Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels
beim Seitensprung erwischt«, sagte er. »Seitdem bin ich völlig im Arsch.« Diesem Hinterwäldler zu gestehen, dass er sich hatte Hörner aufsetzen lassen, war schwieriger, als er gedacht hatte.
Willard beobachtete das Profil des Mannes, sah, wie ihm eine Schweißperle über die Stirn lief und von der Spitze der Knollennase auf das weiße Hemd tropfte. Was der Anwalt sagte, überraschte ihn nicht. Welche Art Frau würde einen solchen Mann heiraten? In der Hintergasse fuhr ein Auto vorbei. Willard nahm die Flasche und goss sich das Glas voll. Dann griff er in die Hemdtasche nach einer Zigarette. »Ja, das ist schwer zu schlucken«, sagte er. Dunlaps Eheprobleme waren ihm scheißegal, aber er hatte seit Charlottes Heimkehr keinen guten Drink mehr gehabt, und der Whiskey des Anwalts war erstklassig.
Dunlap stierte in sein Glas. »Ich würde mich ja von ihr scheiden lassen, aber verdammt noch mal, der Mann, mit dem sie es treibt, ist schwarz wie ein Pikass«, sagte er. Dann sah er zu Willard hinüber. »Um meines Sohnes willen möchte ich eigentlich nicht, dass es gleich die ganze Stadt erfährt.«
»Na, wie wär’s, wenn Sie ihm mal in den Hintern treten? Knallen Sie dem Mistkerl eine Schaufel um die Ohren, dann versteht er schon.« Himmel, dachte Willard, diese Reichen machen auf vornehm, solange alles zu ihrem Besten läuft, aber wenn es mal richtig zur Sache geht, dann fallen sie auseinander wie Papierpüppchen im Regen.
Dunlap schüttelte den Kopf. »Das wird nichts nützen. Dann sucht sie sich einfach einen Neuen«, sagte er. »Meine Frau ist eine Hure, schon ihr ganzes Leben lang.« Der Anwalt nahm eine Zigarette aus der Schachtel, die auf dem Schreibtisch lag, und zündete sie sich an. »Ach, genug von dem Mist.« Er pustete eine Qualmwolke zur Decke. »Um noch mal auf das Haus zurückzukommen. Ich habe nachgedacht. Was, wenn ich Ihnen sagen würde, dass Sie das Haus einfach so haben können?«
»Es gibt nichts umsonst«, antwortete Willard.
Der Anwalt lächelte leicht. »Da ist wohl was Wahres dran. Trotzdem, wären Sie daran interessiert?« Er stellte sein Glas auf den Schreibtisch.
»Ich weiß nicht ganz, worauf Sie hinauswollen.«
»Ach, ich auch nicht«, sagte Dunlap, »aber wie wär’s, wenn Sie nächste Woche in mein Büro kommen und wir reden mal drüber. Bis dahin sollte ich was vorbereitet haben.«
Willard stand auf und leerte sein Glas. »Kommt darauf an«, sagte er. »Ich muss sehen, wie es dann meiner Frau geht.«
Dunlap zeigte auf das Geld, das Willard auf den Tisch gelegt hatte. »Nehmen Sie das da mit«, sagte er. »Hört sich so an, als wenn Sie es brauchen könnten.«
»Nein«, entgegnete Willard, »das gehört Ihnen. Aber ich möchte immer noch eine Quittung dafür.«
Sie beteten weiter, gossen Blut über den Baumstamm und hängten zerquetschte tote Tiere vom Straßenrand auf. Die ganze Zeit über dachte Willard an das Gespräch, das er mit dem fettärschigen Hausbesitzer geführt hatte. Er ging es hundert Mal im Geiste durch und versuchte herauszufinden, ob Dunlap ihn dazu bringen wollte, den Schwarzen oder die Frau oder vielleicht beide umzubringen. Ihm fiel sonst nichts ein, was es wert gewesen wäre, Land und Haus dafür zu überschreiben. Dann fragte er sich, wie Dunlap darauf kam, dass er so etwas tun würde; die einzige Antwort war, dass der Anwalt ihn für dumm hielt und verarschen wollte. Er würde ganz sicher dafür sorgen, dass Willard im Knast saß, noch bevor die Leichen kalt waren. Für einen kurzen Augenblick hatte er nach dem Gespräch mit Dunlap geglaubt, es würde vielleicht doch eine Chance geben, Charlotte ihren Traum zu erfüllen. Aber es gab keine Möglichkeit, das Haus jemals in Besitz nehmen zu können. Das war ihm nun klar.
Eines Tages Mitte August schien sich Charlotte ein wenig zu erholen, sie aß sogar einen Teller Tomatensuppe und behielt sie bei sich. Am Abend wollte sie auf der Veranda sitzen, das erste Mal seit Wochen, dass sie an die frische Luft kam. Willard badete, schnitt sich den Bart und kämmte sich, Arvin machte Popcorn auf dem Herd. Von Westen kam eine Brise auf und brachte etwas Kühlung. Sie tranken kaltes 7-Up und schauten zu, wie die Sterne langsam über den Himmel zogen. Arvin saß neben dem Schaukelstuhl auf dem Boden. »Das war ein schwerer Sommer, oder, Arvin?« fragte Charlotte und fuhr mit ihrer knochigen Hand durch sein dunkles Haar. Er war so ein süßer, freundlicher Junge. Sie hoffte, Willard würde das erkennen, wenn sie
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