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Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Luzius
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Rufname.“
    Ich sah sie fragend an.
    „Jede Station – und auch jeder Aerocopter – hat einen eigenen Funknamen.“
    (Was man sich unter Funk vorzustellen hatte, das wusste ich bereits von Malcolm. Es war ganz ähnlich der kleinen Schachteln, mit denen die Menschen vor dem Neubeginn sich über große Entfernungen hinweg unterhalten konnten.)
    „Deine Mutter ist eine Bewahrerein.“, sagte ich, mehr feststellend als fragend. Ich erinnerte mich an die Worte des Bischofs von Ennis: Sie ist jetzt wieder zu hause. Eileen jedoch erwiderte nur:
    „Sie ist tot.“ Sie sagte es nahezu völlig ausdruckslos. Bei ihr tat man sich immer schwer, Gefühlsregungen aus ihrer Stimme, oder ihrem Minenspiel, herauslesen zu wollen. Dennoch, für einen kurzen Moment glaubte ich, dass ihr immer irgendwie nach verhaltener Traurigkeit klingender Tonfall noch um eine Nuance schwermütiger geworden war.
    „Wie ist sie gestorben?“, fragte ich. Zuerst glaubte ich, sie würde die Frage einfach übergehen. So wie sie es immer tat, wenn sie auf ein bestimmtes Thema nicht eingehen wollte. Sie ignorierte die Frage dann ganz einfach. Schließlich aber antwortete sie doch:
    „Unser Aerocopter ist abgestürzt.“
    „Euer Copter?“ Was hatte mir Allen noch gleich erzählt? Sie ist vom Himmel gefallen. Damals hatte ich mit dieser Äußerung nichts anzufangen gewusst. Nun aber ergab sie plötzlich einen Sinn.
    „So bist du schließlich zu Jamerson gekommen.“, mutmaßte ich.
    Wieder nickte sie. Eigentlich war es nur die Andeutung eines Nickens. Ebenso wie ihre Art zu sprechen, war auch ihre Gestik stets karg und verhalten.
    „Er hat mich aufgenommen. Ich war damals noch keine zehn Jahre alt. Meine Mutter war alles was ich hatte auf der Welt.“ Sie sah mir in die Augen. Ihr tiefgründiger Blick durchfuhr mich.
    „Jamerson hat mich aufgenommen. Er hat sich um mich gekümmert – so wie um alle anderen. Für ihn gab es keine Unterscheidung. Wir waren seine Kinder. Alle. Und er hat immer für uns gesorgt.“
    Plötzlich kam mir ein Gedanke.
    „Wann genau war das?“
    „Vor gut acht Jahren.“
    Ich hatte also richtig gelegen mit meiner Vermutung. Hatte Marten nicht von einem abgestürzten Copter erzählt? Die Kutscherin (später erfuhr ich, dass man die Kutscher der Copter Piloten nannte) hatten die Mitglieder der Gemeinschaft der Suchenden damals nur noch sterbend vorgefunden. Ich wusste nicht so recht, ob ich Eileen das mitteilen sollte. Schließlich aber fand ich, sie hätte ein Recht darauf, es zu erfahren. So erzählte ich ihr was ich wusste. Gebannt hing sie an meinen Lippen, wenngleich auch sie sonst keinerlei Gefühlsregung zeigte. Als ich zum Ende gekommen war, sagte sie nur leise:
    „Dann musste sie nicht einsam sterben. Das ist gut.“
    Sie wandte sich ab. Doch ich hatte gerade noch sehen können, dass sich eine einzelne Träne einen Weg ihre Wange hinab gebahnt hatte.
    „Auch ich habe meine Mutter verloren.“, sagte ich, in dem hilflosen Versuch ihr Trost zu geben. Sie jedoch ging nicht darauf ein. Sie beugte sich wieder über das Buch.
    „Was hat deine Mutter damals gemeint, als sie sagte, die Bewahrer würden uns bewahren. Meinte sie, man würde uns beschützen – von hier aus, der Dreifaltigkeit?“ Ich dachte an das was Donahugh und Malcolm mir alles erzählt hatten.
    „Wahrscheinlich.“, erwiderte Eileen. „Doch ich glaube, dass sie noch etwas ganz anderes damit sagen wollte.“
    Ich sah überrascht auf. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich Eileen offenbar zu einem Entschluss durchgerungen hatte. Sie richtete sich auf und sah mich durchdringend an. Dann begann sie zu berichten:
    „Es war kein Zufall, dass ich bei dem Absturz an Bord war. Meine Mutter wollte mich in Sicherheit bringen. Sie hatte Angst um mich.“
    „Angst um dich?“, fragte ich. Eileen jedoch ließ sich von meiner Zwischenfrage nicht irritieren.
    „Ich war damals noch sehr jung und habe nur wenig von dem mitbekommen, was wirklich geschehen war. Mein Vater war einem Verbrechen auf der Spur gewesen – zumindest hatten meine Eltern es damals so bezeichnet, als sie mit Donahugh darüber gesprochen hatten. Sie hatten nicht gewusst, dass ich noch wach war und gelauscht hatte. Erst vor kurzem habe ich herausgefunden, was sie damit gemeint hatten.“
    Wieder glaubte ich erkennen zu können, als würde ihre Stimme sich für einen kurzen Augenblick senken – so sehr sie es auch zu verbergen suchte.
    „Kurz darauf war mein Vater tot. Er starb bei einem

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