Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels
und sonst was getrieben hast.«
»Na gut«, sagte Carl. »Was schulden wir Ihnen?«
Der Mechaniker kratzte sich am Kopf und zog seinen Kautabak auf der Tasche. »Ach, weiß nicht. Wie wär’s mit fünf Dollar?«
»Fünf Dollar?« sagte Carl. »Na hören Sie mal, so wie Sie mit meiner Alten rumgemacht haben? Die ist doch noch eine Woche wund gescheuert. Da kann ich ja von Glück reden, wenn Sie sie nicht geschwängert haben.«
»Vier?« fragte der Mechaniker.
»Jetzt hört euch nur mal diesen Scheiß an«, entgegnete Carl. »Sie nehmen aber auch, was Sie kriegen können, oder?« Dann sah er Sandy an, und sie zwinkerte. »Also gut, Sie legen noch ein paar Flaschen kalte Limo drauf und ich gebe Ihnen zwei Dollar, aber das ist mein letztes Angebot. Meine Frau ist doch keine billige Hure.«
Es war tiefe Nacht, als sie endlich weiterfuhren, und schließlich schliefen sie auf einer ruhigen Landstraße im Auto. Sie teilten sich eine Dose Büchsenfleisch, Carls Taschenmesser nahmen sie als Löffel. Dann kletterte Sandy über den Rücksitz nach hinten und sagte Gute Nacht. Kurze Zeit später, gerade als er auf dem Vordersitz einnickte, durchfuhr ein stechender Krampf Carls Eingeweide, und er suchte hektisch nach dem Türgriff. Er sprang aus dem Wagen und kletterte über den Graben neben der Straße; gerade noch rechtzeitig riss er sich die Hose herunter, klammerte sich an einen Papayabaum und entleerte eine ganze Woche voller Nervosität und Junkfood ins Unkraut. Nachdem er sich mit ein wenig Laub gesäubert hatte, stand er im Mondschein neben dem Wagen und las noch einmal die Story. Dann zog er sein Feuerzeug aus der Tasche und zündete sie an. Er beschloss, Sandy kein Wort davon zu sagen. Manchmal hatte sie ein großes Mundwerk, und er mochte nicht darüber nachdenken, was er wohl irgendwann unternehmen musste, um es zu stopfen.
15.
Am Tag nach seinem Gespräch mit der Barkeeperin in der
Tecumseh Lounge
fuhr Bodecker zu der Wohnung im Ostteil der Stadt, in der seine Schwester und ihr Mann wohnten. Eigentlich war es ihm völlig egal, wie Sandy ihr kümmerliches Leben fristete, aber solange er Sheriff in Ross County war, würde sie hier nicht herumhuren. Carl zu betrügen war eine Sache – scheiß drauf, das verstand Lee völlig –, aber sich zu verkaufen, das war etwas völlig anderes. Hen Matthews würde ihn zwar bis zum Wahltag mit solchem Schmutz bewerfen, aber Bodecker machte sich aus anderen Gründen Sorgen. Menschen sind wie Hunde: Wenn sie erst einmal anfangen zu schnüffeln, dann hören sie nicht mehr auf damit. Erst würde nur die Geschichte die Runde machen, dass der Sheriff eine Hure zur Schwester hat, doch am Ende würde jemand auf seine Machenschaften mit Tater Brown stoßen und danach auf all die Bestechungsgelder und den anderen Mist, der sich angehäuft hatte, seit er sich das erste Mal das Abzeichen angeheftet hatte. Im Nachhinein betrachtet hätte er das Arschloch von Zuhälter gleich verhaften sollen, als noch Gelegenheit dazu war. Mit einem solchen Schritt hätte er wenigstens reinen Tisch gemacht. Aber Lee hatte sich von seiner Gier leiten lassen, und nun steckte er bis zum Hals mit drin.
Er parkte vor dem heruntergekommenen Doppelhaus und sah, wie ein Laster voller Rinder in den Schlachthof auf der anderen Straßenseite einbog. Der beißende Geruch von Dung hing schwer in der heißen Augustluft. Die alte Schrottkarre, in der Sandy ihn in der letzten Nacht, bevor Lee dem Alkohol abschwor, nach Hause gefahren hatte, war nirgendwo zu sehen; dennoch stieg er aus. Er war sich ziemlich sicher, dass es sich um einen Kombi gehandelt hatte. Er ging ums Haus und nahm die klapprigen Stufen zu ihrer Wohnungstür im Obergeschoss. Oben gab es einen kleinen Absatz, den Sandy Veranda nannte. In einer Ecke lag ein umgefallener Sack Müll, grüne Fliegen krabbelten über Eierschalen, Kaffeepulver und zerknülltes Hamburgerpapier. Neben der Holzbrüstung stand ein gepolsterter Küchenstuhl, darunter eine Kaffeedose, halb voll mit Kippen. Carl und Sandy hausten schlimmer als die Farbigen oben in White Heaven oder als der weiße Bodensatz in der Senke von Knockemstiff, fand Bodecker. Gott, wie sehr er diese Schlamperei hasste. Die Insassen des County-Gefängnisses wechselten sich darin ab, jeden Morgen seinen Streifenwagen zu waschen; die Falten seiner kakifarbenen Diensthose waren messerscharf. Er kickte eine leere Rindfleischdose aus dem Weg und klopfte an, doch niemand öffnete.
Gerade als er gehen wollte,
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