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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Frau Maibach.
    Der Taxifahrer freute sich. Da wir alle woanders wohnten, garantierten wir ihm bis zu seinem Schichtwechsel Vollbeschäftigung.

17
    An seinem Zweitwohnsitz, wie es im Amtsdeutsch immer so schön heißt, war Sven zum Vereinsmeier geworden. Früher hatte er sich bei der Lektüre unseres Gemeindeblättchens jedesmal mokiert, sobald er etwas von der Tagung des Kleintierzüchterverbandes gelesen hatte, vom Wandertag des Schachclubs oder dem geselligen Beisammensein der Schützenbrüder. »Du brauchst bloß drei Deutsche an einen Tisch zu setzen, und schon gründen sie einen Verein«, hatte er gesagt. »Jetzt gibt es schon wieder einen neuen: Den vereinigten Hausfrauenbund. Willste nicht mitmachen?«
    Nun war er selber Mitglied des CB-Funker Clubs geworden, hatte seinen Wagen in eine mobile Funkstation verwandelt und sich den Code »Ritter Blaubart« verpaßt. Die Gründe hierfür blieben im dunkeln, meines Wissens hat er noch niemanden umgebracht.
    Und dann war er in den Münkensteiner Kultur- und Heimatverein eingetreten! In den letzten Jahren hatte sich sein kulturelles Interesse eigentlich nur in regelmäßigen Kinobesuchen erschöpft, aber es soll ja Menschen geben, bei denen der Drang nach höheren Werten erst sehr spät einsetzt. Sven besuchte nun gewissenhaft die allmonatlichen Dia-Vorträge weltreisender Vereinsmitglieder, worauf sich seine Geographiekenntnisse deutlich verbesserten. Er nahm auch teil an Exkursionen zu geschichtlichen Baudenkmälern – eine Ansichtskarte von Schloß Neuschwanstein hängt noch immer an Katjas Pinnwand –, und einmal fuhr er sogar mit ins Theater. Dieser Abend muß seinem Leben eine entscheidende Wende gegeben haben. Plötzlich wollte er nicht mehr nur passives Mitglied des Kulturvereins sein, er wollte sich vielmehr aktiv betätigen und trat deshalb der Laienspielgruppe bei. Seine erste Rolle war die eines edlen Recken in selbstgebastelter Silberfolienrüstung, nur hatte ihn das Premierenfieber so gepackt, daß er rechts mit links verwechselte und bei seinem Abgang von der Bühne dort eine Tür suchte, wo gar keine war. Die Kulissen gerieten ins Wanken, das Burgfräulein bekam einen Zinnbecher auf seinen Schultütenhut, und dann mußte der Vorhang fallen, um dahinter erst einmal Ordnung zu schaffen.
    Sven fand sich damit ab, daß seine Talente wohl doch woanders zu suchen seien, und da er aufgrund seiner Figur zum Kulissenschieben ganz brauchbar war, ernannte man ihn zum Regieassistenten und nebenher zum Standfotografen. Als der Vereinsvorstand eine Videoanlage bewilligte, gab Sven seinen Regieposten ab und wurde Kameramann. Seitdem müssen wir einmal im Jahr die jeweilige Aufzeichnung über uns ergehen lassen.
    Dem Theatervölkchen hatte er mein Doppelleben nicht verschwiegen. Bücher sind letztendlich auch Kultur, und so hatte er meine Werke bereitwillig herumgereicht mit dem Hinweis, er gehöre darin zu den Hauptpersonen. Das erhoffte Erstaunen blieb auch nicht aus, und Svens angeschlagenes Renommee hob sich wieder.
    Eines Tages wurde er zum Vorstand zitiert und gefragt, ob seine Mutter eventuell bereit sei, in Münkenstein eine Lesung abzuhalten. So etwas habe man noch nie gehabt, das sei endlich mal was Neues und würde sicher auf ein großes Echo stoßen. Davon war auch Sven überzeugt, sagte in meinem Namen zu und wußte ganz genau, daß ich mich bisher um Lesungen immer herumgedrückt hatte. Nicht mal Verlegers hatten es geschafft, mich umzustimmen. Selbst das Argument, sogar Simmels Leseabende seien immer ein großer Erfolg, obwohl er doch bekanntermaßen leicht stottere, hatte nicht gezogen.
    »Zu dem gehen die Leute nicht, weil sie ihn hören, sondern weil sie ihn sehen wollen. Seine Bücher kennen sie sowieso schon«, hatte ich gesagt und wiederum abgelehnt. Und jetzt wollte ausgerechnet mein eigener Sohn…
    »Kommt überhaupt nicht in Frage!« bellte ich ins Telefon, nachdem er mir lang und breit auseinandergesetzt hatte, mit welcher Freude man mich erwarte und wie erfolgreich der Abend werden würde. »Ich werde schon für entsprechenden Zulauf sorgen«, versprach er.
    »Na schön, ich überleg’s mir noch.« Vielleicht sollte ich es tatsächlich mal versuchen. Einfach ins kalte Wasser springen und abwarten, ob ich wieder hochkäme. Zudem lag Münkenstein nun wirklich am Ende der Welt, von dort würde ein Reinfall kaum nach außen dringen.
    Wenige Tage danach rief mich ein Herr Dreher an, stellte sich als Leiter des Münkensteiner Kulturvereins vor

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