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Das Halsband des Leoparden

Das Halsband des Leoparden

Titel: Das Halsband des Leoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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hat einen guten Geschmack. Na, genug, genug, geh jetzt!«
    Sie schob die Rappstute weg, die Fandorin das Maul auf die Schulter legen wollte.
    »Mancher nimmt sich ne Stute als Blaut«, sagte Masa rachsüchtig.
    Diese Redensart kannte er sehr gut, weil sein Herr sie mehr als einmal ihm gegenüber gebraucht hatte.
    »Ich möchte ein ausdauerndes Pferd kaufen, aber es darf nicht störrisch sein«, erklärte Fandorin. »Ich muss gestehen, ich bin kein besonders guter R-Reiter. Nicht so einer wie Ihre Boys.«
    Genau in diesem Moment krachte im Korral der Zureiter zu Boden, den der Mustang abgeworfen hatte. Der wilde Hengst versetzte ihm noch einen Huftritt und schnappte mit den Zähnen nach seinem Kopf.
    »Ich möchte ein Pony. Haben Sie Ponys?«, fragte Masa nervös.
    »Die Zwei-Halbmonde-Ranch hat alles. Hey, Jungs, lasst Kid in Ruhe, das kennt er ja schon!«, rief Miss Callaghan. »Bringt die dreijährige Fuchsstute, die ich letzte Woche zugeritten habe. Und für den Boy von Mr. Fendorin holt das schöne Texas-Pony. Für alles zusammen, mit den Sätteln, nehme ich von Ihnen nur achtzig Dollar.« Letzteres sagte sie zu Fandorin. »Aber wenn Papa fragt, sagen Sie, hundertzwanzig. Kommen Sie, ich stell Sie ihm vor.«

    »Freut mich, dass in der Umgebung meiner Tochter endlich ein richtiger Gentleman aufgetaucht ist. Sonst treibt sich da ewig nur Abschaum herum.«
    Mr. Callaghan hatte große Ähnlichkeit mit seiner Tochter, doch alles, was bei ihr anmutig wirkte, war bei ihm hässlich: die Augen von trübem Flaschengrün, die Locken rostrot, und die Sommersprossen sahen in seinem Gesicht aus wie alter Dreck. Der Viehbaron hatte eine grobe und schallende Stimme und höchst unfeine Manieren (so schneuzte er sich zu Beginn der Mahlzeit einfach in seine Serviette und befahl der Dienerin, eine neue zu bringen). Aber dem Gast gegenüber gab sich der alte Ire große Mühe, liebenswürdig zu sein.
    »Wo stammen Sie her?«
    »Aus Moskau.«
    Der Viehzüchter wunderte sich nicht.
    »Ja, gewiss, ich war selber nicht dort, aber ich habe viel Gutes über Ihre Stadt gehört. Man sagt, dass dort die Brunnen selbst im Juli nicht austrocknen. Stimmt das?«
    »Sehr r-richtig«, erwiderte Fandorin etwas erstaunt und schnitt sich ein Stück von dem riesigen bluttriefenden Beefsteak ab. Das Fleisch war erstklassig wie im besten Restaurant, nur ein wenig zu stark gepfeffert.
    Callaghan schnalzte mit den Lippen, um die Moskauer Brunnen zu würdigen.
    »Für Texas ist das sehr selten.«
    »Was hat T-Texas damit zu tun?«
    Da trat eine kurze Pause ein. Der Hausherr und sein Gast sahen einander verständnislos an. Callaghan begriff als Erster.
    »Ah, Sie sind also nicht aus dem texanischen Moskau, sondern aus dem in Iowa? Das hatte ich ganz vergessen. Ich hatte mal einen Tophand, der stammte von dort. Der konnte fabelhaft das Lasso werfen.«
    »Nein, Sir, ich stamme aus Moskau in Russland.«
    Von dem hatte der Vater der roten Perle wohl noch nie gehört. Er mahlte konzentriert mit den kräftigen Kiefern und kam offenbar zu dem Schluss, dass es genug sei mit dem Geschwätz.
    »Sie arbeiten für den Colonel?«, fragte er übergangslos. »Oder sind Sie ein Freund von ihm und wollen in den Bergen Ziegen schießen?«
    »Ich arbeite für ihn.«
    Fandorin schob den Teller weg und nippte von dem Whiskey mit Soda, der sehr gut, rauchig und mindestens zwanzig Jahre alt war.
    »Was ist Ihr Beruf?«
    »Ingenieur.«
    Es wird sich ohnehin herumsprechen, dachte Fandorin.
    »Aber hier bin ich in einer anderen Angelegenheit«, fügte er vorsichtig hinzu. »Mr. Star hat mich gebeten, herauszufinden, was im Dream Valley vor sich geht. Sie haben bestimmt gehört, dass dort seltsame Dinge geschehen.«
    Vater und Tochter wechselten einen Blick.
    »Es wird viel dummes Zeug geredet«, warf Callaghan gespielt gleichgültig hin. »Über Banditen mit schwarzen Tüchern, über ein kopfloses Gespenst … Aber den Leuten dort darf man nicht glauben. Die einen sind Heiden, die anderen gottlos.«
    »Möchten Sie denn nicht die W-Wahrheit wissen? Das Tal gehört doch Ihnen.«
    Callaghan kniff pfiffig ein Auge zu.
    »Sie wollen mir Geld abluchsen? Daraus wird nichts. Ich habe Sie nicht angeheuert. Wenn der Colonel zahlt, ist das seine Sache. Hast du gesehen, Ash, wie geschickt er ist? Für eine Arbeit doppelt Cash.«
    Das Mädchen, man muss gerecht sein, errötete leicht – sie genierte sich für ihren Papa.
    »Mr. Fendorin ist nicht so einer.«
    Der Vater machte eine wegwerfende

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