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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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überzeugte sich, daß vor ihm ein beamteter Zivilfahnder stand, der nun mit einer Taschenlampe ins Wageninnere funzelte, offenbar nichts fand, was er zu finden erwartet hatte, die Hoffnung aber noch nicht aufgeben wollte. »Öffnen Sie bitte den Kofferraum!«
    Auch das geschah. Außer Büchern und dem üblichen Kleinkram, den jeder spazierenfährt, weil er nie zum Ausräumen kommt, war nichts Verdächtiges zu sehen.
    »Haben Sie getrunken?«
    »Ja, einen Kognak. Vor fünf Minuten«, gab Herr Adler sofort zu. »Aber der kann noch gar nicht gewirkt haben.«
    Der Beamte nahm das schweigend zur Kenntnis. Sein Opfer bewegte sich anscheinend noch innerhalb der Toleranzgrenze, schwankte nicht und lallte nicht, war nicht angriffslustig, sondern im Gegenteil betont höflich und bereit, alles zu tun, was man von ihm verlangte.
    Endlich kam dem Beamten eine Erleuchtung. »Was haben Sie eigentlich mit dem Auto in der Fußgängerzone zu suchen?«
    »Wir kommen von einer Autorenlesung, Frau Sanders ist gehbehindert und zur Zeit nicht in der Lage, längere Strecken zu Fuß zurückzulegen.«
    Na warte! Von wegen gehbehindert! War ich nicht erst im Sommer stundenlang durch den Grunewald getigert? Zwar dezent hinkend, doch ungebrochen.
    »Das kann jeder behaupten«, sagte der Polizeimensch und wollte nun auch noch meinen Ausweis sehen. In dem steht aber nur mein richtiger Name und nicht mein Pseudonym. Offenbar erschien ihm die ganze Angelegenheit äußerst suspekt. Ich sah uns schon auf dem nächsten Revier. Schnell präsentierte ich den Blumenstrauß, den mir Herr Waldvogel zum Abschied überreicht hatte, und Steffi zeigte mein Foto auf dem Schutzumschlag des Buches.
    Jetzt wurde der Beamte unsicher. Wer weiß, vielleicht saß da vor ihm etwas ganz Berühmtes, das sich am Ende noch bei der vorgesetzten Stelle beschweren würde, man kann schließlich nicht jeden Dichter kennen, im Zweifelsfall sollte man Ärger aus dem Weg gehen…
    »Also fahren Sie schon weiter, ich habe nichts gesehen!«
    Erleichtert sah Herr Adler dem Blaulicht hinterher. »Die Schlauheit des Fuchses besteht zu neunzig Prozent aus der Dummheit der Hühner. Nicht auszudenken, wenn der mich hätte pusten lassen.« Er grinste. »Ich hab wirklich nur einen einzigen Kognak getrunken, aber das ist ein dreistöckiger gewesen! – Und jetzt nichts wie zurück ins Hotel. Ich habe Hunger.«
    Leider sei das Restaurant schon geschlossen, bedauerte das blaue Dirndl, aber die kalte Küche sei auch zu empfehlen.
    »Die kenne ich«, knurrte Herr Adler, »Ikebana aufm Teller.«
    Satt geworden sind wir trotzdem, bis auf Steffi natürlich, aber sie dürfte nicht die letzte gewesen sein, die auf den berühmten »Halve Hahn« hereingefallen ist.
    Zum Frühstück kam Herr Adler zu spät, was er mit den Worten entschuldigte, er habe so lange zum Rasieren gebraucht, da kämen ihm immer die besten Ideen, und genauso eine hätte er jetzt. »Ihre Tochter ist doch zum erstenmal im Rheinland, nicht wahr? Na also, dann hat sie gefälligst auch einmal über die Kö zu bummeln, sonst ist sie ja gar nicht hiergewesen. Was halten Sie von einem Abstecher nach Düsseldorf?«
    Steffi hielt viel davon, ich weniger. Düsseldorf ist teuer, der eine Kilometer Königsallee wahrscheinlich das teuerste Pflaster in ganz Deutschland, und Stefanies Faible für hübsche Schuhe kannte ich nur zu gut. Sie entdeckte auch gleich welche, ging in den Laden, war aber nach kurzer Zeit wieder draußen. »Als ich den Preis gesehen habe, haben sie mir überhaupt nicht mehr gefallen.«
    »Und nun zum ›Uerige‹!« kommandierte Herr Adler. Wie oft hatte seinerzeit in dieser urigen Kneipe unser Altstadtbummel angefangen (oder aufgehört!), wenn die halbe Redaktion zusammen losgezogen war, um den fünfunddreißigsten Geburtstag, den dritten Vater oder den endlich wiedererlangten Führerschein zu feiern! Nichts, aber auch gar nichts hatte sich in all den Jahren verändert. Bei Altbier studierten wir eine Zeitlang Wirtschaftswissenschaft, dann mahnte unser Cicerone zum Aufbruch. »Wir müssen noch nach Duisburg.«
    Ach ja, Frau Haselmann wartete. Und mit ihr vermutlich die ganze Autobusbesatzung, die sie damals zur Buchmesse gekarrt hatte.
    Steffi reklamierte die Kohlenhalden. Das ganze Ruhrgebiet läge doch voll davon, und einen Förderturm habe sie auch noch nicht gesehen.
    »Abwarten!« sagte Herr Adler.
    Duisburg ist eine hübsche Stadt, wenn man vom richtigen Ende hereinkommt. Wir kamen vom falschen und sahen nichts

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