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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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schlagfertig wie du.«
    Dieses Kompliment schmeichelte ihm. »Na schön, der Klügere gibt so lange nach, bis er der Dumme ist.«
    Katja verteilte unsere Beerenernte auf Tellern, Nicki spritzte Sahne aus der Sprühdose drüber, Steffi servierte. Ich warf Sven einen warnenden Blick zu, aber er kaute ganz vorsichtig und nur auf der rechten Seite. Allerdings hatten wir beide nicht bedacht, daß Brombeersaft sehr farbintensiv ist. Innerhalb weniger Minuten hatte sich sein Wachszahn dunkelblau eingefärbt. Das fiel sogar Herrn Jügelt auf. »Du liebe Zeit, wann ist denn das passiert?«
    »Was?«
    »Das mit Ihrem Zahn?«
    Mit den Fingerspitzen überzeugte sich Sven, daß sein Behelfszahn noch an Ort und Stelle saß, dann lächelte er freundlich. »Welcher Zahn?«
    Saschas Fußtritt, den eigentlich sein Bruder abkriegen sollte, landete an meinem Schienbein, und nun blieb mir nichts anderes übrig, als die ganze Geschichte zu erzählen. Herr Jügelt fand sie großartig, er bedauerte nur, daß sie sich nicht bildlich belegen ließ, weil Sven inzwischen das Weite gesucht hatte und nicht mehr zum Vorschein kam.
    Trotzdem dauerte es noch fast eine Stunde, bis sich unsere Gäste verabschiedeten. Ein amüsanter Tag sei es gewesen, behaupteten sie, sehr aufschlußreich und so ungezwungen. Da hätten sie schon ganz andere Sachen erlebt! Meine Bücher wollten sie sogar kaufen, denn jetzt, wo sie doch die ganze Familie persönlich kennengelernt hätten, würden sie die Lektüre doppelt genießen und so weiter. Als sie endlich abgefahren waren, kam ich mir vor wie eingeölt.
    Seitdem sehe ich Heimreportagen über Größen der Wirtschaft und Kultur mit ganz anderen Augen. Beim Betrachten der Bilder weiß ich genau, daß die Bananenstaude rechts vom Couchtisch normalerweise ganz woanders stehen muß, weil man sonst die Terrassentür nicht aufmachen könnte, aber sie mußte dahin wegen der grünen Farbe. Und die Holzscheite, in dekorativer Unordnung direkt vor dem Kamin gestapelt, wären das Entsetzen jedes Feuerwehrmannes. Genau wie das Bärenfell, das schon längst in Flammen aufgegangen wäre, läge es tatsächlich immer vor der offenen Feuerstelle.
    Auch bei uns steht der Schnittlauchtopf wieder auf dem Fensterbrett!

13
    Leserbriefe sind das Salz in der Suppe eines jeden Autors. Im Gegensatz zu Sängern und Schauspielern, die Applaus oder auch mal das Gegenteil gleich auf der Bühne in Empfang nehmen, hängen Autoren quasi in der Luft und wissen oft monatelang nicht, wie ihr neuestes Werk bei den Lesern »ankommt«. Als mich einmal eine Freundin fragte: »Woran merkst du, ob sich deine Bücher überhaupt verkaufen?«, konnte ich nur antworten: »Daran, daß ich einen Scheck vom Verleger bekomme.«
    Aber das stimmt nicht so ganz. Es gibt ja auch noch die Leserbriefe. Die meisten Schreiber melden sich allerdings nur dann, wenn sie ein Haar in der Suppe entdeckt, also einen offensichtlichen Fehler gefunden haben und einem auf zwei engbeschriebenen Seiten mitteilen, was man falsch gemacht hat. So hatte ich z. B. in den »Pellkartoffeln« den Hindenburgdamm erwähnt, über den wir auf einem mit Mehlsäcken beladenen Lastwagen nach Rügen gezuckelt waren. Prompt meldete sich ein Herr und teilte mir mit, daß es sich hierbei doch wohl nur um den Rügendamm gehandelt haben könne, denn der Hindenburgdamm verbinde bekanntlich die Insel Sylt mit dem Festland. Natürlich hatte der gute Mann völlig recht, aber es hat mich im nachhinein außerordentlich befriedigt, daß weder dem Lektor noch später dem Korrektor dieser Fehler aufgefallen war.
    Den ersten Leserbrief erhielt ich von einer Dame namens Dierka, die in mir eine ehemalige Klassenkameradin vermutete. Ich mußte sie enttäuschen, denn in Bayern war ich nie zur Schule, gegangen.
    Peinlicher war dann schon die Sache mit dem Grafen. Er bat mich in wohlgesetzten Worten um einen Hinweis, welcher Seitenlinie denn wohl die verstorbene erste Frau meines Großvaters entstamme, er habe sie weder im Gotha gefunden noch im Koblenzer Landeshauptarchiv, aber ganz offensichtlich müsse sie zu seiner Familie gehören, denn die spezielle Schreibweise dieses Namens sei sehr selten. Es kostete mich zwei Stunden intensiven Nachdenkens sowie mehrerer Entwürfe, um dem adeligen Herrn in ebenso wohlgesetzten Worten zu erklären, weshalb ich den bewußten Namen frei erfunden und ausgerechnet in dieser ihn so irritierenden Form zu Papier gebracht hatte.
    Ein paarmal wurden mir mehr oder weniger umfangreiche

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