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Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Titel: Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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sich hinein und presste die Beine zusammen. Im Nebenzimmer sprach Carl mit sich selbst, aber das hieß normalerweise nichts, vor allem dann nicht, wenn sie gerade ein weiteres Model erledigt hatten. Dann wurde er lauter, und Sandy streckte die Hand aus und vergewisserte sich, dass sie abgeschlossen hatte, nur für alle Fälle.
    Mit dem Jungen aus Iowa hatten sie am Rand einer Müllkippe gehalten, Carl hatte die Kamera gezückt und sein Spielchen abgezogen, während der Bursche und er die zweite Flasche leerten. »Meine Frau macht gern herum, aber ich bin einfach zu alt, um ihn noch hoch zu kriegen«, hatte er gesagt. »Du verstehst, was ich meine?«
    Sandy hatte an ihrer Zigarette gezogen und die Vogelscheuche im Rückspiegel beobachtet. Der Typ wiegte sich vor und zurück, grinste heftig und nickte zu allem, was Carl sagte, doch seine Augen blieben so ausdruckslos wie Kieselsteine. Einen Moment lang fürchtete sie, der Kerl würde sich übergeben. Es waren wohl eher die Nerven als alles andere, die Übelkeit verflog schnell wieder, wie immer. Dann schlug Carl vor, sie sollten doch aussteigen, und während er eine Decke auf dem Boden ausbreitete, zog sie sich zögernd aus. Der Junge fing wieder mit seinem verdammten Gesang an, doch Sandy legte einen Finger auf die Lippen und sagte, er solle für eine Weile damit aufhören. »Lass uns ein wenig Spaß haben«, sagte sie, quälte sich ein Lächeln ab und klopfte neben sich auf die Decke.
    Der Bursche aus Iowa brauchte länger als die meisten, bis er kapierte, was los war, doch selbst dann wehrte er sich nicht allzu sehr. Carl ließ sich Zeit und machte mindestens zwanzig Fotos von allerlei Müll, der aus verschiedenen Löchern ragte: Glühbirnen, Kleiderbügel und Suppendosen. Als er die Kamera beiseitelegte und die Sache zu Ende brachte, dämmerte es schon. Er wischte sich Hände und Messer am Hemd des Jungen ab, dann ging er umher, bis er halb vergraben im Müll einen weggeworfenen Westinghouse-Kühlschrank fand. Mit der Schaufel aus dem Wagen räumte er die Oberseite frei und drückte die Tür auf; Sandy durchsuchte die Hose des Toten. »Ist das alles?« fragte Carl, als sie ihm eine Plastiktrillerpfeife und einen Penny mit Indianerkopf reichte.
    »Was hast du denn erwartet?« fragte sie zurück. »Er hat ja nicht mal ‘ne Geldbörse.« Dann sah sie in den Kühlschrank. Die Wände waren mit einem dünnen Film grünen Schimmels bedeckt, und in einer Ecke lag ein zerschlagenes Einmachglas mit klebriger, grauer Marmelade. »Himmel, willst du ihn vielleicht da reinstopfen?«
    »Ich schätze, der hat schon an schlimmeren Orten gepennt«, sagte Carl.
    Sie klappten den Burschen zusammen und drückten ihn in den Kühlschrank; Carl bestand noch auf einem letzten Foto, Sandy in rotem Schlüpfer und BH, wie sie die Tür zumachte. Er kauerte sich hin und fokussierte. »Das ist klasse«, sagte er, nachdem er geknipst hatte. »Na los, mach das verdammte Ding zu. Jetzt kann er so lange von Kalifornien träumen, wie er will.« Dann schüttete er mit der Schaufel wieder Müll auf das metallene Grab.
    Das Wasser wurde kalt und Sandy stieg aus der Wanne. Sie putzte sich die Zähne, cremte sich das Gesicht ein und kämmte ihr nasses Haar. Der Armeebursche war der Beste seit Langem gewesen, und sie hatte vor, heute Nacht beim Einschlafen an ihn zu denken. Alles, um diese verdammte Vogelscheuche aus dem Kopf zu kriegen. Als sie aus dem Bad kam, lag Carl auf dem Bett und starrte die Decke an. Seit einer Woche hatte er nicht mehr gebadet, schätzte sie. Sie zündete sich eine Zigarette an und sagte zu ihm, sie würde nicht mit ihm schlafen, solange er sich nicht den Geruch von dem Burschen abgewaschen habe.
    »Das sind Models, keine Burschen«, verbesserte er sie. Er setzte sich auf und schwang seine schweren Beine vom Bett. »Wie oft muss ich dir das noch sagen?«
    »Mir ganz gleich, wie die heißen«, erwiderte Sandy. »Das ist ein sauberes Bett.«
    Carl sah zu den Fliegen auf dem Teppich hinunter. »Ja, das glaubst du«, sagte er und ging ins Bad. Er zog sich die dreckigen Sachen aus und roch an sich. Eigentlich mochte er seinen Geruch, aber vielleicht sollte er doch etwas vorsichtiger sein. In letzter Zeit machte er sich Sorgen, er könnte sich in irgendeine Art von Schwuchtel verwandeln, und er fürchtete, Sandy würde dasselbe denken. Er prüfte das Duschwasser mit der Hand und stieg in die Wanne. Er rieb sich seinen haarigen, aufgedunsenen Körper mit dem Stück Seife ab. Zu den

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