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Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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beide eingeschlafen, er ist in meinem Zimmer geblieben, und ich bin erst wieder wach geworden, als Ben mit seinem Freund und ein paar anderen Leuten zurückgekommen ist. Er hat sich wohl gefragt, wo Zach ist, weil er doch auf dem Sofa schlafen sollte, und hat in meinem Zimmer Licht gemacht, Zach hat weitergeschlafen, aber ich bin wach geworden. Ben war betrunken oder bekifft oder was auch immer. Er hat nur gelacht, gesagt: »Na, ihr zwei versteht euch ja immer besser«, und das Licht wieder ausgemacht. Ich habe dagelegen und gehört, wie die anderen getrunken und gelacht haben, aber ich bin in meinem Bett geblieben und bin irgendwann wieder eingeschlafen, und es war schön, wirklich schön, mit jemandem in einem Bett zu liegen. Ich habe mich in London zum ersten Mal geborgen gefühlt. Ich habe tief und fest geschlafen, richtig gut, bestimmt sechs Stunden, doch als ich wach geworden bin, hat der Alptraum angefangen.
    Zach war weg, aber das war klar, er musste ja zum Zug, er hat mir eine Nachricht dagelassen ( Pass auf Dich auf. xx ). Und als ich ins Wohnzimmer gegangen bin, war Ben schon bei der Arbeit, und nicht nur das – deshalb werde ich wohl auch die Polizei anrufen – mein Portemonnaie und mein Handy waren nämlich auch weg. Ich hatte meine Handtasche im Wohnzimmer stehen lassen, als Zach und ich ins Bett gegangen sind. Ich hatte nicht darüber nachgedacht, aber einer von den Typen, die Ben mitgebracht hat, hat die Tasche wohl gesehen und sich mein Geld und mein Handy geschnappt. Sie haben mir nur mein Tagebuch, Taschentücher und mein Make-up gelassen.
    Ich bin in Panik geraten. Es war schrecklich. Ich hatte furchtbaren Durst, Kopfschmerzen von dem vielen Champagner, und in der Wohnung hat es furchtbar ausgesehen, überall Gläser und Aschenbecher und ein Bong. Es hat echt gestunken. Ich habe die ganze Zeit gehofft, dass ich voreilige Schlüsse ziehe. Dass mein Handy und mein Portemonnaie doch noch irgendwo sind. Dass ich sie am Abend aus meiner Tasche genommen und irgendwohin gelegt hatte. Aber meine Sachen waren nicht zu finden. Ich habe im Wohnzimmer nachgesehen, in Bens Zimmer, sogar in »meinem« Zimmer, für den Fall, dass ich meine Sachen doch mitgenommen hatte. Ich habe sogar in der Toilette und im Badezimmer nachgesehen, aber Geld und Handy waren weg. Es ist ein absolut schreckliches Gefühl. Ich bin noch nie bestohlen worden. Ich wollte im Hotel anrufen und mit Ben sprechen, aber in seiner Wohnung ist kein Telefon, weil doch heutzutage jeder ein Handy hat. Und von meinem Handy aus konnte ich ihn nicht anrufen, denn das war geklaut.
    Ich wusste überhaupt nicht, was ich machen sollte, ich hatte doch nicht mal Geld für eine Telefonzelle. Ich wusste nicht einmal, ob es in der Nähe eine gab. Es hat sich alles vor mir aufgetürmt. Es war ganz furchtbar, und ich habe gemerkt, dass mein Atem komisch wurde. Aber ich konnte nichts tun. Ich war ganz allein, irgendwie musste ich damit fertigwerden. Da habe ich mich selbst beruhigt. Ich habe alles gemacht, was mir die Therapeutin beigebracht hat.
    Ich bin wieder in Bens Zimmer gegangen, und da lag ein Haufen Kleingeld auf der Kommode, und damit bin ich nach unten gegangen. Ich musste die Tür mit einem Schuh anlehnen, weil ich keinen Schlüssel hatte, und bin die Straße runtergelaufen, bis ich endlich eine Telefonzelle entdeckt habe. Es war gar nicht so leicht, die Nummer vom Hotel zu finden. Dann wollte mich das Mädchen an der Rezeption erst nicht verbinden, bis ich angefangen habe zu weinen – richtig, nicht gespielt – und gesagt habe, das sei ein Notfall, denn das war es ja. Dann endlich ist Ben an den Apparat gekommen, und ich habe ihm erzählt, was passiert ist, und anfangs hat er noch gedacht, ich würde ihn verdächtigen, aber er war es nicht, das weiß ich. Ben ist nett, aber ich musste ihn fragen, ob sich Zach womöglich die Sachen genommen hat. Natürlich nicht, hat Ben gesagt. Der ist zwar manchmal ein Arschloch, aber doch kein Dieb. Also war das einer von den Typen, mit denen er was getrunken und geraucht hat.
    Ben hat sich echt entschuldigt und gefragt, wie viel Geld in meinem Portemonnaie war, ob das Handy teuer war, aber er hat nicht wirklich verstanden, wie schlimm das ist. Er hat nur gesagt, ich solle warten, bis er Feierabend hat, er würde sich darum kümmern, aber ich habe ihm doch angehört, dass er gedacht hat, warum ruft die nicht ihre Eltern an, die regeln das doch alles. Ich habe ihn gefragt, ob ich die Polizei rufen sollte,

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