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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Schachtel fiel immer wieder herunter. »Frauen haben dafür eine angeborene Begabung«, entschuldigte er sich, »oder haben Sie schon mal einen Mann stricken sehen?«
    Wenigstens die Suppe durfte er mit dem Löffel essen. Sie war grün und schmeckte nach Spinat. Vor uns auf der Heizplatte lagen vier kleine quadratische Klötze, die der Koch mit bemerkenswertem Geschick drehte, wendete, mit einem Messer zerteilte und schließlich auf die vorgewärmten Teller schob.
    Allgemeines Rätselraten.
    »Sieht aus wie Speck«, sagte Frau Maibach.
    »Schmeckt aber nicht so«, sagte Herr Löffelhardt.
    »Eigentlich schmeckt es nach gar nichts«, sagte ich.
    »Ich enthalte mich der Stimme«, sagte Knop, »ich hab’s noch nicht probieren können.« Heldenhaft kämpfte er mit seinen Stäbchen. Endlich bekam er ein Klötzchen zu fassen. »Das muß Gemüse sein«, mutmaßte er kauend.
    »Was denn für welches?«
    »Japanisches.«
    Auf der Heizplatte brutzelten verschiedenartige Fleischstücke. Sie symbolisierten die vier Jahreszeiten, erläuterte der Koch, genau wie die vier Gemüsehäufchen, von denen ich lediglich das eine als Bambussprossen identifizieren konnte. Es war faszinierend, diesem Meister der Küche zuzusehen. Wie ein Taschenspieler hantierte er mit Messer und Palette, von denen er ein ganzes Sortiment an seinem Gürtel hängen hatte. Während wir noch am Frühling herumkauten, servierte er den Sommer. Am Herbst verbrannte ich mir die Zunge und löschte mit Bier. Knop trank als einziger Sake.
    »Wenn ich schon mit den verdammten Stäbchen nicht klarkomme, will ich wenigstens in anderer Hinsicht das asiatische Ritual einhalten.« Nach dem dritten Becherchen verdrehte er leicht die Augen. »Huii, das Zeug hat’s aber in sich. Jetzt weiß ich endlich, warum die Japaner immer so tief sitzen.«
    Das Überraschungsmenü nahm kein Ende. Immer wieder wurde etwas anderes aus der Küche gebracht, vor unseren Augen zubereitet und in immer größeren Zeitabständen verspeist. Wir waren satt. Obwohl der Koch protestierte, verzichteten wir auf den vorletzten Gang, doch den letzten konnten wir ihm nicht ausreden. Er sei die Krönung des ganzen Essens, sozusagen die Überraschung aller Überraschungen und überhaupt sei es jetzt sowieso zu spät. In unserer Nische gingen die Lampen aus, auf der Heizplatte zischte und qualmte es, ein sekundenlanger Feuerzauber mit bläulichzüngelnden Flammen tauchte den ganzen Tisch in ein märchenhaftes Licht, und dann war’s auch schon vorbei. Auf unseren Tellern lag gebratenes Eis.
    Ein europäisch gekleideter Japaner näherte sich. Ob wir zufrieden gewesen seien oder noch einen Wunsch hätten.
    Alles sei ausgezeichnet gewesen, bestätigte Herr Löffelhardt, aber einen Wunsch habe er doch noch. Ob man vielleicht auch die Rechnung flambieren könne?
    Zehn Minuten später irrten wir durch das Parkhaus. »Ich weiß genau, daß ich den Wagen in der zweiten Etage abgestellt habe!«
    Suchend eilte Knop an den überwiegend leeren Boxen vorbei. »Die Karre ist bestimmt geklaut worden!«
    »Wir sind im dritten Stock«, bemerkte Frau Maibach.
    »Warum sagen Sie das nicht gleich?«
    Im Gänsemarsch wendelten wir eine Treppe tiefer. Aber auch dort war das »rote Auto mit der Delle vorne links« genausowenig zu finden wie in der ersten Etage und im Tiefgeschoß.
    »Das ist doch nicht zu fassen«, wetterte Knop. »Ich habe mich ja daran gewöhnt, daß mein Wagen dreimal im Jahr aufgebrochen wird, aber ganz verschwunden ist er noch nie. Sie werden wohl ein Taxi nehmen müssen. Ich rufe erst mal die Polizei an.«
    »Könnt ihr mich hören?« tönte irgendwo von oben Löffelhardts Stimme. »Hier steht eine rote Rostlaube mit eingebufftem Kotflügel. Ist das deine?«
    Der Wagen stand auf dem obersten Parkdeck, mußte nach Knops Ansicht von selbst die Rampe hinaufgefahren sein, denn die allgemeine Vermutung, der Reiswein habe sich nachteilig auf sein Erinnerungsvermögen ausgewirkt, wies Knop entschieden von sich. Im übrigen war der Vorderreifen platt.
    Knop öffnete den Kofferraum, schob ein Wäschepaket sowie diverse Bücher zur Seite, fand endlich den Wagenheber, zerrte den Ersatzreifen heraus und – packte ihn schweigend wieder zurück.
    »Man sollte sich sein Reserverad nicht erst dann ansehen, wenn man einen Platten hat«, grinste Löffelhardt und begab sich auf die Suche nach einer Telefonzelle.
    »Verstehe ich nicht«, meinte Knop kopfschüttelnd, »ich hab den doch noch nie gebraucht.«
    »Eben!« sagte

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