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Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Luzius
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widerwillig.
    Erneut drangen Rufe zu uns herüber. Männliche und weibliche. Inzwischen waren wohl auch alle Knechte und Mägde aufgeschreckt worden. Tumult brach los. Noch mehr Rufen und Schreien.
    Mein Vater drehte sich um.
    „Ich muss zu deiner Mutter.“
    „Dad, ich...“
    „Verschwinde jetzt!“
    Ich sah ihn noch einen Moment unschlüssig entgegen. Doch der Blick seiner Augen war streng und befehlend. Ich gehorchte schließlich und schlich mich im Schatten des Gebäudes davon. Als ich mich noch einmal umwandte, war mein Vater bereits verschwunden.
     
     
    Ich ließ die letzten Gebäude hinter mir und der Lärm wurde allmählich leiser. Ich hielt mich so gut ich konnte in Deckung. Schließlich aber musste ich auf offenes Gelände hinaus. Auf den meisten Feldern hatte die Aussaat bereits begonnen, doch noch nicht einmal ein paar kümmerlichen Sprösslingen ragten aus dem Boden. Weit und breit nichts was mir Sichtschutz geben konnte.
    Wieder glaubte ich, dieses Fauchen über mir am Himmel zu hören. Ich warf mich zu Boden und schmiegte mich eng zwischen zwei Furchen. Ich lauschte in die Nacht. Als ich sicher war, dass nichts über mir schwebte, erhob ich mich und rannte weiter.
    Ich wusste noch nicht einmal, wohin ich mich wenden sollte – wo ich Zuflucht finden würde. Weit hinter dem nächsten Feld begann ein kleiner Mischwald. Wenn ich die Bäume erreichte, dann war ich wohl in Sicherheit. So zumindest hoffte ich. Doch der Wald war auf einmal ewig weit entfernt. Was unter anderen Umständen ein kurzer Spaziergang gewesen wäre, erschien nun so unendlich weit weg.
    Ich rannte so schnell ich konnte. Meine Lungen brannten wie Feuer. Immer wieder stolperte ich über Ackerfurchen. Auch kam ich über den frisch gepflügten, lockeren Boden nicht besonders schnell voran; dennoch kostetet es enorme Kraft. Noch immer schien ich dem Waldrand kein Stück näher gekommen zu sein. Zudem ging es auch noch leicht aufwärts, in dem etwas hügeligen Gelände. Was eigentlich nicht mehr war, als eine kleine Erhebung des Bodens, erschien mir mit einem Mal wie ein gewaltiger Berg, den ich zu erklimmen hatte.
    Als ich den höchsten Punkt der Erhebung erreicht hatte, blieb ich kurz stehen und wandte mich um. Ich blickte hinunter auf unsere Farm und erstarrte. Ein helles Leuchten drang vom Haupthaus her. Doch diesmal war es nicht der gleichmäßige weiße Schein der Fremden. Das Licht war gelblich und wild flackernd. Das Haus brannte!
    Fassungslos starrte ich hinunter auf die lodernden Flammen. Mom, Dad..., durchfuhr es mich. Ich wollte bereits wieder hinuntereilen, da ertönte erneut dieses Fauchen über mir in der Luft. Es schien von allen Seiten gleichermaßen zu kommen. Dann traf mich der Lichtkegel. Instinktiv lief ich los. Ich rannte noch schneller als zuvor, versuchte Haken zu schlagen, um dem Licht zu entkommen. Da gesellte sich zu dem ersten Licht ein zweites. Ich rannte und rannte. Nur selten gelang es mir, mich für einen kurzen Moment den Lichtkegeln zu entziehen, doch schon kurz darauf hüllten sie mich wieder ein.
    Endlich kamen die Bäume näher. Ich glaubte bereits, einzelne Stämme unterscheiden zu können, da fühlte ich plötzlich einen stechenden Schmerz im linken Oberschenkel. Mir knickten die Beine ein. Der Boden flog mir entgegen. Die lockere Erde jedoch federte meinen Sturz ab. Ich versuchte, mich zu erheben, und weiterzulaufen, doch es gelang mir nicht. Mit einem Mal fühlte ich eine bleierne Schwere in meinen Gliedern. Ich sah an meinem Bein hinab und entdeckte einen seltsamen kurzen Pfeil, der in meinem Schenkel stak. Ich wollte ihn herausziehen. Aber mir fehlte bereits die Kraft. Dann wurde es dunkel um mich.

Im Pfarrhaus
     
    Mein Vater steht am Waldrand und winkt. Ich renne auf ihn zu. Ich laufe und laufe. Der Boden fliegt unter mir dahin. Und dennoch, ich komme nicht von der Stelle. Ganz im Gegenteil – je schneller ich renne, desto mehr verschwindet mein Vater in der Ferne.
    Hinter mir wird das Fauchen immer lauter. Ich spüre bereits den Atem des wilden Tieres in meinem Nacken, doch ich wage nicht, mich umzusehen. Ich weiß, es setzt bereits zum Sprung an.
     
     
    Mit einem lauten Schrei fuhr ich hoch. Für einen kurzen Augenblick glaubte ich, in das Gesicht meines Vaters zu blicken. Doch es war Pater O’Malley. Neben ihm stand Miss Patricia, die ältliche Krankenschwester des Dorfes. Sie blickten auf mich herab.
    Verwirrt sah ich mich um. Ich saß aufrecht in einem frischbezogenem Bett. Durch

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