Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels
die in seiner Gesäßtasche steckten, und schleifte die schwere Leiche des Anwalts zur Tür. Er stellte das Regal wieder hin, hob die Glasscherben auf und wischte den vergossenen Whiskey mit dem Jackett auf, das über dem Rücken des Anwaltsstuhls hing. Er durchsuchte Dunlaps Taschen, fand einen Schlüsselring und über zweihundert Dollar in der Brieftasche. Er legte das Geld in eine Schreibtischschublade und steckte die Schlüssel ein.
Willard öffnete die Bürotür, trat in das kleine Vorzimmer und kontrollierte, ob die Vordertür abgeschlossen war. Dann ging er ins Bad, ließ ein wenig Wasser auf das Jackett laufen und ging zurück, um das Blut vom Boden zu wischen. Erstaunlicherweise gab es nicht viel davon. Nachdem er das Jackett über die Leiche geworfen hatte, setzte er sich an den Schreibtisch. Er suchte nach irgendetwas mit seinem Namen darauf, fand aber nichts. Er nahm einen Schluck von dem Scotch, der auf dem Tisch stand, schraubte die Flasche zu und steckte sie in eine andere Schublade. Auf dem Schreibtisch stand ein goldgerahmtes Foto von einem dicklichen Teenager mit Tennisschläger, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war. Das Foto von der Gattin war verschwunden.
Willard löschte das Licht im Büro, trat hinaus auf die Gasse und legte das Jackett und den Hammer auf den Vordersitz. Dann klappte er die Ladefläche herunter, startete den Wagen und setzte ihn rückwärts an die offene Tür. Es dauerte nur eine Minute, den Anwalt auf die Ladefläche zu zerren, ihn mit einer Plane zuzudecken und die Ecken mit Zementblöcken zu beschweren. Willard legte einen Gang ein, ließ den Wagen ein paar Meter vorwärtsrollen, stieg aus und schloss die Bürotür. Er nahm die Route 50 und kam an einem Streifenwagen vorbei, der auf dem leeren Gewerbegrundstück bei Slate Mills stand. Willard sah in den Rückspiegel und hielt die Luft an, bis das beleuchtete Texaco-Schild nicht mehr zu sehen war. Bei Schott’s Bridge hielt er kurz an und warf den Hammer in den Paint Creek. Gegen drei Uhr früh war er fertig.
Am nächsten Morgen, als Willard und Arvin zum Gebetsbaum kamen, tropfte noch immer frisches Blut in den Dreck. »Das war doch gestern noch nicht hier«, sagte Arvin.
»Ich habe gestern Nacht ein Murmeltier überfahren«, sagte Willard. »Hab’s dann gleich ausbluten lassen, als ich nach Hause gekommen bin.«
»Ein Murmeltier? Mann, das muss ja ein Riesenviech gewesen sein.«
Willard grinste und ging in die Knie. »Ja, war es. Das war ein dickes, fettes Mistviech.«
7.
Trotz der Opferung des Anwalts fingen Charlottes Knochen ein paar Wochen später an, einfach zu brechen, widerliche Knackgeräusche, bei denen sie schreien und sich die Arme wund kratzen musste. Wann immer Willard sie zu bewegen versuchte, fiel sie vor Schmerzen in Ohnmacht. Auf ihrem Rücken breitete sich ein eitriges Wundgeschwür aus, bis es tellergroß war. In ihrem Zimmer stank es so ekelhaft wie beim Baumstamm. Es hatte seit einem Monat nicht geregnet, und die Hitze ließ nicht nach. Willard kaufte weitere Lämmer im Schlachthof und goss eimerweise Blut über den Baumstamm, bis ihre Schuhe bis über den Rand im Schlamm versanken. Als Willard eines Morgens nicht da war, wagte sich eine lahme, ausgehungerte Promenadenmischung mit weichem weißem Fell und zwischen den Hinterläufen eingeklemmtem Schwanz bis an die Veranda. Arvin fütterte den Hund mit ein paar Resten aus dem Kühlschrank und hatte ihn bereits Jack getauft, als sein Vater nach Hause kam. Wortlos verschwand Willard im Haus und kehrte mit seiner Flinte wieder. Er schob Arvin beiseite und schoss dem Hund zwischen die Augen, obwohl der Junge ihn anflehte, es nicht zu tun. Willard trug das Tier in den Wald und nagelte es an eines der Kreuze. Arvin sprach danach kein Wort mehr mit ihm. Wenn Willard unterwegs war und nach weiteren Opfertieren suchte, lauschte er dem Stöhnen seiner Mutter. Bald fing die Schule wieder an, und er war den ganzen Sommer über noch nicht einen Tag von dem Hügel fort gewesen. Er ertappte sich bei dem Wunsch, seine Mutter möge bald sterben.
Ein paar Nächte später stürzte Willard in Arvins Zimmer und riss ihn aus dem Schlaf. »Geh zum Gebetsbaum«, befahl er. Der Junge setzte sich auf und sah sich verwirrt um. Im Flur brannte Licht. Er konnte seine Mutter nach Luft schnappen und keuchen hören. Willard schüttelte ihn erneut. »Und du betest, bis ich dich hole. Sorg dafür, dass ER dich auch hört, verstanden?« Arvin zog sich schnell an
Weitere Kostenlose Bücher