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Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Luzius
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wünsche dir viel Glück, Liam“, sagte Jack. „Pass auf dich auf. Versprich mir das. Ich werde gut für die Farm sorgen.“
    Ich nickte, brachte aber kein Wort mehr heraus. Er begleitete mich noch zurück zum Stall, wo ich Kayleigh holte.
    Ich hob die Hand zum Abschied, als ich aufgesessen war. Ich gab dem Tier Schenkeldruck und ritt in Richtung des Rosedalehauses davon, um meine restlichen Sachen zu holen. Ich sah mich nicht mehr um.

Der Turm
     
    Die Landschaft war trostlos und wenig einladend. Der Boden war steinig und machte jede Art von Ackerbau unmöglich. Kleine verkrüppelte Bäume, die es trotz allem irgendwie geschafft hatten, sich in dem felsigen Untergrund festzuklammern, boten einen traurigen und windschiefen Anblick.
    Es war wie Jack gesagt hatte. Seit ich diesen Landstrich erreicht hatte, hatte ich mir keine Mühe geben müssen, menschlichen Ansiedlungen auszuweichen. Es gab keine. Obwohl hier früher Menschen gelebt haben mussten. Immer wieder stieß ich auf kleine verfallene Ortschaften. Ich fragte mich wovon die Bewohner dieser Gegend wohl gelebt haben mochten.
    Häufig konnte ich noch die Überreste eines weitverzweigten Straßennetzes erkennen. Doch kleine zähe Pflanzen drangen mit ihren Wurzeln überall durch das schwarze Gestein, aus dem die Menschen der Dunklen Zeit diese Straßen einst gebaut hatten.
    Damals musste es unvergleichlich viel mehr Menschen gegeben haben. Doch seit dem Neubeginn war diese Gegend offenbar verlassen. Die Menschen waren in fruchtbarere Gebiete ausgewichen.
    War ich, bevor ich diesen merkwürdigen Landstrich erreicht hatte, noch hauptsächlich nachts unterwegs gewesen und hatte stets versucht, mich in Deckung der Wälder zu halten, so war das nun nicht mehr möglich. Der zerklüftete steinige Boden machte das Reiten bei Nacht zu gefährlich. Und Vegetation, die hoch genug wuchs, einem Reiter Schutz zu bieten, gab es nahezu nicht – sah man einmal von einigen winzigen Wäldchen ab, die sich auf den spärlich verteilten Flecken fruchtbaren Bodens ausgebreitet hatten.
    Doch Jack hatte recht gehabt, mich hierher zu schicken. Hier würde mich wohl niemand vermuten. Ich dachte darüber nach, wie weit sich diese Öde wohl erstrecken würde. Nach Westen bis ans Meer – so nahm ich an. Nach Norden und Süden hin konnte ich nur Mutmaßungen anstellen. Im Nordwesten irgendwo lag Galway. Dort lebten viele Menschen. Und wenn ich nur weit genug nach Süden vordrang, so würde ich wohl unweigerlich in die Nähe von Ennis kommen. Dort war auch das Ordinariat – und Malcolm lebte dort, so fuhr es mir durch den Sinn. Spätestens mit diesen beiden Städten also, würde diese Karstlandschaft wohl ihr Ende finden und der Boden sich wieder in fruchtbares Land verwandeln, in dem Menschen gut leben konnten.
    In dieser Nacht fand ich Unterschlupf in einer Art Turm, der wesentlich robuster gebaut war, als die umstehenden Gebäude. Diese hatten weit weniger massive Mauern und die Dächer und Zwischenböden waren längst in sich zusammen gefallen. Der Turm selbst aber war aus massigen Steinquadern errichtet worden und schien noch weitaus älter zu sein, als die ihn umgebenden Bauten. Ich überlegte, ob er nicht möglicherweise einst Teil eines noch viel größeren Bauwerkes gewesen sein mochte. Vieles deutete darauf hin. Doch wenn es solch ein Bauwerk tatsächlich gegeben haben sollte, so war dies bereits in uralter Zeit abgerissen und durch die wenig solide gebauten Häuser ersetzt worden, die nun dem Verfall anheim gefallen waren. Die Handlungsweisen der Menschen vor dem Neubeginn waren einfach nicht nachzuvollziehen – das zeigte sich hier wieder einmal mehr als deutlich. Kein Wunder, dass ihre Zivilisation schließlich untergegangen war.
    Mit dem nächsten Morgen hatte es angefangen zu regnen. Wahre Sturzbäche ergossen sich aus dem Himmel. So blieb ich schließlich wo ich war. Zudem – ich war bestimmt schon weit genug in diesen Landstrich vorgedrungen, um vor Verfolgern sicher zu sein, so rechnete ich mir aus. Ich hatte genügend Nahrungsmittel dabei, um es einige Zeit hier aushalten zu können. Ein kleiner Bach, der diese ehemalige Ansiedlung umfloss, würde mich ausreichend mit Trinkwasser versorgen. Eigentlich hatte ich es doch ganz gut getroffen, dachte ich mir.
    Ich hatte den Turm von oben bis unten durchsucht, jedoch nichts Brauchbares finden können. Es schien, als wäre er selbst zu Zeiten der Verderbnis unbewohnt gewesen. Überall standen Kästen, die einst Deckel aus

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