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Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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zum Kuckuck !«, sage ich. Ich rufe also »Cut!«, hole den Umschlag aus dem Mund und wische mir die Sahne ab. Ich sehe zu Mum. Sie grinst. Dann kommt Dad ans Set. Auch er mit einem breiten Grinsen. Die Kameraleute lachen auch. Ich mache also den Umschlag auf, und darin, ganz klein gefaltet, ist ein Gutschein für ein Ticket. Ein Ticket nach LONDON!!!!!!!!!!!!
    »Überraschung!«, kommt eine Stimme über den Lautsprecher. Das war der Regisseur, von oben. Ich habe so gekreischt, ein Wunder, dass die Studioscheinwerfer nicht zersprungen sind!
    Ich flehe Mum und Dad seit JAHREN an, ich will ein Ticket nach London. Gebt mir doch die CHANCE, habe ich immer gesagt, im West End rauszukommen. Ich bin im richtigen Alter. Ich gehe seit Jahren in die richtigen Klassen. Ich war schon als kleines Kind im Jugendtheater und habe da alles gelernt, Steppen und Schauspielern und Singen und sogar Ausdruckstanz. Mir sind in den letzten Monaten hier ein paar Chorrollen angeboten worden, aber ich habe alle abgelehnt. Dann hätte ich die Arbeit an Mums Show aufgeben müssen, und wofür? Für ein sechswöchiges Engagement in Melbourne oder Sydney, in Adelaide oder Canberra, in der tiefsten Provinz der Musicalwelt? Am West End und natürlich am Broadway, da geht’s ab. Ich habe doch durch meinen deutschen Vater einen europäischen Reisepass, das macht doch total Sinn, nach Europa zu gehen, oder, genauer gesagt, nach London – erst einmal. So habe ich immer argumentiert. Aber Mum und Dad haben jedes Mal gesagt, du bist zu jung, es ist zu früh, bla, bla, bla, außerdem wärst du ganz allein, in einer großen, fremden Stadt. Aber ich wäre doch nicht allein. Sobald ich eine Rolle hätte, wäre doch das Ensemble meine Familie.
    »Warum jetzt?«, habe ich auf dem Heimweg gefragt. »Was hat euch plötzlich umgestimmt?«
    »Wir werden in der Nähe sein«, hat Mum erwidert.
    Und ich: »Ihr kommt auch nach London?« Ehrlich gesagt, liebes Tagebuch, war das die totale Horrorvorstellung! Wie soll ich denn meinen Traum leben, wenn ich jeden Abend früh nach Hause kommen muss, damit sich Mum und Dad keine Sorgen machen? Es hätte, positiv betrachtet, natürlich Vorteile, wenn sie auch in London wären, dann würden sie natürlich für Essen und Miete zahlen, also habe ich meinen Schreck überspielt und nur auf das Gute gesehen, laut Mum eine meiner vielen positiven Eigenschaften. Also habe ich geschauspielert, was das Zeug hält, und »Großartig!«, gesagt. »Dann könnten wir doch alle zusammenwohnen.«
    »Oh, ist das süß von dir«, hat Mum gesagt. »Ich hatte schon Angst, dass du es schrecklich findest, wenn wir ebenfalls nach London kämen.«
    Das wird mir eine Lehre sein, ich muss meine Gesichtszüge deutlich besser kontrollieren!
    Doch Mum hat zum Glück gleich weitergeredet, ich musste also gar nichts abstreiten. Es stellt sich nämlich heraus, dass sie und Dad zwar in der Nähe sein werden, aber Nähe heißt Europa, und nicht London und auch nicht die ganze Zeit, sondern nur ein paar Wochen, und das auch erst zum Ende des Jahres. Der Kabelsender hat grünes Licht für ein neues Konzept und eine neue Staffel von MerryMakers gegeben. Mum soll sich durch ganz Europa scherzen und alle möglichen Nationalgerichte kochen, und zwar vor Ort, nicht im Studio. Sie freut sich wahnsinnig und hat mir gleich aufgelistet, wo sie überall sein wird: Spanien, Frankreich, Italien … »Wir sind immer nur Stunden von dir entfernt, Darling, und wenn du nicht arbeitest, können wir dich für deine Kurzauftritte rasch einfliegen lassen. Besser geht’s doch nicht!«
    Doch da habe ich, wenn ich ehrlich bin, schon nur noch mit einem halben Ohr zugehört. Ich hatte längst mein iPhone rausgeholt und gegoogelt, welche Musicals in der nächsten Saison im West End laufen und welche Auditions da stattfinden. Denn NATÜRLICH werde ich dann arbeiten, und ich werde wohl kaum eine Saison am West End für ein Cameo in Mums Sendung aufgeben, obwohl es total lieb war, mir das anzubieten.
    Plötzlich ist mir dann was eingefallen. »Aber ihr gebt mir doch Geld, damit ich am Anfang zurechtkomme, oder?«, habe ich gefragt. Das war vielleicht ein wenig sehr direkt, aber Tatsache ist, dass ich zwar noch zu Hause wohne und für meine Auftritte in Mums Show natürlich Geld bekomme – und auch gar nicht mal so wenig –, aber ich habe nichts gespart, und eines haben meine Tanz- und Gesangslehrer immer wieder betont, dass London richtig teuer ist.
    »Aber natürlich, Darling«,

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