortan, war ich ganz allein auf der ersten Etage.
    Der vierte
Winter, den ich in Bautzen verbrachte, war extrem kalt. Den ganzen Tag ü ber machte ich Ü bungen um mich
warm zu halten, denn der kleine Heizk ö rper war bei diesen Temperaturen ü berfordert.
    Die Au ß entemperatur
ging runter auf minus 15 Grad und w ä hrend der Freistunde gelang es mir nur in der
Anfangsviertelstunde meine H ä nde warm zu halten. Die restliche Zeit hie ß es j ä mmerlich frieren. Das eisige Metall um meine Handgelenke
lie ß mir die H ä nde fast
absterben.
    Meine
Entscheidung, w ä hrend dieser K ä ltewelle auf die Freistunde zu verzichten wurde von allen W ä rtern
akzeptiert, au ß er von einem:
meinem alten Freund Rotb ä ckchen. Als er mich holen wollte und ich ihm sagte, dass es mir drau ß en zu kalt sei,
erkl ä rte er mir, dass
die Freistunde ein Pflicht/Recht sei, was bedeute, ich k ö nne auf die
Durchf ü hrung der
Freistunde bestehen, sei aber verpflichtet sie in Anspruch zu nehmen.
    Das war mir neu,
denn wenn die Freistunde bisher ausgefallen war, hie ß es immer aus “ vollzugstechnischen
Gr ü nden ” . Da konnte ich
dann auf mein Pflicht/Recht bestehen, bis ich schwarz wurde. Als ich dieses
Argument vorbrachte, sagte Rotb ä ckchen, dass er nicht mit mir diskutiere. Stattdessen forderte er mich auf,
meinen Mantel anzuziehen und die H ä nde durch die Ö ffnung zu stecken.
    Ich h ö rte nicht auf
ihn.
    Als er merkte,
dass er mich nicht dazu bringen konnte, seinen Anweisungen zu folgen,
verschwand er und kam mit Verst ä rkung zur ü ck, darunter
Bobby und H ä hnchen.
Letzterer ü bernahm direkt
das Kommando und forderte mich auf, der Anweisung des W ä rters sofort
nachzukommen. Bobbys Gesichtsausdruck verriet, dass er nicht allzu viel von
diesem Theater hielt.
    Irgendwann
schwang H ä hnchen seinen
Schlagstock und befahl Rotb ä ckchen das Gitter aufzuschlie ß en und mich mit Gewalt herauszuholen.
    Rotb ä ckchen steckte
den Schl ü ssel ins
Schloss. Was dann passierte war spontan: Ich sprang nach vorn, ö ffnete die T ü ren von meinem
Wandschrank und warf den Inhalt auf den Boden. Dann zog ich mein Bett ab und
warf die Decke und die Matratze ebenfalls auf den Boden. Ich tat nur das, was
Rotb ä ckchen ohnehin
getan h ä tte, w ä hrend ich drau ß en gewesen w ä re.
    “ Jetzt kannst du
mich holen Arschloch! Wollte dir nur die Arbeit abnehmen ” , sagte ich und
stellte mich wieder unters Fenster.
    “ Rein und
Handfesseln anlegen! ” , befahl H ä hnchen.
    Rotb ä ckchen

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