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Das Gurren der Tauben (German Edition)

Das Gurren der Tauben (German Edition)

Titel: Das Gurren der Tauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Schneider
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zu
beenden, da sich bei Ihnen etwas verh ä rtet hat. Das war ’ s – oder haben Sie noch Fragen? Nein? – gut! ”
    B ä ng! Die T ü r war zu.
    Alles war so
schnell gegangen. Es kam mir vor wie ein Traum. Doch es war real gewesen, wie
der Duft seines Rasierwassers, der sich in der Zelle ausbreitete, bewies. Der
Typ hatte mich in Grund und Boden gequasselt. Ich hatte keine M ö glichkeit
gehabt, auch nur ein Argument vorzubringen.
    In mir hatte
sich also etwas verh ä rtet. Auch bei noch so angestrengtem Nachdenken, kam ich nicht darauf, was
das sein konnte. Die Sache war voll in die Hose gegangen. Ich tr ö stete mich
damit, dass ich es wenigstens versucht hatte.
    Da war noch eine
Chance, und zwar beim n ä chsten Besuch. Je n ä her er r ü ckte, desto
aufgeregter wurde ich. Ich bereitete eine Rede von wenigen S ä tzen mit den n ö tigen Fakten
vor. Die Zeit kroch dahin, wie immer, wenn man auf etwas wartet. Doch der Tag
kam.
    Bobby holte mich
ab. Ich war ü berrascht, aber
auch sicher, dass H ä hnchen im Besucherraum warten w ü rde.
    Er war nicht da.
War er krank oder in Urlaub? Das Gl ü ck schien auf meiner Seite zu sein.
    Bobby schickte
die W ä rter weg und
nahm mir die Handschellen ab: “ Ich hoffe nicht, dass ich das bereuen muss. ”
    Ich sah ihn
dankbar an: “ Bestimmt nicht! ” Der gute, alte
Bobby. Ich h ä tte ihn k ü ssen k ö nnen!
    Mir gefiel
nicht, dass ich ihm mit meinem Plan in den R ü cken fallen w ü rde. Er hatte die W ä rter weggeschickt und mir die Handschellen abgenommen.
Und ich dankte es ihm, indem ich gegen die Regeln verstie ß . Obwohl ich
mich nicht gut dabei f ü hlte, sah ich keine Alternative zu diesem Plan, denn das war meine einzige
Chance diese verdammte Einzelhaft zu beenden.
    Meine Eltern
waren ü berrascht, mich
ohne Handschellen und mit nur einem Aufpasser zu sehen. Alles war viel
entspannter als die Male zuvor. Da waren keine W ä rter im Raum, die versuchten, uns mit ihren Blicken
zu t ö ten, im
Gegenteil. Bobby machte ein freundliches Gesicht und nahm sogar an unserer
Unterhaltung teil, indem er nickte oder kurze Kommentare abgab.
    Als meine Mutter
erw ä hnte, dass ich
nun schon fast f ü nf Jahre im Gef ä ngnis sa ß , mischte er
sich ein: “ Das kann ja
nicht ewig so weiter gehen. Irgendwann muss sich was ä ndern. ”
    Der Ausdruck auf
den Gesichtern meiner Eltern verriet, dass sie ihm nicht folgen konnten.
    “ Der Oberleutnant
spielt auf meine Einzelhaft an ” , sagte ich und schaute r ü ber zu Bobby in Erwartung, dass er den Besuch abbricht. Doch nichts
passierte.
    “ Welche Einzelhaft? ” , fragte meine
Mutter.
    Ich z ö gerte, doch
Bobby nahm mir die Arbeit ab. Er erkl ä rte meinen Eltern, dass ich die letzten knapp f ü nf Jahre in
Einzel- und Isolationshaft verbracht hatte. Meine Mutter begann zu weinen, als
sie das h ö rte. Bobby riet
ihr, sich mit einer Bitte um Aufhebung der Einzelhaft ans Innenministerium zu
wenden.
    “ Jetzt musst du
so sehr daf ü r b üß en, dass du den
Polizisten erschossen hast ” , sagte meine Mutter schluchzend.
    “ Ich hab
niemanden erschossen ” , sagte ich und blickte wieder r ü ber zu Bobby.
    Er pflichtete
mir mit einem Kopfsch ü tteln bei.
    Meine Mutter
schaute ungl ä ubig zuerst
Bobby und dann mich an. “ Aber ... aber, dann ... haben die uns belogen? ” , sagte sie
stockend. “ Du bist gar kein
M ö rder? ”
    Man konnte
sehen, wie ihr ein Stein vom Herzen fiel. Auch meinem Vater stand die Freude ü ber diese
Nachricht ins Gesicht geschrieben.
    “ Ich bin so gl ü cklich, Junge ” , sagte meine
Mutter. Sie versprach mir, sobald sie zu Hause sei, den Brief ans
Innenministerium zu schreiben.
    Zur ü ck in meiner
Zelle, musste ich das alles erst einmal verarbeiten: Einer von denen hatte mir
geholfen! War das Schicksal?
    Ich begann mich
besser zu f ü hlen. Mit mir
ging ’ s wieder steil
bergauf. Der Glaube, dass meine Eltern, das Ende der Einzelhaft erwirken k ö nnen, war
felsenfest.
    *

 
    Es war ein Tag
im Oktober 1986. Ein schlecht gelaunter H ä hnchen kam und holte mich aus der Zelle. “ Und dass Sie
sich jetzt ja vern ü nftig anmelden! ” , sagte er, als wir den Flur im B ü rotrakt entlanggingen.
    Vor einer T ü r blieben wir
stehen. H ä hnchen dr ü ckte den
Klingelknopf. Sekunden sp ä ter lie ß sich die T ü r ö ffnen und wir
drei, ein W ä rter war wie
immer dabei, traten ein.
    Hinter einem
Schreibtisch sa ß ein extrem jung aussehender Offizier mit Hauptmannsschulterst ü

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