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Das Gurren der Tauben (German Edition)

Das Gurren der Tauben (German Edition)

Titel: Das Gurren der Tauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Schneider
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Bestellung f ü r den Einkauf
zwar entgegenzunehmen, mir die Sachen aber erst Tage sp ä ter zu bringen.
Eines Tages gab ich ihm meinen Einkaufsbeutel mit der Bitte, den Einkauf bis
zum Mittag zu erledigen. Mittags, sagte er mir wie gew ö hnlich, dass
mein Beutel noch nicht “ fertig sei ” .
    “ Sch ö n, dann k ö nnen Sie den Fra ß gleich wieder
mitnehmen. Ich esse n ä mlich erst, wenn ich meinen Beutel habe ” , sagte ich.
    Italiener
behielt unentschlossen die Suppensch ü ssel in der Hand: “ Sie wollen mich mit einem Hungerstreik erpressen? ”
    “ Ich will meinen
Einkaufsbeutel ” , sagte ich.
    Italiener erkl ä rte mir, dass
das nicht seine, sondern die Schuld des Verk ä ufers w ä re. Au ß erdem sei es
doch sowieso egal wann ich das Zeug bek ä me.
    Ich fragte ihn,
ob es ihm wenn er drau ß en einkaufen ging auch egal war, wann er sein Zeug bekam. Italiener sah
mich bl ö de an und sagte
schlie ß lich: “ Wenn Sie in
Hungerstreik treten wollen, tun Sie ’ s doch. Mir ist egal ob Sie essen oder nicht. ” Er stellte die
Suppe auf den Boden zwischen Gitter und T ü r und verschwand.
    Einige Minuten
sp ä ter kehrte er
zur ü ck: “ H ö ren Sie. Ich
versuche das zu kl ä ren. Aber denken Sie nicht, dass ich erpressbar bin ... Essen Sie jetzt? ” Er stand da wie
ein kleiner Junge.
    “ Nicht bevor ich
meinen Beutel habe. Woher soll ich wissen, dass Sie mich nicht reinlegen ” , sagte ich und
versuchte ernst zu bleiben.
    Italiener dachte
nach. Dann sagte er fast bittend: “ Ich versprech ’ s! ”
    “ O. K., geben Sie
her! ” , sagte ich und
nahm das Essen an.
    Ich wei ß nicht, warum er
solche Angst davor hatte, dass ich in Hungerstreik trete. Vielleicht wollte er
sich die zus ä tzliche Arbeit
ersparen, die das alles mit sich gebracht h ä tte. Wie auch immer. Er hielt Wort und kam mit meinem
vollen Einkaufsbeutel zur ü ck. Als er ihn mir gab, betonte er noch mal, dass er nicht erpressbar sei.
    Abends im Bett, musste
ich herzlich ü ber die Sache
lachen. Doch das Lachen erstarb, als ich mir meine Situation zur ü ck ins Ged ä chtnis rief. – Nein, ich befand
mich wirklich nicht in der Position ü ber irgend jemand oder irgend etwas zu lachen.
    Es war mein f ü nftes Jahr in
Einzelhaft. Ich verstand den Sinn von alledem nicht. Warum wurde ich so streng
von den anderen Gefangenen isoliert? War ich wirklich so gef ä hrlich?
    Eines Tages
hatte ich einen Wutanfall. Alles in mir rebellierte gegen diese Ungerechtigkeit
und ich entschloss mich ein Gespr ä ch mit dem Haftstaatsanwalt zu beantragen. Tommy hatte
mir den Rat gegeben.
    "Nun ” , sagte H ä hnchen als er
sich nach mehrmaligem Nachfragen endlich blicken lie ß , “ nat ü rlich hat jeder
Strafgefangene das Recht mit dem Haftstaatsanwalt zu sprechen. Ich schreibe
Ihren Namen auf. Aber ob Ihnen das was n ü tzen wird? ” Der sarkastische Unterton war nicht zu ü berh ö ren.
    Ich machte mir
keine gro ß e Hoffnung, doch
es war wichtig, dass ich es versuchte.
    Es wurde immer
klarer, dass ich unter Kurzsichtigkeit litt. Manchmal war die Spannung in
meinen Augen kaum auszuhalten und ich bekam Angst vor dem was passieren k ö nnte, wenn ich
nicht bald zum Augenarzt k ä me. Anderthalb Jahre waren seit meiner ersten Meldung vergangen. Ich hatte
jeden Monat mindestens einmal nachgefragt, war aber immer wieder hingehalten
worden. Das konnte ich mir nicht l ä nger bieten lassen. Etwas musste geschehen und zwar
schleunigst.
    Ich wollte es
noch einmal im Guten versuchen und bat um ein Gespr ä ch mit H ä hnchen. Als er
einige Tage sp ä ter kam, fragte
ich ihn, wann ich dem Augenarzt vorgef ü hrt werden w ü rde. H ä hnchen gab sich ahnungslos. Das sei eine Med-Dienst-Angelegenheit, er k ö nne sich aber
mal “ schlaumachen ” .
    Es vergingen
wieder Tage, ohne dass ich geholt wurde oder einen Termin bekam. Also h ö rte ich auf zu
arbeiten und entschied mich wieder mal f ü r den Hungerstreik als Druckmittel.
    Zwei Tage sp ä ter kam H ä hnchen mit der
Nachricht, dass ich am folgenden Samstag dem Augenarzt vorgef ü hrt werden w ü rde. Ich nahm
die Arbeit wieder auf und beendete den Hungerstreik, blieb aber skeptisch, denn
ich traute H ä hnchen keinen
Meter.
    Doch diesmal
hatte er die Wahrheit gesagt. Am Samstagmorgen wurde ich unter schwerster
Bewachung aus meiner Zelle geholt und zum Med-Dienst gebracht. Es war das erste
Mal in all den Jahren, dass ich diesen Weg ging.
    Wir stiegen
mehrere Treppen hoch. Dabei gelang mir ein Blick

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