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Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Luzius
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kleinen Ansiedlungen, welche alle eines gemein hatten: Sie waren ausnahmslos verlassen und zum größten Teil in sich zusammengestürzt. Dennoch konnte immer wieder Brauchbares daraus geborgen werden, das von Jamerson gesammelt wurde. Gelegentlich auch, wenn die Schar sich den Grenzgebieten näherte und erste verstreute Siedlungen auftauchten, wurden ein paar der älteren Kinder ausgeschickt, um etwas Essbares zu stehlen. Einmal sogar war es Tobin gelungen, ein lebendiges Schwein aus einem Pferch zu locken, und es unbemerkt von der Farm wegzutreiben. Dieses Tier hatte ihnen die Versorgung mit Fleisch auf Wochen hinaus gesichert. Während der gesamten Zeit jedoch, die ich bis jetzt bei ihnen verbracht hatte, hatten wir uns niemals soweit bewohnten Gegenden genähert.
    Waren erst genügend Dinge von Wert zusammengekommen, so würden Tobin und Allen damit in eine Stadt geschickt, um die Waren zu Geld zu machen, oder für Lebensmittel und Kleidung einzutauschen. Hier rechnete ich mir eine Chance aus, zu fliehen. Kamen wir erst nahe genug an den Rand dieses öden und leeren Landstriches, so würde ich schon eine Gelegenheit finden, mich unbemerkt davon zu schleichen. So zumindest sagte ich mir.
    Der Burren – so wurde diese Gegend genannt, wie ich mittlerweile erfahren hatte – war, wie bereits geschildert, eine öde Karstlandschaft auf der kaum etwas wuchs. Dennoch hatten in früherer Zeit offenbar weit mehr Menschen hier gelebt, als ich zunächst angenommen hatte. Trotz seiner gewaltigen Ausmaße aber, stellte der Burren eine geologische Besonderheit dar, die irgendwo im Süden ihr natürliches Ende fand. Dort verwandelte sich der Boden – so zumindest hatte Jamerson erzählt – wieder in fruchtbares Grünland. Doch soweit würde diese Gemeinschaft nicht vordringen. Die Leere des Burrens bot der Schar Schutz. Er wurde nur verlassen, wenn es unbedingt sein musste. Zum Beispiel, um die geborgenen Gebrauchsgegenstände zu verkaufen, die über Wochen hinweg gesammelt worden waren.
    Nun aber, mit dem Fund dieser Uhr, war es wohl soweit.
    An diesem Abend jedenfalls waren alle bester Laune. Der alte Jamerson gab eine doppelte Ration Essen aus, und selbst die sonst so in sich zurückgezogene Eileen, schien etwas aufzutauen.
    Selbst ich ließ mich von dieser Stimmung mitreißen. Es wurde viel gelacht an diesem Abend. Die kleine Sue sang ein Lied. Doch nach wie vor wich sie keinen Zoll von Jamersons Seite. Ryan hatte sich neben mich gesetzt und schien noch ausgelassener als sonst. Er war der Held des Tages und er genoss seine Rolle sichtlich. Ich gönnte es ihm von Herzen.
    Nicht zum ersten Mal musste ich mir eingestehen, dass ich diese Kinder, trotz allem, irgendwie mochte. Dennoch, waren wir erst einmal weit genug nach Süden vorgedrungen, so würde ich die nächstbeste Gelegenheit ergreifen, sie zu verlassen. Und Kayleigh würde ich mit mir nehmen, soviel stand fest!
    Doch es sollte alles ganz anders kommen.
     
     
    „Die Farm liegt gleich hinter diesem Hügel“, sagte Allen.
    Ich vermochte in der Dunkelheit gerade einmal seine Umrisse auszumachen. Die Nacht war kühl, doch nach der Hitze des Tages genoss ich diese Frische. Obwohl es erst Ende Mai war, war der Frühling scheinbar nahtlos in einen frühen Sommer übergegangen. Die Eisheiligen lagen erst ein paar Tage zurück, doch war von ihnen nichts zu bemerken gewesen.
    Seit dem Fund der Standuhr war gut eine Woche vergangen. Es war gekommen, wie ich es bereits vermutet hatte. Bereits am nächsten Morgen war Jamersons Schar nach Süden gezogen. Drei Tage später waren Shaun und Tobin nach Ennis aufgebrochen. Kayleigh hatten sie mit sich genommen, da die Stute die große Uhr tragen musste.
    Wir anderen waren zurückgeblieben. Da Ennis ein ganzes Stück außerhalb des Burrens lag, hatte Jamerson sich nicht weiter vorgewagt.
    Wir wussten nicht, welche Schwierigkeiten sich den Beiden womöglich in den Weg stellen würden, doch wurden sie allmählich zurückerwartet. Dennoch wurde beschlossen, die Zeit des Wartens nicht völlig unnütz verstreichen zu lassen. So kam es, dass Allen, Eileen, Ryan und ich schließlich ausgeschickt wurden, in einer der nahen Ansiedlungen etwas Essbares zu organisieren. Zwar hatte sich Allen vehement dagegen ausgesprochen, mich mitzunehmen, doch der alte Jamerson hatte nichts davon hören wollen. So gab es sich es also, dass ich mich mit den dreien schließlich, lange nach Einbruch der Finsternis, auf den Weg gemacht hatte. Allen hatte mich

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