Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels
weit abseits gefunden, ein, zwei Meilen neben dem Highway, bevor der Kühler erneut schlappmachte, und am Ende hatten sie den Großteil des Tages mit Warten verbracht, während irgend so ein Schmieraffe mit einer Packung Kautabak in der Arschtasche ihnen immer wieder versprochen hatte, sich sofort darum zu kümmern, sobald er den Motor erledigt hätte, den sein Boss schon gestern erledigt haben wollte. »Dauert nicht lange, Mister«, hatte er alle Viertelstunde zu Carl gesagt. Sandy war ihm auch keine Hilfe gewesen. Sie hatte ihren Hintern auf einer Bank direkt vor der Werkstatttür geparkt, sich die Fingernägel gefeilt und den armen Kerl mit kleinen Ausblicken auf ihre rosafarbene Unterwäsche gereizt, bis er nicht mehr gewusst hatte, ob er in der Hose kommen oder erblinden sollte, so erregt war er gewesen.
Carl hatte schließlich angewidert die Hände gehoben, die Filmdosen aus dem Handschuhfach genommen und sich auf dem Klo hinter der Tankstelle eingeschlossen. Er hockte ein paar Stunden in dem stinkenden Schwitzkasten und blätterte durch einen Stapel zerlesener Revolverblätter, die auf dem feuchten Boden neben der dreckverkrusteten Kloschüssel lagen. Ab und zu hörte er draußen das kleine Glöckchen klingeln, das einen weiteren Tankkunden ankündigte. Eine braune Küchenschabe kroch träge die Wand hinauf. Er zündete sich einen seiner Hundepimmel an und hoffte, das würde seine Gedärme in Bewegung bringen, aber seine Eingeweide waren wie Zement. Das Einzige, was er herausbekam, waren ein paar Tropfen Blut. Seine fetten Oberschenkel schliefen ein. Irgendwann hämmerte mal jemand gegen die Tür, aber Carl war nicht gewillt, seinen Sitzplatz aufzugeben, nur damit irgend so ein nichtsnutziger Hurensohn sich die Finger waschen konnte.
Er wollte sich gerade den blutigen Hintern abwischen, als er in einer durchgeweichten Ausgabe von
True Crime
auf einen Artikel stieß. Er setzte sich wieder auf die Kloschüssel und klopfte die Zigarrenasche ab. Der befragte Kriminalbeamte erklärte, dass man zwei männliche Leichen gefunden habe, eine in einem Abflusskanal bei Red Cloud, Nebraska, die andere am Boden eines Schuppens auf einer verlassenen Farm festgenagelt, ein Stück außerhalb von Seneca, Kansas. »Das sind keine hundert Meilen auseinander«, betonte der Polizist. Carl schaute nach dem Datum auf der Titelseite des Magazins: November 1964. Verdammt, die Story war schon neun Monate alt. Carl las die drei Seiten fünf Mal sorgfältig durch. Der Polizeibeamte konnte zwar keine Einzelheiten nennen, doch er deutete an, dass die beiden Morde aufgrund der »Natur« der Verbrechen mit hoher Wahrscheinlichkeit miteinander zu tun hätten. Nach dem Zustand der Leichen zu urteilen, sagte er, müsste man vom Sommer 1963 als Tatzeitraum ausgehen. »Tja, wenigstens das Jahr stimmt schon mal«, murmelte Carl. Es war ihre dritte Fahrt gewesen, als sie die beiden erwischt hatten. Der eine war ein weggelaufener Ehemann, der hoffte, in Alaska einen Neuanfang machen zu können, der andere ein Landstreicher, den sie dabei beobachtet hatten, wie er in einer Mülltonne hinter einer Tierarztpraxis nach etwas Essbarem suchte. Gleich hinter der Tür des Schuppens hatte eine Kaffeedose voller Nägel gestanden, so als hätte der Teufel persönlich sie dort abgestellt, weil er wusste, dass Carl eines Tages auftauchen würde.
Er putzte sich den Hintern und wischte sich die schweißigen Hände an der Hose ab. Dann riss er die Story aus dem Magazin, faltete die Seiten zusammen und steckte sie sich in die Brieftasche. Er pfiff eine kleine Melodie, machte sich den Kamm am Waschbecken nass, kämmte sich das dünne, grau werdende Haar nach hinten und drückte sich ein paar Mitesser im Gesicht aus. Er ertappte den Schmieraffen dabei, wie er in der Garage leise mit Sandy sprach und eins seiner dürren Beine gegen ihren Oberschenkel presste. »Verdammt noch mal, wird aber auch höchste Zeit«, sagte sie, als sie aufblickte und ihn sah.
Carl kümmerte sich nicht um sie, sondern fragte den Mechaniker: »Und, fertig?«
Der Mann trat einen Schritt zurück und schob sich nervös die schmierigen Hände in die Hosentaschen. »Ich glaub schon«, sagte er. »Ich hab Wasser aufgefüllt, und bislang hält’s dicht.«
»Und was haben Sie noch so aufgefüllt?« fragte Carl und sah ihn misstrauisch an.
»Nichts, gar nichts, Mister.«
»Haben Sie den Motor eine Weile laufen lassen?«
»Zehn Minuten lang«, sagte Sandy. »Während du da auf dem Topf gehockt
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