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Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Titel: Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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Fotos zu wichsen, das war kein gutes Zeichen, das wusste er, aber manchmal konnte er nicht anders. Es war schwer für ihn, wenn sie zu Hause waren, wie er so Nacht für Nacht in dem schäbigen Appartement saß, während Sandy in der Bar Drinks servierte.
    Er trocknete sich ab und versuchte sich daran zu erinnern, wann sie das letzte Mal miteinander geschlafen hatten. Letztes Frühjahr vielleicht, aber sicher war er sich nicht. Er versuchte, sich Sandy wieder jung und frisch vorzustellen, so wie sie gewesen war, bevor all dieser Scheiß angefangen hatte. Natürlich hatte er bald die Geschichte mit dem Koch spitzgekriegt, der ihre Kirsche gepflückt hatte, und die One-Night-Stands mit den pickligen Pennern, trotzdem hatte sie sich damals noch einen Hauch von Unschuld bewahrt. Vielleicht lag das daran, dachte er manchmal, dass er selbst nicht allzu viel Erfahrung gehabt hatte, als er sie kennenlernte. Er hatte zwar schon mit ein paar Nutten geschlafen – die Nachbarschaft war voll davon gewesen –, aber er war erst fünfundzwanzig, als seine Mutter einen Schlaganfall gehabt hatte, der sie lähmte und praktisch stumm machte. Zu der Zeit hatte sie schon seit Jahren keinen Freund mehr gehabt, der an die Tür geklopft hätte, also musste Carl auf sie aufpassen. In den ersten paar Monaten dachte er daran, ihr ein Kissen auf das verzerrte Gesicht zu pressen und sie so beide von der Last zu befreien, aber sie war immer noch seine Mutter. Stattdessen begann er, ihren langsamen Verfall auf Film zu bannen, zwei Mal die Woche machte er ein Foto von ihrem verschrumpelten Körper, die nächsten dreizehn Jahre lang. Schließlich gewöhnte sie sich daran. Eines Morgens fand er sie tot auf. Er setzte sich auf die Bettkante und versuchte das Ei zu essen, das er ihr mit der Gabel kleingedrückt hatte, doch er bekam es nicht runter. Drei Tage später warf er die erste Schaufel Erde auf ihren Sarg.
    Neben der Kamera hatte er noch 217 Dollar übrig gehabt, nachdem er die Beerdigung bezahlt hatte, dazu einen heruntergekommenen Ford, der nur bei trockenem Wetter fuhr. Die Chancen, es mit dem Wagen jemals quer durch die USA zu schaffen, waren gering bis nicht vorhanden, aber er hatte schon fast sein ganzes Leben von einem Neuanfang geträumt, und nun ruhte seine beste und letzte Ausrede endlich auf dem Friedhof St. Margaret’s. Am Tag bevor der Mietvertrag auslief, verstaute er die Stapel mit den Krankenbettfotos in Schachteln und stellte sie zum Müll an die Straße. Dann fuhr er westlich von der Parson’s Avenue auf die High Street und ließ Columbus hinter sich. Er wollte nach Hollywood, aber er hatte damals keinerlei Orientierungssinn, und so war er an dem Abend in Meade, Ohio, und im
Wooden Spoon
gelandet. Im Nachhinein war Carl davon überzeugt, dass das Schicksal ihn dorthin gelenkt hatte, doch manchmal, wenn er an die sanfte, süße Sandy von vor fünf Jahren zurückdachte, wünschte er sich beinahe, er hätte dort nie angehalten.
    Er schüttelte die Erinnerungen ab, drückte sich mit der einen Hand etwas Zahnpasta in den Mund und spielte mit der anderen an sich herum. Es dauerte ein paar Minuten, doch schließlich war er so weit. Er trat nackt und ein wenig ängstlich aus dem Bad, und die rote Spitze seines Steifen stieß gegen seinen hängenden, wie mit Schwangerschaftsstreifen überzogenen Bauch.
    Doch Sandy schlief schon; als er sie an der Schulter berührte, schlug sie die Augen auf und stöhnte nur. »Mir ist nicht gut«, sagte sie, drehte sich um und rollte sich auf der anderen Bettseite zusammen. Carl stand ein paar Augenblicke über ihr, atmete durch den Mund, spürte das Blut aus sich weichen. Dann machte er das Licht aus und ging zurück ins Bad. Verdammt noch mal, sie kümmerte sich einen feuchten Dreck darum, dass er heute Nacht etwas Wichtiges von ihr wollte. Er setzte sich auf die Kloschüssel, und seine Hand fasste zwischen seine Beine. Er sah die glatte, weiße Leiche des Armeeburschen vor sich, nahm den feuchten Waschlappen vom Fußboden und biss hinein. Das spitze Ende des blättrigen Zweigs war erst zu dick gewesen, um in die Schusswunde zu passen, doch Carl hatte ihn hin und her bewegt, bis er aufrecht stehen blieb; es hatte so ausgesehen, als würde ein junges Bäumchen aus der muskulösen Brust des Gefreiten Bryson sprießen. Als Carl fertig war, stand er auf und spuckte den Waschlappen ins Waschbecken. Er starrte sein keuchendes Spiegelbild an, und ihm wurde klar, dass Sandy und er wohl nie wieder

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