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Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Luzius
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nun zu neunt. Nur die kleine Sue und der nur unwesentlich ältere Thomas waren davon ausgenommen –  und ich natürlich. Nun, zumindest hatte dies den Vorteil, dass ich jede Nacht durchschlafen konnte. Niemand schien sich daran zu stören. Nur Allen maulte ab und an darüber.
    Was genau es jedoch mit den Anderen – und Jamersons Angst vor ihnen – auf sich hatte, das wusste ich immer noch nicht. Als ich einmal versucht hatte, ihn daraufhin anzusprechen, war er, wie erwartet, nicht darauf eingegangen. Freundlich aber bestimmt hatte er das Thema für beendet erklärt.
    Mir war klar, dass ich von ihm wohl keine Informationen über die Anderen erhalten würde. Einiges aber hatte ich mir inzwischen selbst zusammenreimen können: Die kleine Sue war nicht die einzige Mutantin in Jamersons Schar. Auch Thomas hatte Verwachsungen. Wenngleich auch man diese nicht auf den ersten Blick zu erkennen vermochte.  Bei den anderen Kindern, wie zum Beispiel der schweigsamen Eileen, konnte ich nur raten. Das Wenige, was ich aus den Gesprächen hatte entnehmen können, ließ mich annehmen, dass Jamerson bereits sein ganzes Leben auf der Flucht vor den Anderen war. Vor Jahren war es ihnen gelungen eines der Kinder, ein Mädchen, zu holen. So jedenfalls hatte Tobin es ausgedrückt, als ich einmal mit ihm alleine auf Frischwassersuche war.
    Tobin war zwar ein Jahr jünger als der bullenstarke, aber gutmütige Shaun, dennoch war er der unumstrittene Anführer der Kinder – gleich nach dem alten Jamerson selbst jedenfalls. Jeder schien sich nach ihm zu richten. Selbst Allen. Und was er sagte, das galt.
    Das Thema war ihm damals sichtlich unangenehm gewesen und viel mehr hatte ich auch nicht geschafft, aus ihm herauszuholen. Nur soviel: Das Kind, ein Mädchen –  kaum älter als die kleine Sue –, wurde nie wieder gesehen. Ob sie wohl auch eine Mutantin gewesen war, konnte ich nur mutmaßen. Tobin jedenfalls hätte mir darüber sicherlich keine Auskunft gegeben – selbst wenn ich ihn direkt danach gefragt hätte. Doch es passte irgendwie in das Bild, das ich mir mittlerweile gemacht hatte. Der alte Jamerson jedenfalls machte sich heute noch schwere Vorwürfe, so hatte Tobin erzählt. Seither gab es auch die Nachtwachen. Und wenngleich diese sich auch bisher als unnötig erwiesen hatten, so wurden sie doch gewissenhaft von den Kindern durchgeführt.
    Während Tobins Schilderungen hatte ich mich daran erinnert, dass es irgendwo im Osten ein Heim geben sollte, in das mutierte Kinder angeblich verbracht wurden. Dies oblag eigentlich der Fürsorge der Kirche. Doch dass Pater O’Malley und der Bischoff von Ennis in irgendeinem Zusammenhang mit den Anderen standen, wusste ich ja inzwischen. Wenngleich ich auch nicht die geringste Ahnung hatte, worin dieser Zusammenhang bestand.
    Und zudem, wenn meine Vermutung stimmte, dass die Anderen tatsächlich selbst Mutanten waren, warum jagten sie dann ihrerseits Mutanten? Je mehr ich darüber nachgrübelte, desto verworrener schien alles zu werden.
     
     
    Tobin rief die anderen herbei. Gemeinsam räumten wir den Schutt beiseite, um den Weg nach draußen frei zu machen. Auch der alte Jamerson packte kräftig mit an. Schließlich gelang es uns, die große Standuhr unbeschadet ins Freie zu hieven und Kayleigh aufzuladen. Allen – der in solchen Sachen wirklich geschickt war, wie ich neidvoll anerkennen musste – hatte bereits vor Wochen ein Tragegestell gefertigt, das sich nahezu perfekt an den Sattel anpasste und das nun dazu diente, die Stute all die Sachen tragen zu lassen, die für uns sonst nur mühsame Plackerei bedeutet hätten.
    Alle – besonders die kleine Sue – hatten das Pferd ins Herz geschlossen und kümmerten sich liebevoll darum. Schnell war mir deutlich geworden, dass die Stute nun Gemeinbesitz der Schar geworden war. Nichts desto trotz war ich wild entschlossen, das Tier mit mir zu nehmen, wenn ich eine Chance fand, mich davon zu machen. Dass dies ein herber Verlust für diese seltsame Gemeinschaft sein würde, darüber wollte ich nicht nachdenken. Kayleigh gehörte mir! Das sagte ich mir immer wieder.
    Als Nachtlager diente uns seit ein paar Tagen ein verfallenes Gehöft. Eines der Gebäude war jedoch noch recht gut erhalten. Jamerson und seine Kinder schienen schon häufig hier Quartier gemacht zu haben.
    Seit ich in ihre Mitte aufgenommen worden war, war die Schar kreuz und quer umhergewandert. Alle paar Tage ging es weiter, auf der Suche nach alten Dörfern und vereinzelten

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