Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)
verlockend im Licht des Öllämpchens, das auf dem Schemel neben der Schlafstatt stand. Viel mehr noch schimmerte das lange Haar. Wie Rabenflügel. Und sie trug irgendwelchen exotischen Schmuck an einem Stirnband.
Vor dem Bett blieb er stehen und betrachtete sie mit einem Lächeln. »Gott sei Dank ist es wahr, was man von euch Heidenfrauen sagt: Ihr seid vollkommen schamlos, nicht wahr?«
Sie erwiderte sein Lächeln und antwortete etwas, das er natürlich nicht verstehen konnte. Dann schlug sie einladend die Decke zurück.
Der Prinz löste die Fibel seines Mantels, ließ ihn achtlos zu Boden gleiten, schnallte den Gürtel ab und kniete sich auf die Bettkante. Ihr Duft, das schwarze Dreieck ihrer Schamhaare und die Schenkel, die ihm alabasterweiß erschienen, machten ihn kopflos. Auf der Stelle, jetzt musste er sie haben, und während er mit der Rechten seine Hosen aufschnürte, legte er die Linke auf ihr Knie, um ihr anzudeuten, sie solle die Beine spreizen.
Sie tat es bereitwillig, aber als er sich auf sie schob, legte sie eine kleine Hand auf seine Schulter. »Otto?«
Er hob den Kopf und musste trotz seines erbarmungswürdigen Zustands schon wieder lächeln. Es klang hinreißend, wie sie seinen Namen aussprach.
Er führte sein Glied zwischen ihre Schamlippen und rieb und suchte. »Was denn, mein Engel?«
Sie sagte etwas. Ihre Stirn war leicht gerunzelt, der Ausdruck ihres hinreißenden Gesichts ein wenig verlegen.
Er nickte. »Verstehe. Hab keine Angst. Ich werde so vorsichtig sein, wie ich kann.«
Und er hielt Wort. Sie zog scharf die Luft ein, als er eindrang, aber sie weinte nicht. Und bald röteten sich ihre Wangen, ihre kühle Haut wurde warm und noch samtiger. Ihre Lippen waren weich und glatt – nicht spröde wie die Lippen anderer Frauen im Winter immer wurden –, und als er mit der Zunge darüberfuhr, schmeckte er die würzige Süße von Anis. Das Mädchen legte die Arme um seinen Nacken und erwiderte seinen Kuss. Neugierig und ohne Scheu überließ sie sich ihm, rollte übermütig mit ihm durch ihr großzügiges Bett oder erspürte mit ernster Miene, was er wollte. Sie war unschuldig und schien doch Dinge zu wissen, die keine Jungfrau wissen konnte, und das faszinierte ihn. Es brachte ihn unweigerlich zu der Frage, ob die heidnischen Frauen über diese Dinge sprachen , ob die Erfahrenen die Jungen beiseitenahmen und ihnen zuflüsterten, was sie erwartete und was sie zu tun hatten, um einem Mann Wonne zu bereiten, und die Vorstellung brachte ihn aufs Neue in Wallung.
Trotzdem war er es schließlich, der als Erster erschöpft mit dem Kopf auf ihrer Brust einschlummerte, während sie ihm durch die blonden, schulterlangen Haare strich, an denen sie solche Freude zu haben schien.
Jahna, Februar 929
»Sie haben das Lager viel zu nah am Fluss aufgeschlagen, und dieses Wasser ist böse«, sagte Tugomir.
Dragomira beäugte argwöhnisch die dampfende Schüssel am Boden. »Denkst du, ich sollte es lieber wegschütten?«
Ihr Bruder schob den Ärmel über den Ellbogen und steckte die tätowierte Hand ins Wasser.
»Vorsicht, heiß!«, warnte sie.
Da hatte sie verdammt recht, musste Tugomir feststellen, aber seine Hände waren abgehärtet und hatten gelernt, dass sie nicht zurückzucken durften, wenn sie das Wesen der Elemente erfahren sollten. Konzentriert erkundete er, was er fühlte: ein Pochen in der Handfläche und Brennen auf der Haut von der Hitze, aber keine Reibung an den Fingerspitzen. Keinen Druck hinter der Stirn oder stolpernden Herzschlag, wie sie in der Nähe böser Wassergeister auftraten. Er zog die Hand aus der Schüssel, trocknete sie an seinem dunklen, wollenen Obergewand ab und schüttelte den Kopf. »Du kannst es benutzen. Aber halt dich vom Ufer fern.«
Sie nickte und vollführte eine auffordernde und doch verlegene Geste. »Wärst du so gut?«
Folgsam vollführte Tugomir im Sitzen eine halbe Drehung, sodass er Dragomira den Rücken zuwandte und sie sich unbeobachtet entkleiden und waschen konnte. Vermutlich wäre ihr lieber gewesen, er wäre fortgegangen und hätte sie allein gelassen, doch den Gefallen konnte er ihr nicht tun, denn er war an den Pfosten gekettet, der das Dach ihres Zeltes trug. Die Ketten klirrten leise, als er sich bewegte, und er blickte darauf hinab und fragte sich, ob man irgendwann aufhörte, Schmach zu empfinden, wenn sie einem nur lange genug angetan wurde.
Du hättest mich besser sterben lassen , hatte sein Vater zu ihm gesagt, kaum dass er aus
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