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Das Halsband des Leoparden

Das Halsband des Leoparden

Titel: Das Halsband des Leoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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Handbewegung – ich kenne die Menschen.
    »Ich will Ihnen was sagen«, fuhr er mit gesenkter Stimme fort, »wenn Sie was dazu verdienen wollen, sagen Sie dem Colonel, dass Sie im Dream Valley eine Gesteinsart gefunden haben, die auf Silber oder Gold hindeutet. Ich kenne diese Feinheiten nicht. Sie sind Ingenieur, Sie wissen das besser. Dann können Sie auf meine Dankbarkeit rechnen. Kapieren Sie, worauf ich hinauswill?«
    Der Viehzüchter starrte seinen Besucher erwartungsvoll an.
    Der blickte zu Ashlean. Wie würde sie reagieren?
    Kein Hauch von Verlegenheit. Sie saß da und lächelte strahlend. Der Apfel fiel nicht weit vom Stamm …
    »Ich kapiere schon. Sie wollen, dass der Colonel mehr für das Tal bezahlt. Sie brauchen Geld für Ihre Geschäftserweiterung. Aber ich bin kein Bergbauingenieur und verstehe nichts von Lagerstätten. Erstens. Außerdem lüge ich niemals aus Eigennutz. Zweitens.« Der Hausherr sah ihn eine Weile schweigend an und überlegte. Dann sprach er einen nicht ganz verständlichen Satz: »Well, es war angenehm, einen redlichen und mäßig gescheiten Menschen kennenzulernen.«
    Doch es war zu sehen, dass Callaghan jegliches Interesse an seinem Gast verloren hatte. Gleich darauf stand er auf, berief sich auf eine dringende Angelegenheit und verließ das Esszimmer.
    Die Dienerin wollte die schmutzigen Teller abräumen und denNachtisch servieren, aber Ashlean zischte sie an: »Geh, Sally! Du wirst jetzt hier nicht gebraucht.«
    Kaum hatte sich die Tür hinter ihr geschlossen, rückte Ashlean mit bezaubernder Ungezwungenheit ihren Stuhl näher, beugte sich zu Fandorin und flüsterte: »Ich bin ja blöd! Sie haben schon in der Kutsche vom Dream Valley angefangen, und ich hab’s überhört. Diese Gerüchte machen mir große Sorgen. Ich weiß ja, weshalb der Colonel Sie hinschickt. Wenn es stimmt, dass eine Bande sich im Tal eingenistet hat, kauft niemand mehr das Land, nicht mal für zehntausend. Dann bleibe ich ewig eine alte Jungfer! Mr. Fendorin, Sie sind ein kluger und erfahrener Mann. Helfen Sie mir! Lassen Sie ein armes Mädchen nicht zugrunde gehen! Sie sind doch ein wahrer Gentleman, zu hundert Prozent! Nicht nur den Manieren nach, wie andere, sondern ganz und gar!«
    Welch ein Unterschied zwischen den affektierten Stadtfräuleins und Ashlean Callaghan! Sie sprach erst zum zweiten oder dritten Mal mit Fandorin, benahm sich aber, als wären sie schon seit Jahren befreundet. Während sie ihm fast ins Ohr hauchte, kitzelte eine rote Locke ihm die Wange, und er zog den Kopf nicht weg, nicht nur, weil das unhöflich gewesen wäre.
    »Ich weiß doch, worum es dort geht«, sagte sie und sah sich immer wieder nach der Tür um. »Die Russen und Mormonen tun ja nur so, als ob sie einander nicht ausstehen können, in Wirklichkeit stecken sie unter einer Decke, da bin ich mir sicher! Sie setzen absichtlich hässliche Gerüchte in die Welt, damit Papa ihnen die Pacht herabsetzt. Dabei sind das Gelder, die mir gehören. Viel ist es nicht, so zweitausend im Jahr. Aber Papa rückt nicht mehr heraus, er steckt alles ins Business.« Ashlean presste die Hand an die Brust. »Schlimm wäre, wenn die Pächter recht haben. Dann verlassen sie womöglich das Tal, und neue herzulocken wird nicht gelingen. Wer braucht schon dieses Dream Valley? Wiesen und Weiden gibt’s genug in der Umgebung, die ganze Prärie. Und außer den Russenund den Mormonen beackert hier niemand das Land. Und ich, soll ich vielleicht in Kleidern aus dem letzten Jahr rumlaufen? Lieber Mr. Fendorin, eines müssen Sie mir versprechen!«
    Sie umklammerte mit heißen Fingern sein Handgelenk.
    »Wenn die Mormonen mit den Russen gemeinsame Sache machen, müssen Sie sie überführen. Dream Valley darf nicht im Preis fallen!«
    Ihr gerötetes Gesicht war ganz nahe. Fandorin atmete den Duft der Mädchenhaut ein und senkte den Blick. Doch es kam noch schlimmer.
    Ihr oberster Blusenknopf war geöffnet, und Fandorin bot sich ein wundervoller Blick auf den erregt wogenden Busen des Mädchens. In der Kutsche hatte er sich nicht getraut, ihr ins Dekolleté zu linsen, darum entdeckte er erst jetzt ein hinreißendes Naturphänomen: Ihre Brüste waren gänzlich ohne Sommersprossen, und ihre Haut war mattweiß, wie Blondinen sie haben, Rothaarige aber praktisch niemals.
    »Geben Sie mir Ihr Ehrenwort, nicht gegen mich zu spielen«, raunte sie, und ihre ein wenig geöffneten Lippen zitterten leicht.
    Unter anderen Umständen wäre Fandorin zu dem Schluss

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