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Das Halsband des Leoparden

Das Halsband des Leoparden

Titel: Das Halsband des Leoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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er.«
    Scott legte zwei Büchsen, Patronentaschen und Munition auf den Tisch und ließ die Kugeln des Rechenbretts klappern.
    »Jetzt die Revolver«, sagte er. »Da Sie Russe sind, rate ich zu Smith & Wesson, Kaliber 44, dem sogenannte Russian. Doppelte Wirkung, entwickelt im Auftrag Ihres Großherzogs Alexej, als der hier mit dem berühmten Buffalo Bill Bisons jagte. Bleikugel, 246 Gran, 23 Gran Schwarzpulver. Die Griffschalen aus Guttapercha, sehr bequem.«
    »Ich w-weiß. Der Revolver gehört zur Bewaffnung der russischen Armee. Nehme ich.«
    »Und für Ihren Japaner zwei?«, fragte Scott, da Masa eben einen gelben Gürtel mit zwei Halftern anlegte.
    »
Chidari-no ho ni nuntiaku-o, migi-ni wakidsashi-o sasunda
« 6 , brummte der sich zufrieden unter die Nase.
    »Nein, er braucht keine Revolver«, übersetzte Fandorin.
    Der teuerste Einkauf war ein kompaktes Zeissglas mit 18-facher Vergrößerung. Damit war die Ausstattung komplett.
    »Jetzt nur noch Pferde«, schloss Scott. »Dazu müssen Sie auf eine Ranch.«
    Fandorin dachte an das Angebot von Miss Callaghan und fragte lässig: »Zur ›Zwei-Halbmonde-Ranch‹, ist das weit?«
    »Sie wollen bei Cork Callaghan kaufen?« Scott nickte beifällig. »Recht so. Der Alte hat vorzügliche Gäule, nur verkauft er sie enorm teuer.«
    »Mir wurde ein N-Nachlass versprochen.«

    Bis zur Farm der Callaghans waren es von dem Städtchen nur anderthalb Meilen, darum schickten sie die Einkäufe ins Hotel und gingen zu Fuß.
    Masa schritt anfangs munter und sporenklirrend aus. Aber bald begann er zu stolpern, denn die hohen Absätze, beim Reiten zweifellos nützlich, waren für Spaziergänge weniger geeignet. Fandorin eilte schließlich voraus und durchschritt das Tor der Ranch allein. Es war ein seltsames Tor. Ohne Zaun stand es da im Gelände. Links davon ein großes Schild: BESITZ VON CORK CALLAGHAN. RUSTLER WERDEN HIER AUF DER STELLE GETÖTET. Zwecks größerer Überzeugungskraft war darunter ein Baum mit einem Gehenkten abgebildet.
    Rechts war eine Koppel zu sehen, auf der eine riesige Herde Langhornrinder weidete, die Herde wohl, die gerade aus Texas hergetrieben worden war. Links dunkle Bauten: Schuppen, Baracken, Lagerhäuser. Das Haupthaus lag in der Mitte. Es war ein großes Holzgebäude, verkleidet mit weißgestrichenen Brettern. Es gab sich alle Mühe, majestätisch auszusehen, dazu streckte es vier bauchige Säulen vor, reckte ein aufgesetztes Türmchen in die Höhe und prunkte vor der Freitreppe mit zwei steinernen Löwen, aber wie kann etwas majestätisch wirken, wenn es überall nach Dung riecht? Man durfte vermuten, dass die Bewohner von Callaghan House den Duft, der für eine städtische Nase so peinigend ist, nicht mehr wahrnahmen. Jedenfalls lag der Korral genau gegenüber der Fassade.
    Fandorin musterte die Pferde (sie waren gut, eines wie das andere) und beobachtete, wie einer der Cowboys einen wilden Hengst zuritt. In Moskau hatte der ehemalige Beamte für Sonderaufträge als leidlicher Reiter gegolten, aber auf diesem Mustang würde er sich keine halbe Minute im Sattel gehalten haben.
    Callaghans Cowboys, von denen sich wohl zwei Dutzend um den Korral herumdrückten, betrachteten derweil Fandorin nicht eben freundlich, doch auch ohne Dreistigkeit. Offenbar war einer von ihnen im »Indianerkopf« dabei gewesen und hatte den übrigen erzählt, dass der Stutzer mit der Krawatte für sich einzustehen wusste.
    Nun kam auch Masa, er trug die Stiefel, mit einer Schnur zusammengebunden,über der Schulter. Neben ihm ritt langsam Ashlean Callaghan. Ihre schöne Rappstute, die Fandorin schon vorhin aufgefallen war, setzte spielerisch die wie gedrechselten Beine und ging mal mit der einen, mal mit der anderen Seite voran.
    Zehn Schritte hinter ihr wippte Ted Rattler im Sattel, finster wie eine Gewitterwolke. Ohne Fandorin eines Blicks zu würdigen, sprang er aus dem Sattel, warf einem der Cowboys den Zügel zu und baute sich abseits auf. Er blickte nicht zu Fandorin, ging aber auch nicht weg.
    »Ihr Boy hat gesagt, dass Sie hier sind!«, rief das Fräulein von oben. »Sie brauchen Pferde, ja? Selma, wo willst du hin, he?«, schrie sie ihr Pferd an, das zu Fandorin getreten war, die samtweichen Lippen nach ihm reckte und leise wieherte.
    Er streichelte ihr die Blesse.
    »Schönes Tier, sch-schönes Tier.«
    »Ich hab noch nie gesehen, dass Selma zu einem Fremden zärtlich gewesen wäre«, sagte Ashlean staunend und schwang sich leichtfüßig zu Boden. »Mein Mädchen

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