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Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Titel: Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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der Lynch-Jungen waren vor ein paar Wochen im Wald auf ein paar tote Tiere gestoßen, die in den Bäumen hingen; und dann vermissten sie auch noch einen ihrer Hunde. Die Welt ging langsam zugrunde. Erst gestern hatte er in der Zeitung gelesen, dass Henry Dunlaps Frau und ihr schwarzer Liebhaber wegen des Verdachts verhaftet worden waren, ihn umgebracht zu haben. Noch musste die Polizei erst die Leiche finden, aber Hank fand, wenn sie es mit einem Neger trieb, dann war das Beweis genug dafür, dass sie es getan hatten. Alle kannten den Anwalt; ihm gehörte Land in ganz Ross County, und ab und zu kam er im Laden vorbei und kaufte Schwarzgebrannten, um irgendwelche großkotzigen Freunde damit zu beeindrucken. Nach allem, was Hank von dem Mann wusste, hatte er es wohl verdient, umgebracht zu werden, aber warum hatte die Frau sich nicht einfach scheiden lassen und war nach White Heaven zu den Farbigen gezogen? Die Leute hatten aber auch allesamt keinen Verstand mehr. Ein Wunder, dass der Anwalt sie nicht zuerst hatte umbringen lassen, wenn er von dem Liebhaber gewusst hatte. Das hätte ihm niemand übel genommen, aber nun war er tot, und das war wohl auch gut so. Wäre doch schlimm gewesen, mit der Last zu leben, dass alle wussten, wie seine Frau mit einem Schwarzen rummachte.
    Die Reds kamen an den Schlag, und Hank dachte an Cincinnati. Irgendwann mal würde er dorthin fahren und sich ein Doppel-Spiel-Wochenende anschauen. Das war sein Plan: sich einen guten Platz sichern, Bier trinken und sich mit Hotdogs vollstopfen. Er hatte gehört, dass die in einem Baseballstadion besser schmeckten, und das wollte er selbst herausfinden. Cincinnati war nur etwa neunzig Meilen entfernt, auf der anderen Seite der Mitchell Flats, schnurgerade die Route 50 entlang, aber er war noch nie dort gewesen, war in seinen ganzen zweiundzwanzig Jahren noch nie weiter westlich gekommen als bis Hillsboro. Hank hatte das Gefühl, erst wenn er diese Fahrt unternahm, würde sein Leben richtig beginnen. Er hatte sich noch nicht alle Einzelheiten zurechtgelegt, aber er wollte sich nach den Spielen auch eine Hure leisten, irgendein nettes Mädchen, das ihn gut behandelte. Er würde ihr etwas extra zahlen, damit sie ihm Hose und Schuhe auszog. Er würde sich dafür ein neues Hemd kaufen, unterwegs in Bainbridge halten und sich einen ordentlichen Haarschnitt verpassen lassen. Er würde sie langsam entkleiden, sich bei jedem Knopf oder womit auch immer sich die Huren ihre Kleider festmachten, Zeit lassen. Er würde ihr Whiskey über die Titten gießen und abschlecken; er hatte ein paar Männer davon reden hören, die in den Laden gekommen waren, nachdem sie sich im
Bull Pen
was genehmigt hatten. Und wenn er schließlich in sie eindrang, würde sie zu ihm sagen, er solle nur ja vorsichtig sein, sie sei Kerle von seiner Größe nicht gewohnt. Sie würde überhaupt nicht so sein wie das Schandmaul Mildred McDonald, die einzige Frau, mit der er bislang zusammen gewesen war.
    »Einmal geschubst«, hatte Mildred allen im
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erzählt, »und dann nichts als heiße Luft.« Das war vor über drei Jahren gewesen, und noch immer hänselten sie ihn damit. Die Hure in Cincinnati würde darauf bestehen, dass er sein Geld behielt, nachdem er mit ihr fertig war, würde ihn nach seiner Telefonnummer fragen, ihn vielleicht sogar anflehen, sie mitzunehmen. Er würde vielleicht als anderer Mensch zurückkommen, so ähnlich wie Slim Gleason, als der aus dem Koreakrieg heimkam. Bevor er Knockemstiff für immer verlassen würde, könnte er ja noch am
Bull Pen
halten und ein paar der Jungs ein Abschiedsbierchen spendieren, nur um ihnen zu zeigen, dass er ihnen wegen der Witze nicht böse war. In gewisser Hinsicht hatte ihm Mildred einen Gefallen getan, fand er; er hatte eine ziemliche Stange Geld beiseitegelegt, seit er dort nicht mehr hinging.
    Hank lauschte mit halbem Ohr dem Spiel und dachte darüber nach, wie gemein Mildred mit ihm umgesprungen war, als er jemanden entdeckte, der sich mit einer Taschenlampe über Clarence’ Weide näherte. Er sah, wie sich die kleine Gestalt bückte, durch den Stacheldrahtzaun stieg und auf ihn zukam. Es war fast dunkel, doch als die Gestalt näher kam, erkannte Hank, dass es sich um den jungen Russell handelte. Er hatte den Burschen noch nie allein vom Hügel kommen sehen, hatte gehört, dass sein Vater das nicht erlaubte. Aber sie hatten erst am Nachmittag die Mutter beerdigt, und vielleicht hatte sich dadurch etwas verändert,

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