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Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Luzius
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der Hakennase plötzlich unvermittelt vor mir stand: Roger. Er war in der Tat der Bruder des Pater Finn aus Ennis, wie ich mittlerweile erfahren hatte. Malcolm hatte dies, auf meine Erzählung hin, herausgefunden. Seither war ich mir sicher, dass ich bereits seit unserer Flucht aus dem Waisenhaus unter dem wachsamen Blick der Kirche gestanden hatte. Deshalb, und weil ich mittlerweile ja nun wusste, dass ich beobachtet wurde, wo immer ich mich auch aufhielt. War mir diese Flucht damals nicht ohnehin viel zu leicht erschienen? Und da war dann noch die Sache mit dem unvermuteten Mutantenfund – damals, nach der Prügelei an der Schleuse. War hier ein Beschützer im Hintergrund auf den Plan getreten und hatte dafür gesorgt, dass ich meine Reise würde fortsetzen können? Ich vermuteten es stark. Und, dass Roger wirklich nur zufällig anwesend gewesen war, als ich von den Ruinenratten überfallen wurde, schien mir unter diesem Aspekt mehr als unwahrscheinlich. Die Kirche und die Bewahrer hatten gehofft, ich würde sie direkt zu meinem Vater führen – vielleicht sogar zu Douglas selbst. Und sie hatten die ganze Zeit darüber gewacht, dass ich mein Ziel auch würde erreichen können.
    Ich war gerade durch die Reihen der hohen Regale gewandert, und hatte versucht zu erahnen, wie viele Bücher es hier wohl insgesamt haben mochte – allerdings ohne jeglichen Erfolg –, als er mich freundlich grüßte. Ich versuchte mir mein Erschrecken nicht anmerken zu lassen –  und meine Abneigung ihm gegenüber schon gar nicht –, als er eine belanglose Plauderei begann. Da ich jedoch nicht so recht in der Stimmung war, mich gerade mit ihm über den großartigen Schatz an Wissen, welcher hier verwahrt wurde, zu unterhalten, fürchte ich, dass meine Antworten nur sehr einsilbig ausfielen. Er jedoch schien mir das nicht krumm zu nehmen. Nach einigen weiteren nichtssagenden Äußerungen verabschiedete er sich dann auch nickend und verschwand aus meinem Blickfeld.
    Ich wusste nicht, wie ich sein unvermutetes Auftauchen einordnen sollte. War er wirklich nur zufällig hier gewesen? Oder lag es etwa an ihm – trotz der Überwachung, der ich unterlag –, auf mich zu achten? Selbst hier, im Herzen der Kirche und aller Macht? Vielleicht auch wollte er mir durch sein Erscheinen, nur zu verstehen geben, dass man ein Auge auf mir hätte.
    Ich trat an eines der großen Bleiglasfenster und blickte hinaus. Wenig später sah ich ihn über den Rasen gehen. Jetzt erst getraute ich mich wieder, mich auf die Suche danach zu machen, weswegen ich eigentlich hergekommen war.
    Ich lief durch die Abteilungen und durchforstete unzählige Reihen an Büchern. Keine Menschenseele begegnete mir. Weder die sonst nahezu überall umherhuschenden Kirchenleute, noch welche der Bewahrer. Ich war alleine. Roger war offensichtlich der einzige gewesen, der sich hierher verirrt hatte – aus welchen Gründen auch immer. Dennoch, die Räume wurden gut gepflegt und ich beschloss, mich zu beeilen, als ich endlich ein Buch gefunden hatte, das mir Aufschluss zu geben versprach, über meine drängenden Fragen.
    Isle of Man – Die Geschichte einer Insel, stand auf dem Einband.
    Aufgeregt blätterte ich darin herum. Doch vielleicht war ich ja auch völlig auf dem Holzweg. Vielleicht spielte mir meine überschäumende Phantasie bloß einen Streich, wenn ich mir einredete, dass da ein Zusammenhang bestünde, zwischen dem unbekannten Anführer des fraglichen Geheimbundes und dieser Insel.
    Ich fand viele Informationen über diese Insel und auch über die Stadt Douglas. Ich erfuhr, dass sie einst autonomer Kronbesitz gewesen war – was immer das auch bedeuten mochte. Ich überflog ganze Kapitel über Topographie und Sprachgeschichte. Doch nichts von alldem, schien mir weiterzuhelfen. Ich wollte das Buch gerade enttäuscht zuklappen, da fiel mein Blick auf das Wappen der Insel. Zwei Vögel flankierten ein merkwürdiges Rad, das aus drei Beinen zu bestehen schien. Darunter stand ein Spruch in einer fremden Sprache: QUOUNQUE JECERIS STABIT. Das sagte mir nichts. Etwas weiter unterhalb jedoch fand ich eine Übersetzung. Ich las die Worte und stockte:
    WOHIN DU ES AUCH GEWORFEN HABEN WIRST, ES WIRD STEHEN.
     
     
    Sarina nickte bedächtig, als ich ihnen die Seite zeigte. Aufgeregt hatte ich von meiner Entdeckung erzählt. Sarinas Vater aber hatte mich unterbrochen, als ihm klar geworden war, dass ich offenbar tatsächlich eine Spur zu Douglas – und somit zu meinem Vater –

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