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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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verwüsteter Platz,« sagte er.
    Und er näherte sich der Mauer.
    »Hier sind die Spuren vom Hinaufsteigen; hier ist eine kürzlich geöffnete Thüre. Das hatte ich mir gedacht.
    »Man hat nicht den Krieg mit den Indianern der Savannen geführt, ohne sich auf die Spuren von Thieren und Menschen zu verstehen. Seit vierzehn Tagen aber ist Herr von Chancy zurückgekehrt; seit vierzehn Tagen hat sich Herr von Charny nicht gezeigt. Diese Thüre ist es, welche Herr von Charny zu seinem Eintritt in Versailles gewählt hat.«
    So sprechend seufzte der Reiter geräuschvoll, als risse er sich seine Seele mit diesem Seufzer aus.
    »Lassen wir dem Nächsten sein Glück,« murmelte er, während er die genannten Spuren auf dem Rasen und den Mauern eine um die andere betrachtete. »Was Gott dem Einen gibt, verweigert er dem Andern. Nicht umsonst macht Gott Glückliche und Unglückliche; sein Wille sei gepriesen.
    »Man müßte aber einen Beweis haben. Um welchen Preis, durch welches Mittel ihn erlangen?
    »Oh! nichts ist einfacher. Im Gebüsche, in der Nacht, vermöchte man einen Menschen nicht zu entdecken, und von seinem Versteck aus vermöchte er diejenigen zu sehen, welche hierher kommen. Heute Abend werde ich im Gebüsche sein.«
    Der Reiter nahm die Zügel seines Pferdes zusammen, stieg langsam auf und verschwand, ohne den Schritt seines Rosses zu beschleunigen, an der Ecke der Mauer.
    Charny aber hatte sich, den Befehlen der Königin gehorchend, in seiner Wohnung eingeschlossen und erwartete eine Botschaft von ihr.
    Es wurde Nacht, nichts erschien. Statt am Fenster des Pavillons zu lauern, das auf den Park ging, lauerte Charny in demselben Zimmer an dem Fenster, das auf die kleine Gasse ging. Die Königin hatte gesagt: bei der Thüre der Jägermeisterei; aber Fenster und Thüre in diesem Pavillon, das war nur Eines, nur Erdgeschoß, und die Hauptsache war, daß man Alles sehen konnte, was vorging.
    Er befragte die tiefe Nacht und hoffte von einer Minute zur andern den Galopp eines Reiters oder den hastigen Schritt eines Läufers zu hören.
    Es schlug elf Uhr Nachts. Die Königin hatte Charny hintergangen. Sie hatte im ersten Augenblick der Ueberraschung ein Zugeständnis; gemacht. Beschämt hatte sie versprochen, was ihr zu halten nie möglich war, und sie hatte – ein schrecklicher Gedanke – versprochen mit dem Bewußtsein, daß sie nich halten würde.
    Mit jener Leichtigkeit des Argwohns, welche die heftig verliebten Leute characterisirt, machte es sich Charny schon zum Vorwurf, daß er so leichtgläubig gewesen.
    »Wie konnte ich,« rief er, »ich, der ich gesehen, Lügen glauben und meine Ueberzeugung, meine Gewißheit einer albernen Hoffnung opfern?«
    Er entwickelte mit Wuth diesen düsteren Gedanken, als das Geräusch einer Handvoll Sand, die man an das andere Fenster warf, seine Aufmerksamkeit erregte und ihn nach der Seite des Parkes laufen machte.
    Er sah nun, in einem weiten schwarzen Mantel, unten bei den Hagebuchen des Parkes eine weibliche Gestalt, welche ein bleiches, ängstliches Gesicht gegen ihn erhob.
    Charny konnte einen Schrei der Freude und zugleich des Bedauerns nicht unterdrücken. Die Frau, die ihn erwartete, die ihn rief, war die Königin!
    Mit einem Sprunge setzte er zum Fenster hinaus und fiel gerade vor die Königin nieder.
    »Oh! Sie sind da, mein Herr? Das ist ein Glück!« sagte Marie Antoinette leise und ganz bewegt; »was machten Sie denn?«
    »Sie! Sie! Madame! ... Sie selbst? ist es möglich?« erwiderte Charny.
    »Warteten Sie so?«
    »Ich wartete auf der Seite der Gasse.«
    »Konnte ich durch die Gasse kommen, während es es einfach ist, durch den Park zu kommen?«
    »Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, daß ich Sie sehen würde. Madame,« sprach Charny mit einem Ausdruck leidenschaftlicher Dankbarkeit.
    Marie Antoinette unterbrach ihn:
    »Bleiben wir nicht hier; es ist hier so hell: haben Sie Ihren Degen?«
    »Ja.«
    »Gut! ... Wo sagen Sie, daß die Leute hereingekommen seien, die Sie gesehen?«
    »Durch diese Thüre.«
    »Und zu welcher Stunde?«
    »Jedes Mal um Mitternacht.«
    »Es ist kein Grund vorhanden, daß sie heute Abend nicht auch kommen sollten. Sie haben mit Niemand gesprochen?«
    »Mit Niemand.«
    »Gehen wir in's Gebüsch und warten wir.«
    »Oh! Eure Majestät ...«
    Die Königin ging voran und machte mit ziemlich raschem Schritt ein Stück Weges in umgekehrter Richtung.
    »Sie begreifen wohl,« sagte sie plötzlich, als wollte sie dem Gedanken Charny's entgegenkommen,

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