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Das Halsband des Leoparden

Das Halsband des Leoparden

Titel: Das Halsband des Leoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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Die Reiterin riss ihr Pferd zwischen den Gegnern hoch und ließ es sich drehen.
    Sie hatte sich umgezogen. Statt des Seidenkleids hatte sie Jacke und Hose an, statt des Hütchens trug sie einen weißen Sombrero. Erstaunlich, doch selbst dieser rustikale Aufzug stand ihr bestens. »Sie hatten mir doch versprochen, dem ›Indianerkopf‹ fernzubleiben!«, schrie die Reiterin vorwurfsvoll. »Sie haben mir Ihr Wort als Gentleman gegeben. Ach, Sie!«
    »Ja, ich w-wollte eigentlich …«
    »Und dich verdammten Idioten liebe ich nicht mehr, dass du’s nur weißt!«, schrie Ashlean Callaghan ihren Bräutigam an, ohne Fandorin zuzuhören. »Was hast du mir versprochen? Was seid ihr Männer doch für Lügner! Ich sag’s Papa, dann schmeißt er dich von der Ranch! Richtig freuen wird ihn das!«
    »Ash, was hast du? Was hast du denn?«, murmelte Rattler und wich vor dem zähnefletschenden Pferdemaul zurück. »Ich hab doch nur …«
    »Halt den Mund, du Blödmann! Ich will dich nicht mehr sehen!«
    Die Gaffer beobachteten den Streit der Liebenden mit der gleichen gierigen Schaulust wie zuvor das Duell. Mit Vergnügungen war es wohl sehr schlecht bestellt in Splitstone.
    Das Mädchen tat Fandorin leid. Sie hätte einen besseren Bräutigam verdient als diesen Klapperwurm.

    Die Zwei-Halbmonde-Ranch

    Von hinten berührte ihn jemand an der Schulter.
    Es war der Sekundant, Glockenschütze, Ladenbesitzer und örtliche Pinkerton-Agent.
    »Nun, da Sie heute nicht gestorben sind und noch eine Zeitlang bei uns leben werden, ist es besser, Ihr Spielzeug gegen etwas Wirksameres zu tauschen«, sagte er höflich und zeigte auf den Herstal-Revolver. »Im ›Führenden Geschäft‹ von Mel Scott finden Sie alles, was Sie fürs Überleben und für den Komfort benötigen. Beliebige Waffen, Sättel, Geschirre, Fleischkonserven, Dynamit, Kleidung für …«
    »Ich habe einen B-Brief von Mr. Robert Pinkerton«, fiel Fandorin ihm ins Wort.
    Scott sah sich nach allen Seiten um und fasste Fandorin am Ellbogen.
    »Ich habe gleich geahnt, dass Sie nicht von ungefähr hier sind. Gehen wir ein Stück. Hier ist zu viel Geschrei.«
    Er las den kurzen Brief, der die Überschrift »An alle festangestellten und Reserveagenten« trug, zweimal. Dann musterte er Fandorin mit eingekniffenen Augen.
    »Sie hätten gleich zu mir kommen sollen. Ich hätte Ihnen zumindest geraten, sich nicht mit Rattler anzulegen. Hier steht: ›jegliche Unterstützung‹. Was kann ich für Sie tun?«
    »Statten Sie mich besser aus. Damit ich nicht wie ein Fremder aussehe, dem man nur möglichst viel Geld abknöpfen will. Ich bin neu in dieser Gegend, darum verlasse ich mich auf Sie.«
    Der Pink kratzte sich die Nasenspitze.
    »Das ist alles?«
    »Einstweilen ja. Vielleicht werde ich Sie später noch um professionelle Hilfe bitten. Wenn meine Aufgabe schwerer sein sollte, als ich d-dachte.«
    In Scotts Augen spielten lustige Fünkchen, doch ein Kommentar blieb aus.
    »Na, kommen Sie mit in den Laden.«
    Fandorin winkte den Kammerdiener herunter und folgte dem Pink.
    »Wenn Sie nicht reden wollen, ist das Ihre Sache«, sagte der nach kurzem Schweigen. »Ich weiß auch so, warum Sie hier sind. Die Schwarzen Tücher, stimmt’s? War nicht schwer zu erraten. Sie saßen ja vorhin mit dem russischen Komiker aus dem Dream Valley zusammen.«
    »Ich bin auch Russe«, bemerkte Frandorin kühl.
    »Ich wollte Sie nicht kränken. Wenn Sie achtgegeben haben, lag meine Betonung nicht auf ›russisch‹, sondern auf ›Komiker‹. Sie werden ja nicht bestreiten wollen, dass Mr. Kusma Lukow ein Narr ist, oder?«
    Nein, das wollte Fandorin nicht bestreiten.
    »Wenn Sie meine Meinung wissen wollen«, sagte Scott achselzuckend, »in dem Tal gibt’s keine Bande. Die Schwarzen Tücher sind, nach allem zu urteilen, ernstzunehmende Jungs, wenn sie schon Züge angreifen. Was soll ihnen ein russisches Dorf? Was ist denn zu holen bei diesen Spinnern – russische Bücher? Es kommt ja öfters vor, dass eine Räuberbande an versteckter Stelle ein geheimes Lager anlegt. Aber wozu dann die Russen ärgern und triezen? Das sind alles Märchen, wie ich meine. Doch wenn Colonel Star das aufklären will, ist das sein Recht. Falls Sie mich brauchen, stehe ich zu Diensten. In dem Brief von Mr. Pinkerton wird Ihnen ein Nachlass von dreißig Prozent garantiert. Also werde ich Sie nur dreifünfzig pro Tag kosten.«
    »Werd ich mir merken.«
    Fandorin überlegte, ob er nach dem Dream Valley fragen sollte, entschied dann

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