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Das Halsband des Leoparden

Das Halsband des Leoparden

Titel: Das Halsband des Leoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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aber, dass es noch zu früh sei, drehte sich zu dem hinter ihm schnaufenden Masa um und erklärte ihm leise auf japanisch, um was es ging.
    Auf der Vortreppe des »Führenden Geschäfts« wartete Lukow.
    »Sie können Ihre Einkäufe m-machen, Kusma Kusmitsch. Wir müssen auch noch einiges anschaffen bei Herrn Scott.«
    Diese Worte brachten den Vorsitzenden in Verlegenheit.
    »Nein, nein«, rief er erschrocken. »Ich habe keine Eile, das mach ich später. Ich habe eine lange Liste.«
    Die russischen Laute erheiterten Scott.
    »Ihre Sprache klingt lustig, als ob Sie Kieselsteine im Mund wälzen.«
    »Wieso steht Ihre Tür offen?«, fragte Fandorin, als sie den Laden betraten, der ein Schuppen voller Kisten, Schachteln und Warenballen war. »Wird in Splitstone etwa nicht gestohlen?«
    »Und ob gestohlen wird. Nur nicht bei Mel Scott. Denn alle wissen: Ich finde den Dieb selbst unter der Erde und ziehe ihm das Fell ab.«
    »Sind Sie schon lange bei der Agentur beschäftigt?«
    Der Ladenbesitzer zog aus seiner Gesäßtasche einen Flachmann, den er wohl aus dem Saloon mitgenommen hatte, und trank einen tüchtigen Schluck.
    »Vor zwanzig Jahren habe ich mit Mr. Pinkerton die Bande der Brüder James gejagt. Das waren goldene Tage. Jetzt zähle ich zur Reserve, bekomme das halbe Gehalt, fünfzig im Monat. Das ist knapp, darum halte ich den Laden. Alles, was Sie sehen, können Sie kaufen. Außer dem da.« Er zauste liebevoll die staubige Mähne eines Bisonkopfs an der Wand. »Früher hat solch ein Ding höchstens einen Dollar gekostet, denn in den Ebenen streiften Herden von Millionen Stück herum. Jetzt ist kein einziger Bulle mehr übrig, alle abgeknallt. Sie können ihn für vierhundert haben, weil Sie ein Kollege sind. Wollen Sie? Na, wie Sie meinen.«
    Fandorin drehte sich nach Lukow um, der draußen geblieben war und das Gespräch nicht hören konnte, und fragte: »Und die Celestianer, kaufen die auch bei Ihnen?«
    Scott zwinkerte pfiffig.
    »Verstehe. Sie wollen eine kostenlose Information über das Dream Valley? Stellen Sie mich als Gehilfen ein, dann können Sie fragen, soviel Sie wollen.«
    Er setzte den Flachmann wieder an und leerte ihn, griff unter den Ladentisch, holte eine weitere Flasche Whiskey hervor, öffnete sie, überlegte.
    »Moment.«
    Er nahm ein Gewehr, das an der Wand lehnte, ging zum Fenster, zielte aufwärts.
    Fandorin blickte in die Richtung des Laufs – der Pink wollte wohl wieder nach der Glocke schießen.
    Der Schuss knallte trocken. Lukow draußen sprang hoch, der Panamahut fiel ihm vom Kopf.
    »Daneben.« Scott seufzte und stellte die Flasche zurück. »Alsoreicht’s für heute. Ich kenne meine Norm. Ja, was kann ich Ihnen anbieten? Für den Anfang brauchen Sie menschliche Kleidung. Einen Hut mit breiter Krempe, damit die Sonne Sie nicht blendet. Spitze Cowboystiefel, damit Sie leichter in die Steigbügel kommen. Ihre Hosenbeine werden im Dorngestrüpp in Fetzen gehen, darum müssen Sie Jeans kaufen. Und ein paar Wolldecken. Reiseflaschen. Ein Beil oder Haumesser …«
    Masa drehte sich schon vor dem Spiegel mit einem riesigen Hut, unter dem er kaum noch zu sehen war. Ihm gefielen auch Stiefel aus gepunztem Leder, mit Kupfernieten und schrägen Absätzen.
    Fandorin aber mochte die Cowboysachen nicht. Als Reitzeug konnte er durchaus noch den mit Kohle verschmutzten weißen Anzug nutzen. Um die Hose zu schonen, erwarb er Knieschützer aus Leder mit Schnürbändern. Als Ersatz für den durchschossenen Zylinder griff er nach einem noch sehr anständigen Corkhelm britischer Herstellung, der seltsamerweise in diesen Kramladen geraten war.
    »Prima, der Nachttopf liegt seit zehn Jahren bei mir rum. Ich dachte schon, den würde nie einer kaufen«, sagte Scott erfreut. »Der gehörte einem englischen Lord, als das hier noch Indianerterritorium war. Er war gekommen, um Bisons zu schießen. Die Shoshonen haben ihn skalpiert. Sehen Sie die braunen Flecke darin?«
    Fandorin überlegte es sich anders und kaufte einen aschgrauen Hut, der zur jetzigen Farbe seines Anzugs passte.
    »Ohne Gewehr dürfen Sie nicht in die Berge.« Scott stellte lange Kisten auf den Tisch und öffnete sie. »Welche Marke bevorzugen Sie? Die da kann ich empfehlen. Ausgezeichnete Schrotbüchse mit Drehtrommel für vier Patronen.«
    Masa zog eben einen Stiefel an und hüpfte deshalb auf einem Bein.
    »Remington, Kaliber 50. Zwei«, sagte er.
    »Ein seriöses Gerät. Ihr Chinese hat einen guten Geschmack.«
    »Japaner ist

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