Das Gutachten
Ausschnitt gelungen, auf dem sie recht
deutlich zu erkennen war.
»Dieses Bild finden sie
ebenfalls in ihren Unterlagen. Die Täter gehen trotz aller Dreistigkeit sehr
vorsichtig zu Werke, daher gibt es in dem uns vorliegenden Material nur diese
einzige Sequenz, auf der die Täterin einigermaßen zu erkennen ist.
Sie ist Anfang zwanzig,
etwa 1,75 groß, schlank und sehr gutaussehend. Die Beschreibungen deuten
daraufhin, dass sie versucht als Messe-Fach-Besucherin Kontakt zu
Geschäftsleuten zu knüpfen. Mit dieser Masche weckt sie zunächst weniger
Misstrauen bei den Opfern.
Sie verwickelt die Manager
zunächst in harmlose Gespräche, die dann in einem gemeinsamen Abend münden.
Teilweise wächst der Kontakt sogar über mehrere Tage, bevor sie die Herren in
ihr präpariertes Hotelzimmer lockt.«
Kalthoff und Berg waren
bei der Auswahl der Mitarbeiter sehr sorgfältig vorgegangen und sie fühlten
sich in diesem Moment bestätigt. Noch nicht einmal den Hauch eines Lächelns war
auf den Gesichtern zu erkennen, geschweige denn ein süffisantes Grinsen. Dass
es sich trotz der pikanten Details um einen sehr ernsthaften Fall handelt, war
allen Anwesenden bewusst.
So konnte Theo Berg in
sachlichem Ton fortfahren: »Wir haben zwar eine Handynummer bekommen, aber
diese gehört zu einer nicht registrierten Prepaid-Karte, von der seit dem
letzten Kontakt mit dem Opfer nicht mehr telefoniert wurde. Auch eine
Überprüfung der anderen Kontaktwege, per Bote und Email, hat leider zu keinem
sachdienlichen Hinweis geführt.
Wir müssen daher leider
Kommissar ‚Zufall‘ mit an den Tisch bitten.« Bei dieser Bemerkung huschte ein
dezentes Grinsen über sein Gesicht und auch die anderen Kollegen lächelten für
einen kurzen Moment.
Theo Berg nickte Roland
Kalthoff zu, der wieder übernahm. »Wir konnten das Einsatzgebiet ‚Messe‘ anhand
des Täterinnen-Fotos verifizieren. Drei Mitarbeiter dort haben sie erkannt und
bestätigt, dass diese Frau bereits mehrfach dort war.«
Ein leises Raunen ging
durch den Raum und ein Beamter räusperte sich. »Entschuldigen sie bitte, Herr
Kalthoff, aber bei so vielen tausenden Besuchern? Das kann ich mir kaum
vorstellen. Also, ich meine, dass sich ein Mitglied des Aufsichtspersonals an
eine einzige Frau erinnern will. Noch dazu bei dem unscharfen Bild.« Die
anderen nickten und blickten fragend zu Kalthoff.
»Ja, ich gebe ihnen recht,
die Aussagen sind einzeln betrachtet mit gewisser Vorsicht zu genießen.
Allerdings konnte sich ein Mitarbeiter tatsächlich sehr detailliert erinnern,
weil ihm die wirklich attraktive Erscheinung der Frau bei der ‚High-Tec‘ vor
vier Wochen tief beeindruckt hat und sie an allen Messetagen immer sehr früh
zusammen mit den anderen Ausstellern gekommen ist.
Er konnte Teile ihrer
Kleidung beschreiben und seine Aussagen deckten sich mit denen eines Opfers.
Daraufhin holte er noch zwei weitere Kollegen hinzu und im Nachhinein waren sie
sich sehr sicher, diese Frau bereits zuvor bei anderen Messen gesehen zu haben.
Unsere Ermittlungslage ist
zugegebenermaßen recht vage, aber wir müssen jetzt versuchen, aus diesen
Informationen etwas zu machen. Daher werden wir ab übermorgen auf der
‚it.solutions‘ die Fühler ausstrecken. Unsere Chancen stehen nicht sehr hoch,
aber einen Versuch ist es allemal wert.«
Kalthoff setzte sich
wieder und bat Theo Berg fortzufahren.
»Die ‚it.solutions‘ ist
eine der kleineren Messen. Das hat für uns den Vorteil, dass die Besuchermengen
überschaubarer sind und nicht das komplette Messeareal genutzt wird. Dadurch
stehen die Chancen besser, dass wir unsere Täter auch tatsächlich sehen und
erkennen,... wenn sie denn zuschlagen.« Berg sprach die letzten Worte langsam
und einzeln aus und hob dabei die Schultern zu einer fragenden Geste.
»Das ist, wie sie sich
alle denken können, der negative Aspekt an einer kleinen Messe. Es ist sehr gut
vorstellbar, vielleicht sogar wahrscheinlich, dass die dort gar nicht erst auftauchen,
weil sie kein ‚Geschäft‘ wittern.
Sollten die Täter
allerdings kommen, werden wir versuchen, sie ausfindig zu machen und im
absoluten Idealfall auf uns aufmerksam zu machen. Das heißt, wir alle werden
dort als Fachbesucher, also Besitzer oder Repräsentanten verschiedener Firmen
auftreten in der Hoffnung, als potentielles Opfer wahrgenommen zu werden.«
Abermals ging ein Raunen
durch das Zimmer und Berg konnte einige Köpfe sehr leicht schütteln sehen.
Klaus Mahlmann, ein erfahrener Beamter
Weitere Kostenlose Bücher