Das halbe Haus: Roman (German Edition)
Grenzabschnitt Hinweise, die den rechtswidrigen Aufenthalt des F. und seines Sohnes an genanntem Tag ableiten lassen: Einerseits wurden Schuheindruckspuren in Größe 29 festgestellt, verursacht von einer Person, sowie Schuheindruckspuren in Größe 24, verursacht von einer weiteren Person. Weiterhin wurden sichergestellt ein Dreifarbkugelschreiber der Marke Rugli sowie die Seite 5/6 des „Neuen Deutschland“ vom 27.07.81. Besagte Seite des Organs des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands trägt Spuren von Verunreinigungen, welche auf Darmausscheidung schließen lassen. Die wahrscheinliche Annahme, daß die Fußspuren, der Kugelschreiber und die Ausscheidungen dem F. bzw. seinem Sohn zuzuordnen sind, ist abschließend zu klären.
Inwieweit eine fahrlässige Schädigung oder Gefährdung des Jakob F. gemäß § 142 StGB besteht, ist zu prüfen.
Nach allen vorliegenden Hinweisen und Indizien besteht der dringende Verdacht, daß der F. das Verlassen des Gebiets der DDR gemäß § 213 am 31.08.81 widerrechtlich versucht oder vorbereitet hat, weshalb ihm am 05.03.82 der DPA entzogen wurde.
Dessen ungeachtet versuchte der F. am 11.08.1982 in weiblicher Begleitung „zu Urlaubszwecken“ in die ČSSR einzureisen. Von den Sicherheitsorganen unseres Landes wurde ihm die Weiterreise in die ČSSR mangels fehlenden Personalausweises untersagt, worauf der F. beklagte, daß man ihn „wie einen Schwerverbrecher“ behandle, und androhte, sich in der Ständigen Vertretung der BRD „zu verschanzen“. F. beruhigte sich dank seiner Begleiterin. Dabei handelt es sich um
M e y e n b u r g,
Eva, gesch. Devrient
geb. Meyenburg
PKZ:
04 02 51 1 12 03 7
geb. am:
4.2.1951
Geburtsort:
Wernigerode
wohnhaft:
Straßmannstr. 44,
1034 Berlin
Beruf:
Dipl.-Anglistin
Tätigkeit:
Wissenschaftliche Assis-
tentin Humboldt-Univer-
sität Berlin, Sektion
Kulturwissenschaften
Partei:
parteilos, von 1970-1980
SED
Organisation:
FDJ, FDGB
Merkmale:
von 1968-1980 verhei-
ratet mit Gen. Thomas
Devrient, Dramatiker,
Sohn von Gen. General-
major Dieter Devrient,
Stellv. Stab HV A
Nationalität:
deutsch
Staatsangehörigkeit:
DDR
Familienstand:
geschieden
Kinder:
Leonore Luise Wilhelmine
Sophie 1968
Heinrich Wilhelm 1975
gest. 1978
MfS:
erfaßt für BV Berlin,
Abtlg. II
Laut inoffiziellen Quellen handelt es sich bei der M. um die neue Lebensgefährtin des F. Mehreren Personen gegenüber – im Betriebskollektiv sowie im privaten Bereich – hat F. betont, daß er die M. „mit Haut und Haar“ liebt. In seinen Augen ist sie „das vollkommene Weib“ und er „bis über beide Ohren“ in sie verliebt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann ausgeschlossen werden, daß F. komplette Kenntnis von den familiären Verhältnissen der M. hat.
F. war mehrfach im Rahmen von Rückgewinnungsgesprächen und Aussprachen durch die zuständigen staatlichen Organe sowie von gesellschaftlichen Kräften des Betriebs über die Gesetze der DDR belehrt worden. Trotzdem nahm F. den Kontakt zum BMB der BRD auf, hielt sein rechtswidriges Ersuchen auf Übersiedlung in die BRD aufrecht und erneuerte es und verfestigte seine feindlich-negative Grundhaltung zur DDR. Er scheut nicht vor einer Schädigung der DDR nach innen und außen zurück, vielmehr steuert er bewußt darauf zu. Ein negativer Einfluß des F. auf seine derzeitige Lebensgefährtin, die M., und deren Tochter, Enkeltochter des Gen. Devrient, zeichnet sich laut inoffiziellen Mitarbeitern aus dem Umfeld der M. und des F. deutlich ab (IM Seele, IM Akademiker).
Die Zielsetzung der Bearbeitung des OV besteht:
1. In der Erarbeitung von Beweisen zum Nachweis des dringenden Verdachts der Begehung von Straftaten gemäß §§ 97, 100, 142 und 213 StGB. Insbesondere der Abgleich von Schuheindruckspuren mit dem Schuhwerk des Verdächtigen und seines Sohnes sowie der Abgleich der Verunreinigungen auf dem „ND“ vom 27.07.81 mit dem Kot des Verdächtigen und seines Sohnes.
2. In der Verhinderung des Aufsuchens der StV der BRD durch den Verdächtigen.
3. In der Aufklärung der Pläne, Absichten, Mittel und Methoden feindlicher Kräfte, mit denen der Verdächtige oder seine Mutter ggf. bereits in Kontakt kamen.
4. In der Aufdeckung von Feindtätigkeit begünstigenden Bedingungen und Umständen sowie der Einleitung von Maßnahmen zur Beseitigung bzw. Einschränkung dieser zur vorbeugenden Verhinderung gesellschaftsschädigender Auswirkungen.
5. In der
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