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Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Luzius
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gefunden haben könnte. Zwar hatte Malcolm uns versichert, dass wir auf unseren Zimmern nicht belauscht würden – und ich traute ihm bedingungslos –, doch wer vermochte schon zu sagen, ob der Freund auch wirklich über alle Vorgänge in dieser riesigen Anlage im Bilde war.
    Schließlich hatten mich beide in die Bibliothek begleitet. Wir hatten uns mehrmals vergewissert, dass wir auch wirklich alleine waren.
    „Du könntest recht haben, Liam.“ Ihre Augen funkelten aufgeregt.
    „Dennoch, die Insel scheint mir recht groß zu sein.“, wandte ihr Vater ein. „Wo wolltest du anfangen zu suchen? Zumal das Versteck dieses Douglas wohl kaum so einfach zu finden sein dürfte. Einmal vorausgesetzt, dass du mit deiner Vermutung überhaupt richtig liegst, und dies nicht etwa nur ein seltsamer Zufall – oder gar eine gewollte Irreführung – ist.
    „Mein Vater wird mich finden!“, sagte ich mit dem inbrünstigen Ton der Überzeugung „wenn ich erst einmal dort bin.“
    Er sah mich skeptisch an.
    „Und wie willst du das machen. Hast du uns nicht selbst erzählt, du würdest bei jedem Schritt überwacht. Willst du die Kirche und die Bewahrer wirklich zu deinem Vater führen? Dann kannst du ihnen auch genauso gut gleich alles erzählen, was du herausgefunden hast.“
    Er hatte natürlich recht. Darüber hatte ich mir im Eifer meiner Entdeckung noch gar keine Gedanken gemacht. Und schließlich war da ja noch etwas. Etwas was ich den beiden bisher verschwiegen hatte. Ich atmete tief durch und begann zu erzählen. Ich erzählte von meinen Schuldgefühlen, die ich ihnen gegenüber hatte. Ohne mich würden sie weiterhin ein friedliches und unbehelligtes Leben führen. Ich sagte ihnen, dass ich bereit wäre, der Kirche alles zu erzählen, wenn sie dies wünschten und dafür garantiert wäre, dass man sie in Ruhe ließe. Und schließlich erzählte ich auch noch verschämt von dem Angebot, das Donahugh mir gemacht hatte – dass Sarina mit mir zusammen in Ballynakill würde leben dürfen. Eigentlich hatte ich das erst für mich behalten wollen, aber je mehr ich erzählte, von dem was mich bewegte, desto mehr kam ich zu der Erkenntnis, dass ich ihnen nichts vorenthalten durfte – und sei es mir auch noch so unangenehm.
    Als ich geendet hatte, blickten mir beide unverwandt entgegen. Der große kräftige Mann nachdenklich – seine Tochter wütend und mit funkelnden Augen.
    „Liam O’Sullivan!“, sagte sie energisch. „Wie konntest du auch nur einen Moment lang annehmen, wir würden es zulassen, dass du unseretwegen deinen Vater verrätst! Kennst du mich denn noch immer so schlecht? Ich wusste vom ersten Moment an, worauf ich mich einließ.“ Ihre Stimme wurde dann etwas sanfter, als sie fortfuhr. „Und noch etwas: Ich bereue keine Sekunde.“
    Ich war mir nicht ganz im Klaren darüber, ob ihr Vater wohl ebenso dachte. Doch, wie schon bei früheren Begebenheiten, beugte er sich dem Willen seiner Tochter kommentarlos.
    „Außerdem...“ Ihre Stimme war nun ganz leise geworden. „So gerne ich auch mit dir zusammen nach Ballynakill gehen würde – oder sonst wo hin –, ich glaube nicht, dass die Bewahrer ihr Versprechen einhalten würden. Dafür wissen wir bereits zuviel. Sie könnten es niemals riskieren, uns unbehelligt zu lassen.“
    „Sie hat recht.“, erklang auf einmal eine weiche Stimme hinter uns. Wie ein Mann fuhren wir herum.
    Da stand Eileen und sah uns aus ihren tiefgründigen Augen entgegen.

Douglas
     
    „Douglas“, sagte Eileen und deutete auf die aufgeschlagen Seite des Buches. Doch wie sie es aussprach, klang es eher wie: Du–glas. Eine kleine Falte bildete sich auf ihrer Stirn.
    „Es muss einmal eine sehr schöne Stadt gewesen sein. Schon lange aber lebt da niemand mehr.“
    „Du warst schon einmal dort?“, fragte ich verwundert.
    Sie nickte.
    „Das ist lange her. Früher gab es dort einmal einen Stützpunkt, aber der wurde aufgegeben.“
    Ihre Stimme war gesenkt und ihre Ausdrucksweise zurückhaltend. Sie war immer sehr wortkarg gewesen – schon damals bei Jamerson –, doch wenn sie etwas gesagt hatte, hatte sie sofort die volle Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer gehabt. Ich hatte Sarina und ihrem Vater erklärt wer sie war. Eileen hatte auf die vorsichtig freundlichen Worte der beiden in ihrer üblichen knappen Weise reagiert. Sie hatte nur kurz genickt und sich dem Buch zugewandt, das vor uns auf dem Tisch lag.
    „Meine Mutter hat die Auflösung der Station geleitet. Douglas – das war ihr

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