Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)
ob auch er unsere Familie verlassen hätte. Einmal habe ich gehört, wie Dad mit Charlie telefoniert hat, und ich bin sicher, dass sie über Aidan gesprochen haben, aber Dad hat nie etwas erwähnt. Vielleicht hatte ich mich ja geirrt.
Aber ich wollte eigentlich beschreiben, was gestern Abend passiert ist. Ich hatte Ben und Zach also gerade von dem großen Datum erzählt, da hat Bens Telefon geklingelt. Es war ein Freund, der in der Stadt war, und da hat Ben gefragt: »Macht es dir was aus, wenn ich mich mit meinem Kumpel auf ein paar Drinks treffe, Jess?« Natürlich nicht, habe ich gesagt, obwohl ich nicht gern allein mit Zach sein wollte, aber er war den ganzen Abend lang so nett gewesen, und ich war ein bisschen betrunken und hatte mir in Bens kleinem Zimmer schon mein Bett mit den schönen Laken gemacht, die er im Hotel gestohlen hatte, und wollte sowieso bald schlafen gehen. Ben hat Zach gefragt, ob er mitkommen wolle, aber Zach hat abgelehnt. Er musste am nächsten Morgen einen frühen Zug erwischen und wollte lieber brav sein und sich einen ruhigen Abend machen.
Aber als Ben weg war, hat Zach noch eine Flasche Champagner geöffnet und mich weiter über Felix ausgefragt. Nicht über seinen Tod, sondern wie Felix so war. Und ich habe ein bisschen erzählt, davon, dass Felix so verrückt nach Besen und Staubsaugern war. Wir haben immer so über seinen Gesichtsausdruck lachen müssen, wenn er bei Ella und Aidan einen Besen durch die Wohnung geschoben hat. Er hatte dabei immer SO entschlossen ausgesehen. Daran hatte ich lang nicht gedacht, und dann ist alles wieder hochgekommen, wie komisch Felix war und wie gern wir alle dagesessen und ihm einfach ZUGESEHEN haben. Egal, was er gemacht hat. Wir haben schon gelacht, wenn er bloß vor uns stand.
Da habe ich wieder geweint. Es hat wohl auch am Champagner gelegen, aber ich konnte nicht mehr aufhören. Ich hatte in London noch gar nicht richtig geweint, und wahrscheinlich hatte sich das aufgestaut und musste einfach raus. Dann ist Zach zu mir gekommen und hat mich in den Arm genommen, und bevor ich wusste, wie mir geschieht, haben wir uns geküsst. Ich finde ihn nicht wirklich anziehend, er sieht gut aus, aber er ist nicht mein Typ. Doch das war so schön, jemandem nahe zu sein und jemanden zu küssen, und er kann wirklich gut küssen. Und dann hat er die Hand unter mein T-Shirt geschoben und die Narben berührt und gesagt: »Das hättest du deinem schönen Körper nicht antun dürfen, Jess. Du hast so einen schönen Körper.« Das hat er immer wieder gesagt und mich dabei berührt.
Mir war natürlich klar, warum er so was sagt. Mir war schon klar, was er da tut, doch das war mir in dem Moment egal. Ich wollte es. Ich wollte mich endlich wieder schön fühlen, und er hat mich so langsam berührt und genau gewusst, war er da tut, und dann habe ich mich ausgezogen und er sich, und da war der Augenblick, als ich das alles stoppen wollte. Mir war klar, dass ich betrunken war, doch da war es zu spät. Und ich wollte nicht, dass er wütend wird, und außerdem hat es Spaß gemacht. Wirklich. Ich habe ihn nicht abgewiesen. Das war keine Vergewaltigung. Ich habe Ja gesagt, als er gefragt hat: »Bist du wirklich sicher, dass du das hier willst, Jess?« Und ich habe ihn geküsst und gesagt: »Ja, ich bin wirklich sicher«, weil alles besser war, als allein zu sein und Angst zu haben. Da hat er gesagt: »Du hast nicht zufällig ein Kondom?« Aber ich hatte keins, und er: »Warte, ich guck mal in Bens Zimmer«, und auch in dem Moment hätte ich das beenden können, habe es aber nicht. Ich bin auf dem Sofa liegen geblieben, und als Zach zurückgekommen ist, hat er gesagt: »Ich finde keins, aber ich pass schon auf, versprochen.« Also habe ich ihn einfach machen lassen. Ich habe ihn machen lassen, und ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich es nicht genossen habe. Es war wirklich gut. Es war sogar schöner als mit allen meinen Freunden in Australien – das lag wohl am Champagner und dem allen, nehme ich an. Und wir haben es sogar ein zweites Mal getan. Da haben wir dann ein Kondom benutzt. Zach ist vorher aufgestanden, hat sich angezogen und gesagt, ich bin in einer Minute wieder da, und ist eine Viertelstunde später zurückgekommen, mit Schokolade, einem Strauß wirklich billiger Blumen und Kondomen.
Dann sind wir in das andere Schlafzimmer gegangen, in mein Zimmer, und haben es noch mal getan, und beim zweiten Mal war es sogar noch besser. Hinterher sind wir
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