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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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Fieberwahnwitz blasphemirt er?«
    »Nein, nein, er hat im Gegentheil eine sehr tiefe Religion.«
    »Sollte es vielleicht eine Ueberspannung in seinen Ideen sein?«
    »Ueberspannung, das ist das richtige Wort.«
    Die Königin gab ihrem Gesicht eine den Umständen angemessene Haltung, nahm die stolze Kaltblütigkeit an, welche immer die Handlungen der an die Ehrfurcht der Anderen und an die Selbstschätzung gewöhnten Fürsten begleitet, eine Fähigkeit, welche unerläßlich ist für die Großen der Erde, um zu herrschen und sich nicht zu verrathen; dann sprach sie:
    »Herr von Charny ist mir empfohlen. Er ist der Neffe des Herrn von Suffren, unseres Helden. Er hat mir Dienste geleistet; ich will ihm eine Verwandte, eine Freundin sein. Sagen Sie mir also die Wahrheit, ich muß und will sie wissen.«
    »Ich kann sie Ihnen nicht sagen,« erwiderte Louis, »und da Eurer Majestät so viel daran liegt, sie kennen zu lernen, so weiß ich nur ein Mittel: Eure Majestät höre selbst. Wenn dann der junge Mann etwas mit Unrecht sagt, so wird er auf diese Art weder dem Indiscreten, der dieses Geheimniß verlauten ließ, noch dem Unklugen, der es unterdrückt, böse sein.«
    »Ich liebe Ihre Freundschaft!« rief die Königin, »und sobald Herr von Charny in seinem Delirium seltsame Dinge sagt ...«
    »Dinge, die Eure Majestät nothwendig hören muß, um sie zu würdigen,« versetzte der gute Doctor.
    Und er nahm sachte die bewegte Hand der Königin.
    »Doch vor Allem, nehmen Sie sich in Acht!« rief die Königin, »ich thue hier keinen Schritt, ohne zu wissen, welcher liebreiche Spion hinter mir sein wird.«
    »Sie werden heute Abend nur mich haben. Es handelt sich einzig und allein darum, meinen Gang zu durchschreiten, der eine Thüre an jedem Ende hat. Ich schließe die, durch welche wir hineingehen, und Niemand wird bei uns sein, Madame.«
    »Ich überlasse mich Ihnen, mein lieber Doctor,« sagte die Königin.
    Und sie nahm den Arm von Louis und schlüpfte, ganz bebend vor Neugierde, aus ihren Gemächern.
    Der Doctor hielt sein Versprechen. Nie wurde ein König, der in den Kampf zog oder eine Recognoscirung in der belagerten Stadt vornahm, nie eine bei einem Abenteuer geleitete Königin auf eine geeignetere Weise von einem Capitän der Leibwachen, oder von einem Oberofficier des Palastes geführt.
    Der Doctor schloß die erste Thüre, näherte sich der zweiten und hielt sein Ohr daran.
    »Nun,« fragte die Königin, »ist hier Ihr Kranker?«
    »Nein, Madame, er ist im zweiten Zimmer. Oh! wenn er in diesem wäre, hätten Sie ihn vom Ende des Ganges gehört. Horchen Sie nur an diesem.«
    Man vernahm wirklich das unartikulirte Gemurmel einiger Klagen.
    »Er seufzt, er leidet, Doctor.«
    »Nein, nein, er seufzt nicht. Er spricht ganz einfach ... Ich will diese Thüre öffnen.«
    »Ich will aber nicht bei ihm eintreten!« rief die Königin, rasch zurückweichend.
    »Das ist es auch nicht, was ich Ihnen vorschlage. Ich spreche nur davon, Sie mögen in das erste Zimmer eintreten, und von da werden Sie, ohne Furcht gesehen zu werden oder zu sehen, Alles hören, was der Kranke zu sich sagt.«
    »Alle diese Vorbereitungen, alle diese Geheimnisse machen mir bange,« murmelte die Königin.
    »Wie wird es sein, wenn Sie gehört haben!« erwiderte der Doctor.
    Und er trat allein bei Charny ein.
    Mit seiner Uniformshose bekleidet, woran der gute Doctor die Schnallen losgemacht hatte, sein nerviges, feines Bein in einem seidenen Strumpfe mit Schneckenlinien von Opal und Perlmutter, die Arme wie die eines Leichnams ausgestreckt und ganz steif in den Aermeln von zerknittertem Batist, suchte Herr von Charny auf sein Kissen seinen Kopf zu erheben, der schwerer als Blei war.
    Ein siedender Schweiß rieselte in Perlen von seiner Stirne und klebte die aufgelösten Locken seiner Haare an seine Schläfe.
    Niedergeschlagen, gelähmt, träge, hatte er nur noch einen Gedanken, ein Gefühl, eine Betrachtung; sein Körper lebte nur noch bei dieser Flamme, die sich immer in seinem Gehirn selbst wieder anfachte, wie das Lichtstümpchen in der alabasternen Nachtlampe.
    Wir haben nicht ohne Absicht diese Vergleichung gewählt, denn diese Flamme, das einzige Dasein Charny's, beleuchtete phantastisch und auf eine gemilderte Weise gewisse einzelne Umstände, die das Gedächtniß allein nicht in lange Gedichte verwandelt hätte.
    Charny erzählte sich eben sein Zusammentreffen im Fiaker mit der deutschen Dame auf dem Wege von Paris nach Versailles.
    »Eine

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